1. Startseite
  2. Deutschland

WhatsApp-Spiel „Blue Whale-Challenge“: Polizei warnt vor Panikmache

KommentareDrucken

Die Schlagzeile der BILD am Freitag.
Die Schlagzeile der BILD am Freitag. © Rosenheim24

Angeblich geht ein Trend unter Jugendlichen um - und dieser sei gefährlich. Für die Polizei dagegen ist eher der Hype darum höchst gefährlich!

München - "Es ist ein absurdes, mörderisches Spiel: Die „Blue Whale-Challenge“ (deutsch: Blauwal-Spiel). Es wird über Ketten-Nachrichten auf WhatsApp verbreitet und wendet sich gezielt an Teenager. Möglicherweise gehen dutzende Selbstmorde auf dieses Todes-Spiel zurück", schreibt die BILD in ihrer Freitagsausgabe sowie auf bild.de.

Und weiter heißt es in dem BILD-Artikel: "Nach Russland und England und Spanien breitet sich der Trend jetzt auch in Deutschland aus!" Doch was steckt dahinter? Rosenheim24.de* ist der Sache nachgegangen.

Reißerische Videos auf YouTube

Spiegel TV griff das Thema bereits Mitte Juni auf. Eine Reportage mit dem Titel "Das Spiel mit dem Tod: Blue Whale Challenge", das auf YouTube hochgeladen wurde, hat mittlerweile fast 1,6 Millionen Aufrufe.

Das Thema ließ sich auch der bekannte YouTuber "LeFloid" nicht entgehen und drehte dazu ebenfalls einen Clip mit dem Titel "Die schlimmste Challenge im Internet... egal was ihr tut - TUT DAS NICHT". Damit erreichte er innerhalb von wenigen Tagen eine Reichweite von fast einer Million YouTube-Nutzern.

So verbreitet sich in Deutschland mehr und mehr die Geschichte über eine gefährliche Teenie-Challenge. Und die geht so: Angeblich verpflichten sich die Jugendlichen über 50 Tage hinweg unter Anleitung Aufgaben zu erfüllen. Zunächst beginne alles ganz harmlos, dann aber steigern sich die Aufgaben. Die Teenies werden zum Beispiel dazu gezwungen, sich selbst zu ritzen - bis dann zum "Finale" der Suizid gefordert wird.

Doch Fakt ist: Es fehlen die Belege, dass Jugendliche wirklich durch die „Blue Whale-Challenge“ massenhaft in den Selbstmord getrieben wurden!

Das ganze Phänomen hat seinen Ursprung in Russland, die Geschichte verbreitete sich dann über Boulevardmedien wie "The Sun" weltweit. Inwiefern ursprünglich mal ein wahrer Kern bestand, ist kaum zu recherchieren. Möglicherweise handelte es sich von Anfang an um einen Hoax, also eine Internet-Falschmeldung, bzw. eine urbane Legende.

Fest steht: Dadurch, dass Medien diese Geschichte aufgriffen und sie als echt annahmen, wurde das Phänomen zu einem gewissen Grad durch Trittbrettfahrer ein reales Problem.

Wie sich das entwickelte, zeigt der gesellschaftskritische YouTube-Kanal Simplicissimus sehr anschaulich in einem Video. Allerdings hat dieses bislang vergleichsweise wenige Aufrufe.

Polizeipräsidium: Panikmache kann einen Hype bewirken

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd warnt ebenfalls deutlich vor den jüngsten Medienberichten: 

"In Deutschland sind derzeit nur vereinzelte Fälle bekannt, bei denen die sogenannte #BlueWhaleChallenge angeblich Auslöser für Selbstverletzungen gewesen sein soll."

Die Polizei sieht aber die Gefahr, dass es zu einer tatsächlichen Gefahr werden kann: "Panikmache in sozialen Netzwerken oder auch im realen Leben bewirken erst, dass solche Challenges zum Hype und somit verbreitet werden. Wir raten daher dringend davon ab, entsprechende Meldungen unreflektiert zu teilen."

Zwar gebe es in Internet durchaus Foren, in denen sich Jugendliche über Suizide oder selbstzerstörerisches Verhalten informieren, aber dem LKA Bayern ist hierzulande kein einziger bestätigter Suizid durch die "Blue Whale-Challenge" bekannt. Das erklärte Fabian Bernhardt vom Polizeipräsidium gegenüber unserer Redaktion.

Der Polizei ist bewusst, dass sie durch die Warnung vor dieser Berichterstattung auch wieder ein erhöhtes Interesse an dem angeblichen Phänomen bewirken könnte. Dennoch sah man sich durch die jüngsten Veröffentlichungen von überregionalen Medien dazu gezwungen einzugreifen.

Man befürchte nämlich, dass das Phänomen sonst eine "selbsterfüllende" Prophezeiung werde, wenn weitere Medien auf den Zug aufspringen und noch mehr darüber berichtet wird.

Jugendliche mit Sorgen und psychischen Problemen sollen sich an die kostenfreie "Nummer gegen Kummer" wenden (Telefonnummer 116 111), Eltern erhalten Rat über die Telefonnummer 0800 / 111 0550.

mg

* Rosenheim24.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

Auch interessant

Kommentare