Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer und die ebenfalls in Pyeongchang mit Olympia-Edelmetall dekorierten Simon Schempp, Benedikt Doll und Erik Lesser wollen wie immer in jedem Rennen das Podest angreifen. Sie wollen die Top-Athleten Martin Fourcade und Johannes Thinges Bö, die aber läuferisch in einer anderen Liga spielen, öfter ärgern als in der Vorsaison. «Wir können sie in jedem Rennen schlagen, wenn alles passt. Über eine gesamte Saison wird das aber nicht klappen», sagte Peiffer, der das erste Einzelrennen aus privaten Gründen verpassen wird. Bei der WM peilen die Großen Vier Staffel-Gold an. Der laufstarke Johannes Kühn und Philipp Horn wollen den «Alten» Druck machen. «Ich hoffe, dass uns der Nachwuchs den Marsch bläst, dass ich gar nicht auf die Idee komme, da noch an den Start zu gehen», sagte Lesser mit Blick auf die Heim-WM 2023 in Oberhof. Unter die ersten Drei soll es in der Nationenwertung gehen. Denn nur die Top-Drei erhalten bei Olympia die maximale Quote von sechs Startplätzen.
WER SIND DIE WEITEREN FAVORITEN?
Bei den Männern sind der siebenmalige Weltcup-Gesamtsieger Martin Fourcade aus Frankreich sowie der Norweger Johannes Thingnes Bö die Favoriten auf die Große Kristallkugel. Von den 22 Weltcup-Rennen in der Vorsaison gewannen beide zusammen 17 - neun Fourcade und acht Bö. Bei den Frauen ist Kaisa Mäkäräinen aus Finnland die Titelverteidigerin. Chancen haben auch Anastasija Kuzmina (Slowakei), Dorothea Wierer (Italien) und Tiril Eckhoff (Norwegen).
WER IST NICHT MEHR DABEI?
Erstmals seit 1992 fehlt der Name von Rekord-Olympiasieger Ole Einar Björndalen. Der 44 Jahre alte Norweger beendete nach der verpassten Olympia-Qualifikation seine Karriere. Seine Frau Darja Domratschewa hörte ebenso wie die Französin Marie Dorin Habert auf. In den sportlichen Ruhestand gingen der viermalige Olympiasieger Emil Hegle Svendsen aus Norwegen und die beiden US-Amerikaner Lowell Bailey und Tim Burke, Ehemann der deutschen Olympiasiegerin Andrea Henkel. Björndalen und Domratschewa verabschieden sich am 29. Dezember bei der World Team Challenge in Gelsenkirchen von den deutschen Fans.
WAS SIEHT ES IM KRISENGESCHÜTTELTEN WELTVERBAND IBU AUS?
Nach dem schweren Doping- und Korruptionsskandal stoppte das IOC im Juni sämtliche Zahlungen an den Biathlon-Weltverband. Nachdem Olle Dahlin als neuer IBU-Präsident gewählt wurde, fließt das Geld wieder. Der Schwede löste Anders Besseberg ab. Der Norweger, zuvor 25 Jahre im Amt, steht unter Korruptionsverdacht. Die IBU hat einen harten Anti-Doping-Kampf angekündigt. Eine neue Satzung soll 2020 bestätigt werden. Die IBU arbeitet mit der International Testing Agency zusammen. Den eigenen Skandal soll eine externe Kommission aufarbeiten. Zudem haben die Athleten jetzt ein Mitspracherecht.
WIE IST DER STAND BEIM RUSSISCHEN DOPINGSKANDAL?
Vieles ist noch offen. Die IBU klagte kurz vor Saisonstart die Olympiasieger Jewgeni Ustjugow und Swetlana Slepzowa sowie zwei weitere Russen wegen Dopingverdachts an. Werden sie verurteilt, könnten Daniel Böhm, Erik Lesser, Arnd Peiffer und Simon Schempp nachträglich olympisches Staffel-Gold von 2014 bekommen. «Ich hoffe, nicht nur für eine mögliche Goldmedaille, sondern für den gesamten Sport und die Aufarbeitung, dass die Fälle entweder sanktioniert oder einwandfrei von allen Vorwürfen freigesprochen werden», sagte Lesser. Die Aufarbeitung dieses riesigen Dopingskandals brauche seine Zeit: «Und diese müssen wir uns nehmen. Alle Beweise müssen sauber sein.» Der russische Verband muss für eine Rückkehr als vollwertiges IBU-Mitglied zwölf strenge Kriterien erfüllen. Zudem werden bis mindestens 2022 keine Biathlon-Wettkämpfe in Russland stattfinden.
WAS GIBT ES FÜR ÄNDERUNGEN?
Die Single-Mixed-Staffel feiert im März 2019 in Schweden ihre WM-Premiere. In den beiden Mixed-Staffeln können nun auch die Männer beginnen, nicht zwingend immer die Frauen. Diese neue Variante soll beim Weltcup in Soldier Hollow im Februar 2019 getestet werden. Bei sehr widrigen Bedingungen können die Einzel bei den Männern auf 15 Kilometer (normal 20) und bei den Frauen auf 12,5 Kilometer (15) verkürzt werden. Die obligatorische Strafminute pro Fehlschuss wird dann auf 45 Sekunden reduziert. Im zweitklassigen IBU-Cup werden die neuen Formate «Supersprint» und «Massenstart 60» getestet.