Außerdem wurden am Stacheldrahtzaun graue Haarbüschel gefunden, „die typische Wolfsfarbe“, meint Stück – vom Fuchs jedenfalls könnten sie nicht stammen. Die Mutterkuh hat den Angreifer offenbar verjagt. Auch sie fand Stück außerhalb der Weide, ein paar Meter vom Kadaver des Kalbs entfernt. „Es hat den ganzen Tag gedauert, sie wieder auf die Weide zu bekommen. Sie war völlig verstört und verwirrt. Es ist uns leider nichts anders übrig geblieben, als sie notzuschlachten.“
Die Tiere sind für den 24-Jährigen keine gewöhnlichen Nutztiere – er hat ihnen Namen gegeben, Fleisch und Milch werden nicht vermarktet. Stück trägt neben dem Erhalt der Rasse auch zur Landschaftspflege bei. Ein Großteil der rund 30 Hektar großen Weideflächen liegt auf steilen Hängen, die mit landwirtschaftlichen Maschinen nicht bearbeitet werden können. Manuel Stück will vorerst weitermachen – auch wenn der Wolf als Verursacher des Kalbsrisses nachgewiesen wird. Er sagt aber auch: „Beim nächsten Riss ist Schluss.“
Er ist frustriert, weil er erst beim Besuch des Rissgutachters am Samstag erfuhr, dass im direkten Umfeld in den vergangenen Wochen mehrere Wildtiere gerissen wurden. „Und wir als Weidetierhalter wurden nicht informiert.“ Der Rissgutachter bestätigt auf Nachfrage, dass Kadaver gefunden worden seien. Eine DNA-Analyse wurde aber nicht in Auftrag gegeben, weil die getöteten Tiere dazu bereits zu lange der Witterung ausgesetzt waren – also kann auch nicht zweifelsfrei geklärt werden, ob wirklich ein Wolf verantwortlich war.
Der Schutz von Wolf und Nutztier muss auch an anderen Orten in der Gegend in Einklang gebracht werden. Ökologisch wertvolle Flächen wie der Eschkopf bei Rockensüß, der einer Nabu-Stiftung gehört, und die Doline bei Rockensüß, für die die Naturschutzbehörde beim Landkreis verantwortlich ist, können nur durch Beweidung offengehalten werden.
Sonst würden sie verbuschen – wertvolle Arten wie Orchideen würden dabei verloren gehen. Um beide Flächen hat sich bisher mit Anton Göbel aus Spangenberg-Herlefeld einer der wenigen Berufsschäfer der Region gekümmert. Das möchte er nun nicht mehr machen, weil er der Meinung ist, dass seine Schafe dort nicht wirksam gegen Wolfsübergriffe geschützt werden können. Das hat er im Gespräch mit unserer Zeitung bereits im Dezember gesagt.
Nabu und der Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind derzeit in Gesprächen mit Göbel, wie man die Flächen doch wirksam schützen könnte. „Es geht um einen höheren Zaun und die zusätzliche Arbeitszeit, die dadurch entsteht. Wer sich wie beteiligt und wie die Kosten sind, ist noch nicht klar – aber wir wollen Herrn Göbel auf jeden Fall unterstützen“, sagt Dina Schmidt von der Nabu-Stiftung Hessisches Naturerbe.
Sie betont, dass das EU-Recht über die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie den EU-Mitgliedsstaaten vorschreibt, dass solche für die Artenzusammensetzung wichtigen Flächen, zum Beispiel Kalkmagerrasen, erhalten werden. Der Nabu bezahlt Schäfer wie Göbel für ihre Leistung und plant sogar, weitere Flächen anzukaufen, damit die Schäfer besser von einem Ort zum nächsten ziehen können.
Erstmeldung, 11.02,2020, 10.32 Uhr: Rotenburg – Ein Kalb der seltenen Rasse Rotes Höhenvieh ist in der Nacht von Freitag (07.02.2020) auf Samstag (08.02.2020) nur wenige Meter entfernt von Wohnhäusern in Atzelrode einem Stadtteil von Rotenburg an der Fulda (Hessen), mutmaßlich von einem Wolf, gerissen worden.
