In der SPD wird neben einer erneuten Groko auch die Möglichkeit diskutiert, eine ausschließlich mit Unions-Ministern besetzte und von Kanzlerin Angela Merkel angeführte Minderheitsregierung zu tolerieren. Scholz sagte dazu aber: «Ich bin sehr sehr skeptisch, was eine Minderheitsregierung betrifft.» Europa brauche eine stabile Regierung in Deutschland.
Auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erteilte einer möglichen Minderheitsregierung im Bund eine Absage. «Grundsätzlich sind Minderheitsregierungen fragile Gebilde», sagte Weil den Zeitungen des «Redaktionsnetzwerks Deutschland» (Freitagausgaben).
Die Union beginnt bereits, die SPD zu umgarnen. CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder sagte der «Südwest Presse», er würde sich freuen, «wenn sich die bisherigen Partner in der Bundesregierung wieder zusammenfänden». Gerade die großen Parteien, die die Geschichte der Bundesrepublik geprägt hätten, «haben nach diesem Wahlergebnis eine besondere Verantwortung, dem Land eine gute Regierung zu stellen». Die Union stehe für jedes Gespräch zur Verfügung.
CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn kann sich eine Minderheitsregierung vorstellen, sollte es zu keiner Neuauflage der großen Koalition kommen. Das käme auf die Gespräche mit der SPD an, die er nun in der Verantwortung sehe, sagte Spahn bei der einer Konferenz des Wochenmagazins «Zeit».
Unterdessen kündigte der CSU-Parteichef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer nach wochenlangem Machtkampf in seiner Partei eine «befriedende» Lösung für die künftige personelle Aufstellung an. Am Donnerstagabend wollte Seehofer in einer Sitzung des CSU-Vorstands seine persönlichen Zukunftspläne erläutern. CSU-intern wurde erwartet, dass Seehofer auf dem Parteitag im Dezember noch einmal als Parteivorsitzender antreten, das Ministerpräsidentenamt aber abgeben könnte. Aussichtsreichster Nachfolgekandidat in Bayern ist Seehofers Dauerrivale, Finanzminister Markus Söder.