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Vom Außenseiter zur Bank im Team: Leyhe der «Superstar»

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Zählt inzwischen zu den absoluten Top-Skispringern: Stephan Leyhe. Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Zählt inzwischen zu den absoluten Top-Skispringern: Stephan Leyhe. Foto: Karl-Josef Hildenbrand © Karl-Josef Hildenbrand

Wie ein Superstar gefeiert wurde Stephan Leyhe bei seinem Heim-Weltcup auch schon in den vergangenen Jahren. Nun zählt er auch sportlich zu den absoluten Top-Skispringern. Altmeister Dieter Thoma erhofft sich vom Willinger noch eine Steigerung.

Willingen (dpa) - Beim Gedanken ans Heimspiel wird sogar der sonst so zurückhaltende Stephan Leyhe euphorisch. «Die Hütte wird voll sein», sagt der 27-Jährige vor dem Skisprung-Spektakel in seiner hessischen Heimat mit leuchtenden Augen und sichtbarer Vorfreude.

In den vergangenen Jahren kam Leyhe noch als Außenseiter ins Rothaargebirge. Vom 15. Februar zählt er an der Mühlenkopfschanze, die für drei Tage zur Partyhochburg der gesamten Region mutiert, zu den großen Hoffnungen der DSV-Adler. Das gilt auch für die folgende WM.

Als Siebter der Gesamtwertung und in dieser Saison konstantester deutscher Springer hat sich der Hesse einen ganz neuen Status in der Mannschaft von Bundestrainer Werner Schuster erarbeitet. Für den Coach, der nach elfjähriger Amtszeit zum Saisonende aufhört, ist Leyhe «eine Bank im Team» geworden.

«In der Vergangenheit war es immer so, dass er von seinem Heimpublikum gefeiert wurde wie ein Superstar, der er aber nicht war», sagt Schuster der Deutschen Presse-Agentur. «Das hat ihn sehr unter Druck gesetzt. Diesmal kommt er bereits mit Erfolgen nach Hause und da könnte es positiv für ihn sein, dass ihn so viele unterstützen.» Schuster meint: «Willingen könnte diesmal ein wichtiger Schritt in seiner Persönlichkeitsentwicklung werden.»

Sportlich hat Leyhe schon einen enormen Schritt nach vorne gemacht. Zum Saisonauftakt im polnischen Wisla landete er als Zweiter erstmals in seiner Karriere in einem Weltcup-Einzelspringen auf dem Podest. Bei der Vierschanzentournee wurde er hinter dem überragenden Japaner Ryoyu Kobayashi und Markus Eisenbichler Dritter. Spätestens mit seinen vierten Plätzen in Innsbruck und Bischofshofen sprang er sich ins Rampenlicht.

Mit den stärkeren Leistungen steigt natürlich der Druck. Auch weil die früheren Leistungsträger Richard Freitag und Olympiasieger Andreas Wellinger seit Wochen in der Formkrise stecken, ist Leyhe mit Eisenbichler der aussichtsreichste deutsche Kandidat auf eine Top-Platzierung bei den Weltmeisterschaften. In Seefeld in Tirol ist er im Team-Wettbewerb zudem als absoluter Leistungsträger gefordert.

Der frühere Weltklasse-Skispringer Dieter Thoma sieht Leyhes Entwicklung noch lange nicht am Ende. «Stephan hat mit seinen kleinen akribischen Schritten einen Riesenschritt bewirkt und ich glaube, da ist mit seiner Geduld noch mehr möglich», sagt der 49-Jährige. Im Wettkampf gehe Leyhe viel aggressiver in die Flugphase als früher und habe dadurch seinen Absprung verbessert, analysiert Thoma.

Leyhe könne allerdings noch selbstbewusster werden. «Ich wünsche mir, dass er seine natürliche, positive und angenehme Zurückhaltung behält, aber im Wettkampf dann ein bisschen egoistischer wird», sagt Thoma. Was er damit meint, verdeutlichen Aussagen wie diese in der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung am Mittwoch. «In den beiden Einzeln wäre ich vollkommen zufrieden, wenn ich wieder in den Top Ten landen würde», wird Leyhe dort zitiert. Zu Kampfansagen verleitet ihn seine Heimspiel-Euphorie (noch) nicht.

FIS-Profil von Stephan Leyhe

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