Ein ehrenamtlicher Rissgutachter des Landes Hessen nahm vor Ort Genproben. Deren Auswertung soll nun zeigen, ob ein Wolf für den Riss verantwortlich ist. Laut hessenschau.de wurde dem Kalb der Schwanz abgebissen. Auch am Bauch wies das Tier Bissspuren auf. Bestätigt sei der Fall von offizieller Seite allerdings noch nicht.
Rund 750 Meter entfernt vom Fundort in Rotenburg gibt es eine Außenstelle der städtischen Kita Braach, die laut Bürgermeister Christian Grunwald aber derzeit nicht genutzt wird. Eigentlich war nächste Woche eine Waldwoche geplant, noch ist aber unklar, ob die Sturmschäden das zulassen.
Über mögliche Konsequenzen vom Wolf in der Gegend wolle man sich konstruktiv mit der Elternvertretung austauschen. Nachweise für vom Wolf gerissene Kühe oder Kälber* hat es in Hessen bislang nur im Vogelsberg gegeben.
Zuletzt wurde in Frankfurt (Hessen) ein Wolf* bei einem Unfall getötet. Obwohl der Gentest noch nicht beendet ist, sind sich Experten sicher, dass es sich bei dem Tier um einen Wolf handelt.
Das Kalb, das vermutlich von dem Wolf gerissen wurde, gehört zu der Rasse des Rote Höhen Viehs. Diese Tiere wurden seit den 1930er Jahren kontinuierlich weniger. Zur Leistungssteigerung wurden die seltenen Rind mit anderen Rassen gekreuzt. Der letzte reinrassige Zuchtbulle wurde bis Mitte der 1960er Jahre eingesetzt. Seit den 1980er haben sich vor allem Vereine dem Erhalt der seltenen Rinderrassen gewidmet.
Da die Populationsgröße der einzelnen Rinderrassen zu klein zum Erhalt der einzelnen Rassen war, wurde die 7 verbleibenden Rassen unter der Bezeichnung "Rotes Höhenvieh" zusammengeführt. Der Bestand der "Gefährdeten Nutztierrasse" zählt mittlerweile wieder einen Bestand von über 600 Tieren.
Der Hauptnutzen der Tiere liegt sowohl in der Milch, als auch in der Fleischgewinnung. Laut dem Verein zur Erhaltung und Förderung des Roten Höhenviehs e.V. ist das Rote Höhenvieh in Hessen gut aufgestellt.
Von Christopher Ziermann und Lucas Maier
Wolf in Deutschland* - Ein Experte im Interview erklärt: "Wolfsfreie Gebiete wird es nicht geben". Wolf Siegfried ist im Wildtierpark Alte Fasanerie in einem Teich* ertrunken. Jede Hilfe kam zu spät - die Besucher mussten den Tod des Tieres mit ansehen.
Hat eine Autofahrerin es geschafft ein Video von einem Wolf zu machen? Diese Frage stellen sich derzeit viele Facebook Nutzer. Den hier wurde das fragliche Video veröffentlicht.
In Nordrhein-Westfalen konnte ein Wolf beim Fressen aufgezeichnet werden. Es ist der erste Fotofallen-Erfolg in dem Bundesland.
Einem Schäfer gelang es jetzt Aufnahmen von einem Wolf zu machen.* Die Schafe blieben unversehrt.
Ein Züchter in Sachsen hatte schon seit über 20 Jahren einen Wolf-Sicheren Zaun für seine Tiere. Jetzt schaffte es ein Wolf aber durch den Zaun.*
In der Region Nordhessen sind in diesen Jahr bereits vermehrt Wolfsrisse gemeldet worden. In Hessisch Lichtenau ist es erneut zu einem vermutlichen Riss von einem Wolf in Hessen gekommen. Sieben Lämmer, ein Mutterschaf und ein weiteres Schaf sind hierbei getötet worden.
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