1. Startseite
  2. Leben
  3. Gesundheit

Betrunken ohne Alkohol: Das Eigenbrauer-Syndrom

KommentareDrucken

Beim "Eigenbrauer-Syndrom" findet im eigenen Verdauungstrakt ein Gährungsprozess statt.
Beim "Eigenbrauer-Syndrom" findet im eigenen Verdauungstrakt ein Gährungsprozess statt. © dpa

Texas - Es ist ein extrem seltenes Phänomen in der Medizin: Das sogenannte Eigenbrauer-Syndrom. Betroffene haben zum Teil alarmierend hohe Alkoholwerte, ohne auch nur einen einzigen Schluck getrunken zu haben.

Eigenbrauer-Syndrom: Dauerrausch durch körpereigene Hefepilze

Das Eigenbrauer-Syndrom, im Englischen "Gut Fermentation Syndrome" genannt, ist eine extrem seltene Erkrankung im Darm. Sie ist auf eine gestörte Darmflora, beispielsweise durch eine Antibiotika-Behandlung, zurückzuführen. Eine übermäßige Besiedlung mit einem Hefepilz sorgt dabei für eine Art Gärungsprozess im eigenen Körper. Der Hefepilz setzt bei der Verdauung von zuckerhaltigen Nahrungsmitteln und Kohlehydraten, Alkohol frei. Bei diesem Gärungsprozess wird der eigene Bauch zu einer Art Brauerei, daher die Bezeichnung Eigenbrauer-Syndrom. In den vergangenen 30 Jahren wurden nur sehr wenige solcher Fälle bekannt, wie in einer Fallstudie im "International Journal of Clinical Medicine" nachzulesen ist.

Regelmäßig betrunken zu sein, ohne sich auch nur einen einzigen Schluck Bier oder Wein gegönnt zu haben - so erging es auch einem 61-Jahre alten Patienten in den USA. Sein mehr als fünf Jahre langer Leidensweg machte im Jahr 2013 nach dem Bericht im "International Journal of Clinical Medicine" Schlagzeilen. Nach einer Antibiotika-Behandlung im Jahr 2004 fiel ihm immer öfter auf, dass ihm schon zwei Bier zu Kopf stiegen. Und selbst ohne einen Schluck getrunken zu haben, fühlte sich der 61-Jährige oftmals betrunken. Seine Frau, die als Krankenschwester arbeitete, begann, das Phänomen zu dokumentieren. Mithilfe eines Messgerätes stellte sie fest, dass die Blutwerte ihres Ehemannes wiederholt einen erhöhten Alkoholwert aufwiesen. Die anfängliche Vermutung, der Mann leide an einem heimlichen Alkoholproblem, bestritt der 61-Jährige stets.

Als er eines Abends mit einem Alkoholwert von 3,7 Promille in der Notaufnahme landete, behielten ihn die Ärzte in der Isolierstation des Krankenhauses. Nach einer 24 Stunden langen Beobachtungszeit, in der sichergestellt wurde, dass der Mann keinen Alkohol zu sich nehmen konnte, brachten die Untersuchungsergebnisse den Beweis: Der Patient hatte tatsächlich 1,2 Promille Alkohol in seinem Blut. Mittels einer Stuhlanalyse durch einen Gastroenterologen konnte die Hefepilzerkrankung nachgewiesen werden.

Eine Nahrungsumstellung in Kombination mit einem Anti-Pilz-Medikament erlösten den 61-Jährigen schließlich von seinen Leiden.

vh

Die seltensten Krankheiten der Welt

Auch interessant

Kommentare