Doch nach dem größeren Virusausbruch will der Landkreis zunächst keine Schritte einleiten oder den Betrieb vorerst schließen. Es handle sich um eine Ermessensfrage, so Landrat Herbert Winkel. „Wir konnten keinen bestimmten Infektionsherd feststellen“, meinte der CDU-Politiker.
Zwar habe ein größeres Ausbruchsgeschehen gegeben. Es sei auf ein Kartonage-Lager zurückführen, wo sich Mitarbeiter in den Pausen getroffen hatten. Jedoch sei das Hygienekonzept des Betriebs gut. Die Mehrheit der Infizierten hätten sich offenbar in der Freizeit angesteckt.
Die 66 infizierten Mitarbeiter wurden unter Quarantäne gestellt. Auch 70 direkte Angehörige stünden bereits unter Quarantäne, so Winkel. Weitere Kontaktpersonen werden wohl ab Montag ermittelt.
Die Inzidenzzahl, die die bestätigten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Zeitraum von sieben Tagen angibt, steigt mit dem Ausbruch von 16,24 auf 41,13. Da der Wert damit noch unter 50 ist, kann die Landesregierung keine Einschränkungen verhängen.
Die Bundesregierung will eine Reaktion auf den beunruhigenden Trend zeigen und ein Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie auf den Weg bringen, noch im Juli soll es einen Gesetzesentwurf geben. Es könnte bereits im September oder Oktober den Bundestag passieren und spätestens zum Jahreswechsel gelten, wie die FAZ berichtet. Auch die Bundesländer kündigten zudem mehr Kontrollen an.
Vor allem inhumanen Arbeitsbedingungen in der Fleischproduktion wurde von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kritisiert. „Die Mitarbeiter wurden mitten in der Pandemie einem erheblichen Gesundheitsrisiko ausgesetzt“, bemängelte er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Künftig sollen in Niedersachsen verbesserte Standards für die Unterbringung von Tausenden Werkvertrags-Jobbern gelten, wie die Neue Osnabrücker Zeitung schreibt. Jedem Arbeiter sollen mindestens zehn Quadratmeter Wohnfläche zustehen.
Das Blatt beruft sich dabei auf Vorhaben von SPD und CDU. In den vergangenen Wochen war es zu teils heftigen Corona-Ausbrüchen in Fleischereibetrieben in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gekommen. Auch der zu „Wiesenhof“ gehörende Putenschlachthof Geestland in Wildeshausen bei Oldenburg war beteiligt. (ajr) *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.