Oldenburg - Von Johannes Bruggaier. Was gestern war, drückt schwer auf unser Gewissen, und was morgen kommt, bereitet uns womöglich Sorgen: Wie schön könnte doch das Leben sein, wenn es sich nur ganz aufs Hier und Jetzt beschränken ließe! Die Popkultur bezieht einen Großteil ihrer Kraft aus dieser Idee, der Rausch, die Ekstase als Medizin gegen die Last der Zeit. Und wer hat‘s erfunden?
Phoenix - Der Bassist und Mitgründer der britischen Rock-Band "Yes", Chris Squire, ist tot. Squire starb in der Nacht zum Sonntag in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona, wie seine Bandkollegen am Sonntag mitteilten.
Oldenburg - Von Wolfgang Denker. In Bremen hatte Felix Rothenhäusler Anfang des Jahres eine sehr ungewöhnliche Inszenierung von Mozarts „Le Nozze di Figaro“ vorgelegt, die sich mit den auf Stühlen aufgereihten Protagonisten fast in der Nähe einer konzertanten Aufführung bewegte.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Als man 1991 zur Eröffnung der Weserburg Lawrence Weiners kryptischen Satz aufs Gebäude pinselte, wonach dieses Haus „auf Sand gebaut“ sei, jedoch „tatsächlich auf anderem Grund“ – da ahnte man noch nicht, welche politisch brisanten Deutungen dieses Rätsel erfahren würde. Ist dieser Grund womöglich zwar kein Sand, dafür aber Sumpf? Steht das Museum so wacklig auf seiner Insel, dass es sich mit einem halbgaren Gutachten zum Einsturz bringen ließe?
Bremen - Von Mareike Bannasch. Künstler, deren Gagen mit zunehmendem Bekanntheitsgrad in exorbitante Höhe steigen: Über diese Entwicklung klagen bereits seit Jahren die Festivalveranstalter der Republik und es gibt mittlerweile einige, die das Wettbieten nicht mehr mitmachen. Doch nicht nur die Organisatoren der Freiluftspektakel müssen sich in diesen Tagen finanziell verbiegen, auch so mancher Geschäftsführer eines Konzerthauses, wie beispielsweise Jörg Ehntholt beobachtet die Preisspirale mit Sorge. - Von Mareike Bannasch.
Bremen - Die Hängepartie ist vorbei: Mit sofortiger Wirkung übernimmt Peter Friese den Posten als Direktor der Bremer Weserburg. Das erklärte gestern der Stiftungsrat des Museums für Moderne Kunst in einer Mitteilung in die Presse.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Der Garten spricht zu uns, Tag für Tag. Die Libellen haben etwas zu sagen, ebenso wie die Spinnen, die Fliegen oder Schnaken. Und wer sich über ihre Botschaften so gar nicht schlüssig werden mag, dem kann Lili Fischer helfen. Die Hamburger Künstlerin ist spezialisiert auf die Übersetzungsarbeit von allerlei Getier. Zuletzt war sie in Bremen mit ihrer „Werkgruppe Falter“ zu erleben. Zarte Flügelwesen im Großformat, dazu ein Kostüm für die Museumsbesucher: Einmal als Motte durch die Kunsthalle flattern, schon lässt sich am eigenen Leib erfahren und erfühlen, was aus Sicht des Tieres so alles verkehrt ist an dieser menschlichen Welt.
Oldenburg - Von Corinna Laubach. Ein gutes halbes Jahr lang haben sie geprobt. Die mehr als 100 Menschen aus Oldenburg kannten sich bis dahin nicht, hatten keinerlei Berührungspunkte. Sie sind jung und alt, haben Behinderungen oder auch nicht, kommen aus Deutschland und anderen Teilen der Welt. Sechs besondere Monate liegen hinter ihnen. Morgen Abend bringen sie ihr gemeinsames Werk auf die Bühne: „Aus der Neuen Welt“. Ein inklusives Musik- und Tanztheaterprojekt.
Bremen - Von Tim Schomacker. Entweder, man sieht ganz genau was passiert. Oder man kann überhaupt nicht sehen, wie und warum etwas passiert. Ja nicht einmal richtig, wo. Wenn man diese kleinteilige, umtriebige und äußerst internationale Szenerie auf den Punkt bringen will, die – mangels eines größeren kleinsten gemeinsamen Nenners – elektronische Musik heißt, ist es vielleicht dies: Das von (mindestens) Klassik bis Rock gewohnte Szenario, Menschen, die ein sichtbares Instrument mehr oder weniger virtuos beherrschen, beim Agieren zuzuschauen; dieses Szenario wird hier immer wieder ausgehebelt.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Zum Glück darf in unserem Land ja ein jeder so leben, wie er will. So ungeheuer und unverdient ist dieses Glück, dass man gar nicht mehr hinterher kommt damit, sich seiner würdig zu erweisen.
