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Golfspielen hilft nach einem Schlaganfall

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Eine Studie an der Universität Regensburg belegt nun die positive Wirkung des Golfspielens.
Eine Studie an der Universität Regensburg belegt nun die positive Wirkung des Golfspielens. © dpa

Unter den Folgen eines Schlaganfalls leiden Patienten oft jahrelang. Eine Studie der Uni Regensburg hat nun belegt, dass Golfspielen auf den Weg zurück ins Leben helfen kann.

Mit zittrigen Armen drückt sich Edmund Lamby aus seinem Rollstuhl

Schlaganfallpatient Edmund Lampi steht neben seinem Rollstuhl und spielt Golf.
Schlaganfallpatient Edmund Lampi steht neben seinem Rollstuhl und spielt Golf. © dpa

und geht auf wackeligen Beinen zum Abschlag. Es dauert einige Sekunden bis er einen festen Stand hat, dann visiert er den Golfball an und schlägt ihn auf das satte Grün. Zufrieden lächelt er und legt sich den nächsten Ball zurecht. - Seinen ersten Schlaganfall hatte der heute 75-jährige Regensburger im Dezember 2007, drei Rückfälle musste er erleiden, den jüngsten vor zehn Monaten. Der ehemalige Allgemeinmediziner ist Teilnehmer einer Studie der Universität Regensburg. Demnach hilft das Golfspielen Schlaganfallpatienten beim langen Weg zurück in ein normales Leben.

Golf fördert die Augen-Hand-Koordination

„Das Golfspielen hat mir das Gleichgewicht und die Standfestigkeit zurückgegeben“, strahlt Lamby. Nach einigen Abschlägen setzt er sich wieder in seinen Rollstuhl und ruht sich aus, ehe er zum Putting-Green geht und versucht, die kleinen weißen Bälle im Loch zu versenken.

Insgesamt 17 Männer und Frauen, die einen Schlaganfall erlitten, trainieren seit Jahresbeginn unter der Leitung des Sportwissenschaftlers Tobias Schachten. Zunächst haben die Patienten zweieinhalb Monate im Untergeschoss des Instituts zweimal pro Woche spezielle Übungen mit dem Schläger und dem Ball absolviert, ohne klassisches Golf zu spielen. „Bereits danach haben sich alle Teilnehmer in den körperlichen, motorischen und geistigen Bereichen verbessert“, sagt Schachten. Von der zweiten Phase unter freiem Himmel auf der Golfanlage versprach er sich noch einmal eine positive Wirkung.

Diese Promis erlitten einen Schlaganfall

Das subjektive Befinden der Teilnehmer bestätigt ihn. Vor allem der braungebrannte Michael Bauer genießt die frische Luft und die Sonne auf der Anlage des Golfclubs Bad Abbach-Deutenhof. „Die Natur, die Gruppe, der Sport - alles hilft mir, auch bei der psychischen Bewältigung“, sagt der 49-Jährige aus Regensburg. Früher sei er gern Ski gefahren, habe Tennis und Squash gespielt. Heute freut er sich, dass er nach dem wochenlangen Training erstmals ein Glas Wasser tragen kann.

Golflehrer Stefan Szilagyi übt mit Schlaganfallpatientin den Umgang mit den Golfschläger.
Golflehrer Stefan Szilagyi übt mit Schlaganfallpatientin den Umgang mit den Golfschläger. © dpa

Wie bei wissenschaftlichen Studien dieser Art üblich, gibt es auch eine Kontrollgruppe. Die hat sich ebenso regelmäßig getroffen, aber statt Sport zu treiben Denkaufgaben gelöst. Mit standardisierten Tests wurden bei beiden Gruppen dann die Aufmerksamkeit, das Gleichgewicht, die Alltagssicherheit und die visuell-räumlichen Fähigkeit überprüft. Zwar verbesserte sich auch der Zustand der Kontrollgruppe. „Die Golfspieler haben im Gegensatz zur Kontrollgruppe aber ihre visuell-räumlichen Fähigkeiten mehr als verdoppelt“, erläutert Prof. Petra Jansen, die den Lehrstuhl für Sportwissenschaft an der Uni Regensburg leitet.

Golfspielen als Therapie

Grundsätzlich bewerten Schlaganfallexperten das Golfspielen positiv bei der Therapie. Neben den kognitiven und koordinativen Aspekten sei das spielerische Element beim Golfen wichtig, erläutert der zweite Vorsitzende der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft, Prof. Joachim Röther. „Das Belohnungssystem im Gehirn wird eher als beim Walking, Radfahren oder Wandern angesprochen und sorgt so für viele positive emotionale Aspekte“, betont der Chefarzt der Neurologischen Klinik an der Asklepios Klinik in Hamburg/Altona.

Sportwissenschaftler Schachten ist sich bereits vor Abschluss seiner Studie sicher, dass das Golfspielen mit seinen speziellen Anforderungen an die Auge-Hand-Koordination bei der Wiederherstellung verlorener Fähigkeiten hilft. Andere Sportarten wie Tennis, Basketball und auch Tanzen seien wegen der Geschwindigkeit, dem gegnerischen Einfluss und der Sturzgefahr teils zu gefährlich. Unterstützt wird die Golf-Studie vom Verein Zweites Leben in Regensburg, der etwa Schläger und Bälle stellt.

Konkrete spielerische Hilfe hat derweil Frauke Ritzinger aus Landshut nötig. Bereits vor 18 Jahren hat sie einen Schlaganfall erlitten, verzweifelt nun beim Abschlag. Sie trifft partout den Ball nicht. Der Trainer des Clubs in Bad Abbach, Stefan Szilagyi, kommt zu ihr. „Niemand ist gefeit vor einem solchen Schicksalschlag. Deshalb helfe ich hier gerne“, sagt der professionelle Trainer. Er gibt Ritzinger ein paar Tipps. Sie stabilisiert ihren Körper, schaut ihr Ziel lange an, holt mit dem Eisen kräftig aus und jagt den Ball bis zur 80 Meter-Marke. Beide strahlen mit der Sonne um die Wette.

dpa

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