Doch der Kiez war offenbar nicht die einzige Anlaufstelle für Erotik-Interessierte. Ein noch viel größeres Event hatte es in derselben Nacht im Hamburger Bezirk Bergedorf gegeben. Besonders dreist: Auf der Social-Media-Plattform Facebook wurde unter dem Motto „Your Pride F*** is not cancelled“ (Deutsch: Deine Pride-Nummer ist nicht abgesagt) für die Party geworben. Auch Patricia Blanco lässt es gerne mal krachen, allerdings hat sie von ihrem Verlobten jetzt ein Alkoholverbot aufs Auge gedrückt, wie 24hamburg.de berichtet.
Das Coronavirus und das mit der Pandemie verbundene Verbot von Massenveranstaltungen wurde ganz offensichtlich ignoriert. Doch es kam noch dicker: Vom Bahnhof Tiefstack fuhr ein Shuttlebus die feierlustigen Gäste sogar bis vor die Tür der Swinger-Party. Die Rechnung hatten die Organisatoren allerdings ohne die Polizei gemacht. Die Beamten hatten den richtigen Riecher, als sie dem Shuttlebus nach Bergedorf folgten. Ziel der Verfolgungsfahrt war ein leerstehendes und nach außen hin abgedunkeltes Firmengebäude auf dem Moorfleeter Deich.
Dort angekommen erlebten die Ordnungshüter dann ihr blaues Wunder: Mehrere Dutzend leicht bekleidete Gäste feierten ausgelassen. In Zeiten der Pandemie allerdings noch schlimmer: Damit sich die Gäste untereinander näher kommen konnten, hatten die Veranstalter Séparées und sogenannte „Lustwiesen“ eingerichtet und mit Kondomen ausgestattet. Bis auf die Benutzung der Präservative lag auf der Veranstaltung allerdings kein Corona-gerechtes Hygiene-Konzept vor. Das Einhalten von Mindestabstand: für die meisten Gäste offenbar nur eine Empfehlung, die bedenkenlos umgangen werden kann. Wie die „Mopo“ berichtet sollte die Swinger-Party von Samstag, 1. August 2020, 21 Uhr, noch bis Sonntag, 3. August 2020, 18 Uhr, andauern. Doch auch hier kam es in dieser Nacht nicht mehr zu allzu viel Körperkontakt. Die Beamten schoben dem unsittlichen und ignoranten Treiben der rund 100 Gäste einen Riegel vor. Für die Ordnungswidrigkeit erwarten die Veranstalter und die Gäste auch in diesem Fall dicke Bußgelder. „In beiden Fällen war massiv gegen die Corona-Regeln verstoßen worden“, teilte ein Sprecher der Polizei Hamburg gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa) mit.
In Hamburg feierten zuletzt viele Menschen dicht an dicht auf der Reeperbahn (Kiez) und der Schanze (Sternschanze) zwar unter freiem Himmel, aber dafür dicht an dicht. Diesem Treiben hatte der Hamburger Senat* am Donnerstag, 30. Juli 2020, mit einem Alkoholverbot zwischen 20 und 6 Uhr am Wochenende, 31. Juli 2020 bis Montagmorgen, 3. August 2020, einen Riegel vorgeschoben. Doch trinklustige Hamburger wussten das neue Corona-Gesetz geschickt zu umgehen, wie 24hamburg.de berichtet.
Die Forschungen zum SARS-CoV-2* zeigen, dass das Virus insbesondere durch engen – beispielsweise häuslichen oder medizinischen – Kontakt übertragen wird. Die Ansteckung mit dem Coronavirus erfolgt vor allem durch respiratorische Sekrete, in erster Linie Tröpfchen, zum Teil auch durch Tröpfchenkerne. Diese sogenannten Aerosole werden beim Husten, Niesen und lautem Sprechen ausgestoßen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) erklärt.
Aber auch zahnmedizinische Behandlungen können die Verbreitung von Aerosolen auslösen. Weniger wahrscheinlich, aber dennoch möglich ist auch eine indirekte Übertragung durch Hände oder kontaminierte Oberflächen. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärt, kann das Einhalten des Mindestabstands von 1,5 Metern das Auftreffen von Tröpfchen sowie auch von Aerosolen in gewissem Umfang verringern. Auch das regelmäßige Lüften kann das Ansteckungsrisiko senken. Daher ist die Gefahr einer Infektion unter freiem Himmel auch deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. Besonders gefährlich seien laut BZgA Fitnesskurse und Chorproben. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.