Karrenbauer hält es für zynisch, kurz vor dem Winter eine viel genutzte “Platte“ abzusperren, obwohl es zu wenig Unterkünfte in Hamburg gebe. Bereits Anfang des Jahres waren rund 100 000 Euro in Bauarbeiten an der Brücke geflossen, um die unerwünschten Gäste von dem Schlafplatz fernzuhalten: Die alten Bunker - dort hielten sie sich auf - wurden abgerissen, Wackersteine eingesetzt und ein Bachlauf angelegt. Dennoch kamen die Obdachlosen wieder. “Die insgesamt 118 000 Euro Steuergeld hätte man besser in neue Unterkünfte investieren sollen, statt Obdachlose zu verscheuchen“, meint Karrenbauer.
Mit seiner Kritik weiß er etwa den Caritasverband und das Diakonische Werk in Hamburg auf seiner Seite. Und auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert kurz und knapp: “Hilfe statt Zaun!“ Die Hamburger Sozialbehörde dagegen hat sich bisher nicht geäußert - das sei Sache des Bezirks, hieß es lediglich.
“Hinz&Kunzt“-Chefredakteurin Birgit Müller betont, der Zaun sei nicht nur ein Symbol für die Ausgrenzung von Obdachlosen. “Er zeigt, dass Menschen weit an den Rand gedrängt werden - zum Beispiel mit immer höheren Mieten. Viele tragen es nicht mehr mit, dass Hamburg als reiche Stadt nur noch für Reiche zugänglich sein soll.“
Trotz aller Proteste will das Bezirksamt am “Zaun des Anstoßes“ (“Welt am Sonntag“) nicht rütteln. “Er wird nicht abgebaut“, sagt Schmidt-von Koss. Sondern stabiler gemacht: Die Zaunelemente sollen verschweißt werden, damit Demonstranten Schrauben nicht mehr lockern können. Neben das Absperrgitter wollte das Bezirksamt am Dienstag Schilder am Zaun aufstellen - mit Anlaufstellen für Obdachlose.
dpa