Berlin - Rund 10 000 Fans in Regen-Ponchos und einige Musikerfreunde auf der Bühne: Die Band Karat hat am Samstag in der Waldbühne ihren 40. Geburtstag gefeiert.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Es ist der Kunst die Muße abhanden gekommen. Wo es einst um Schönheit ging, hat die kühle Wissenschaft Einzug gehalten, statt unbefangener Gespräche herrscht hochgestochener Akademikersprech, und was einmal heitere „Kunstwerke“ waren, sind längst ernste „Arbeiten“ geworden. So lässt sich unfreiwillige Komik nicht leugnen, wenn eine Ausstellung „Arbeiten mit Humor“ ankündigt – wie aktuell in der Bremer Galerie Kramer.
Bremen - Von Tim Schomacker. Keine Frage, sie hatten gute Stellvertreter. Schlussendlich fehlten sie dann aber doch. Denn keine der drei Kompositionen von György Ligeti, mit denen Regisseur Stanley Kubrick seinen 1968er Film „2001 – Odyssee im Weltraum“ untermalte, kamen zum fulminanten Saisonabschluss der Bremer Philharmoniker zur Aufführung: wirtschaftliche Gründe, bemerkte das Programmheft lapidar. Dass man keinen Chor zur Verfügung hatte für „Lux aeterna“ oder das im Film leitmotivisch gesetzte „Kyrie“ aus dem Requiem, geschenkt. Die Besetzung der ziseliert clustrigen „2001“-Eingangsmusik, „Atmosphères“ indes liegt nicht so rasend weit entfernt von jener, die dann tatsächlich auf der Glocke-Bühne saß. - Von Tim Schomacker.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Man möchte hinter den gigantischen Säulen und wuchtigen Dreiecksgiebeln einen Diktator vermuten. Nicolae Ceausescu zum Beispiel, Rumäniens selbsternannter „Titan der Titanen“ hatte sich für sein trautes Heim eine ganz ähnliche Fassade erbauen lassen. Auch Robert Mugabe, Simbabwes Gewaltherrscher, war dieser Art Architektur zugetan. - Von Johannes Bruggaier.
Hannover - Von Jörg Worat. Irgendwie ist es mit den Choreographien von Jörg Mannes immer dasselbe: Was der hannoversche Ballettdirektor da auf die Opernhausbühne setzt, besticht durch blitzsauberes Handwerk, ein motiviertes Ensemble, spektakuläre Momente. Die Themen sind interessant, die Umsetzung ist hochmusikalisch, wirklich langweilig wird es selten. Und gleichwohl mag man das Gefühl haben, dass etwas Entscheidendes fehlt. Nicht anders bei der jüngsten Uraufführung „Paradiso“. - Von Jörg Worat.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Kinder auf der Bühne: rührend! Migranten auf der Bühne: Probleme! Behörden auf der Bühne: Kritik! Wenn sich ein Theater dem Schicksal von Kindern bulgarischer Einwanderer widmet, scheint das Ergebnis absehbar. Nicht so in „The Art of Arriving“, einem „Deutschland-Crashkurs“, der am Samstagabend am Theater Bremen Premiere hatte.
Hannover - Von Jörg Worat. So viel man auch sucht: Auf allen Fotos, die im Umlauf sind, lächelt Martine Dennewald. Kann sie überhaupt finster dreinschauen? Im Bemühen, dem Journalisten gefällig zu sein, zieht die 35-Jährige eine Flunsch – und wirkt prompt völlig unglaubwürdig.
Syke - Von Marvin Köhnken. Comiczeichner im 19. Jahrhunderts – wo gab‘s denn sowas? Einer, der manchem in der Erinnerung herumgeistert, ist Wilhelm Busch. Lehrmeister mit wenigen Worten, Schöpfer von „Max und Moritz“ und Inspiration für die Musiker der Band „Chapeau“. Elf Werke hat die Gruppe unter Federführung von Sänger und Komponist Max Heckel interpretiert, vertont und an einigen wenigen Ecken auch neu getextet. Herausgekommen sind Lieder voller Kritik an selbstgefälligen Menschen und Ironie, die Heckel in Buschs Texten für sich entdeckt hat.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Da liegt es nun, das Gelb, irgendwie heruntergerutscht von seinem angestammten Platz an der Galeriewand, hingelümmelt auf den Boden, bloß noch mit den Schultern an die Mauer gelehnt. Da liegt es also als gewölbte monochrome Fläche und wirkt: hinein in den Raum, hoch zur Decke. Ist da etwas schiefgelaufen? Sollte so ein Gelb nicht vielmehr nach vorne abstrahlen, hinein in den Blick des Betrachters, sorgsam gehängt auf Augenhöhe?
Roskilde – "Sold out" meldet das Roskilde Festival in Dänemark. 80.000 Tickets sind jetzt in den Händen von glücklichen Besuchern. Wer kein Ticket erhalten hat, kann noch versuchen sich auf die Warteliste setzen zu lassen. Nur noch eine begrenzte Anzahl von Tages-Tickets sind verfügbar.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. An eine weiße Wand, so viel steht fest in unserem Land, da muss was hin. Ein Fenster vielleicht, falls die baulichen Gegebenheiten das zulassen. Ein Schrank eventuell. Und wenn das nicht geht: Kunst! Was Schönes natürlich, woran man sich nicht so schnell satt sieht. Ein Pollock, ein Richter – oder aber James Rizzi. Auch wenn das dann natürlich nicht mehr Kunst ist. Das Verzweifeln an der leeren Fläche gehört zum Raumgefühl der Deutschen wie der Zwerg in den Garten.
