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Zu heiß, zu trocken: Was ist los mit unserem Wetter?

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Berlin - Auch wenn es sich momentan nicht so anfühlt: Aus Sicht des Deutschen Wetterdienstes war es im ersten Halbjahr in Deutschland zu heiß und zu trocken. Auch die Prognosen sagen: Es wird immer wärmer!

Das Wetter im ersten Halbjahr ist in Deutschland weitaus wärmer, trockener und sonniger gewesen als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. “Die ersten sechs Monate waren im Schnitt 1,5 Grad zu warm. Es war das zweitsonnigste Halbjahr und das neunttrockenste seit Beginn der Messungen 1881“, sagte der Leiter des Bereichs Klimaanalyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Gerhard Müller-Westermeier, am Dienstag in Berlin. Wenn es weiterhin so warm bliebe, werde das Jahr 2011 das drittwärmste seit 1881 werden.

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Momentan schlagen sich die Deutschen aber eher mit Schmuddel-Wetter und herbstlichen Temperaturen herum. Doch es besteht Hoffnung auf die Rückkehr des Sommers: Anfang nächster Woche schiebt sich voraussichtlich ein Hochdruckgebiet nach Deutschland. “Ob diese Wetterlage länger anhält, ist noch ungewiss“, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstag in Offenbach mit. DWD-Meteorologe Simon Trippler sagte: “Das steht noch ganz schön auf wackeligen Füßen.“

In der laufenden Woche ist eine durchgreifende Wetteränderung aber noch nicht in Sicht. “Regentief “Otto“ hat jetzt ausgespielt“, sagte Trippler zwar. Aber: “Schauer und Gewitter sind weiterhin an der Tagesordnung, die Intensität kann sehr kräftig sein“, heißt es in der Vorhersage. “Allerdings wird es insgesamt etwas wärmer und die Sonne kommt auch immer wieder mal durch.“

Langfristig: In Deutschland wird es bis zu vier Grad wärmer

Für den Klimaschutz war auch 2010 aus Sicht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) “kein gutes Jahr“. “Die Menschheit hat

fast 31 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen - ein trauriger Rekord“, sagte DWD-Präsident Gerhard Adrian am Dienstag in Berlin bei einer Pressekonferenz zum Thema Klima. Der Anteil des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Luft steige trotz aller Klimakonferenzen scheinbar unaufhaltsam. In Deutschland rechnen die DWD-Experten bis 2100 mit einer Erwärmung um zwei bis vier Grad, trockeneren Sommern, nasseren Wintern und mehr extremen Wetterereignissen. Der Klimawandel werde direkte Auswirkungen auf die wetterabhängige Baubranche haben. Unter dem Strich wird der Klimawandel die Bauwirtschaft beim Thema Schlechtwettertage aber voraussichtlich eher entlasten“, erklärte Becker.

Eine bessere Luftqualität trage zudem zur Klimaerwärmung bei, erklärte Adrian. In den westlichen Industrieländern sei die Verschmutzung mit Staub und Ruß durch Kraftwerke, Hausbrand oder Verkehr gesunken. “Damit reduziert sich zugleich die abkühlende Wirkung solcher Aerosole“, erläuterte der Experte. Allein dies führe zu einem Anstieg der weltweiten Jahresdurchschnittstemperatur um ein Grad.

Für die Reduzierung von Treibhausgasen gebe es in Deutschland noch erhebliche Potenziale, vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Die Wasserkraftbranche etwa könne profitieren, wenn sie sich das künftig ungleichmäßiger werdende Wasserangebot durch Speicherung nutzbar mache. “Ab etwa 2050 wird der Klimawandel wahrscheinlich mehr Niederschläge im Winter bringen. Im Sommer könnte es trockener werden“, sagte Adrian. Bei der Solarenergiegewinnung liege Deutschland weltweit aufgrund des wechselhaften Wetters nur im Mittelfeld. Reserven gebe es auch bei der Windenergie, vor allem bei Offshore-Anlagen in der Nordsee oder in Mittelgebirgen und im Alpenraum.

Besonders in Städten werden sich die steigenden Temperaturen ab Mitte des Jahrhunderts durch häufigere Wärmestaus bemerkbar machen. Deshalb müssten Stadtplaner stärker auf Frischluftschneisen, Grün- und Wasserflächen und eine aufgelockerte Bauweise setzen, betonte DWD-Vizepräsident Paul Becker. Fassadenbegrünungen, mehr Bäume und eine Entsiegelung von Flächen könnten außerdem helfen. Auch einzelne Gebäude müssten besser isoliert und vor Starkregen und Stürmen geschützt werden.

dpa/dapd

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