Oldenburg - Von Corinna Laubach. Sie haben es doch nur gut gemeint! Nichts als pures Glück und tiefe Lebensfreude wollten die drei Frauen mit den mächtigen Kalaschnikows unterm Arm bringen! Am Ende jedoch bezahlen Bettie, Mia und Lore ihre Terror-Performance mit dem Leben. Auf den kurzen Rausch der Euphorie folgt der jähe Absturz. Exitus. Ende.
Mendig – Von Pascal Faltermann. „Das waren bestimmt 1000 Blitze in drei Stunden“, erzählt der Jeersdorfer Florian Hastedt über „Rock am Ring“ in Mendig. Während des Festivals in der Eifel sind in der Nacht von Freitag auf Samstag bei heftigen Blitzeinschlägen insgesamt 33 Menschen verletzt worden. Ein Bremer wurde dabei vom Blitz getroffen. Er ist wohlauf.
Mendig - Nächtliche Gewitter schütteln „Rock am Ring“ bei seiner Premiere in Mendig durch. 33 Menschen werden verletzt, sogar die Ministerpräsidentin schaut am nächsten Morgen vorbei. Die Fans aber rocken weiter.
Bremen - Von Ute Schalz-Laurenze. Das fünfte Premieren-Abokonzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen kann man aus vielen Gründen als etwas ganz Besonderes bezeichnen.
Mendig - Statt wie gewohnt am Nürburgring findet das Festival "Rock am Ring" dieses Jahr in Mendig statt. Trotzdem erwarten die Veranstalter bis zu 90.000 Besucher.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Es schien ja zwischenzeitlich, als hätte sich die erste Aufregung um die Geheimverhandlungen zur „Transatlantic Trade and Investment Partnership“, kurz TTIP, gelegt. Es steht, so hatte es den Anschein, nicht viel mehr zu befürchten, als dass demnächst unsere Hühnchen nach Chlorbädern verzehrt und die Nürnberger Rostbratwürstchen aus Kentucky angeliefert werden. Das ist vielleicht nicht schön, aber verkraftbar. Immerhin geht es um die Reduzierung überflüssiger Handelshemmnisse, etwa von Farbunterschieden bei Autoblinkern oder Vorschriften für die Form von Seitenspiegeln. Überhaupt dürfte manche hiesige Gewohnheit auch drüben in Amerika für Unbehagen sorgen, zum Beispiel die Abfüllung des hiesigen Geflügels mit Antibiotika. Muss man sich da wirklich über das bisschen Chlor aufregen? - Von Johannes Bruggaier.
Bremen - Von Ute Schalz-Laurenze. Gustav Mahlers verzweifelte Welten, die er in seinen Sinfonien „gebaut“ hat, wie er selber sagte, haben uns die Bremer Philharmoniker unter Markus Poschner nun schon vielfach gezeigt (es fehlt nur noch die Achte). Sind die Aufführungen gut – und das waren sie ohne Ausnahme immer –, dann erschüttern sie das Publikum immer wieder aufs neue und immer wieder auf ganz unterschiedliche Weise. - Von Ute Schalz-Laurenze.
Osnabrück - Von Beate Bößl. Anfangs wabert eine süßliche Tabakschwade ins Parkett. Zusätzlich flankieren Stimmengewirr und ein hübscher Song den ersten Eindruck der brodelnden Impro-Wohnwelt von Stella DuBois und Stanley Kowalski. Ganz egal, wo du bist, so suggeriert dieses New Orleans-Pixel, du kannst dir dein kleines Glück auch zwischen Campingstühlen und einer Schlafcouch einrichten.
Bremerhaven - Von Wolfgang Denker. Selbst wenn die Deutsche Oper Berlin auch gerade Puccinis Oper „La Rondine“ („Die Schwalbe“) herausgebracht hat, ist sie auf den Bühnen doch eine veritable Rarität. Das Stadttheater Bremerhaven stellt sie in einer originellen Inszenierung vor.
Bremen - Von Johannes Bruggaier. Gegen die Einsamkeit hilft Turbosquid. Das amerikanische Unternehmen ist auf die Konstruktion dreidimensionaler Menschenmodelle spezialisiert: Avatare, die der Industrie für Computerspiele und Werbefilme oder aber auch als Gespielinnen für imaginäre Sexabenteuer zur Verfügung stehen. - Von Johannes Bruggaier.
Bremen - Von Ute Schalz-Laurenze. Naturereignisse als Musik und in der Musik: Seit hunderten von Jahren beschreibt die Musik das Fluten und Donnern, aber auch das stille Fließen von Wasser, seit hunderten von Jahren haben Wellen, Gewitter und Stürme die Musikgestaltung angeregt.