Bremen – Gerade noch so auf die letzten Meter vor dem neuen Anti-Corona-Maßnahmenpaket, das auch für die Theater ab Montag wieder eine Zwangspause bedeutet, geht in der Bremer Schwankhalle das schon traditionelle Festival Baila España über die Bühne, zwar in Teilen digital, aber eben auch ganz analog, noch dazu mit Künstlern aus einem Land, das von der Corona-Pandemie besonders schwer gebeutelt wurde. Noch bis einschließlich Samstagabend gibt es seit Dienstag in der Bremer Neustadt also zeitgenössischen Tanz aus Spanien zu sehen.
Hannover – „Carmen“? Klar, das ist die „Oper in vier Akten nach Georges Bizet in einer musikalischen Bearbeitung von Marius Felix Lange für die Fassung von Barbora Horáková und Martin Mutschler“. Zumindest in Hannover, und die Staatsoper hat diese Formulierung nicht gewählt, um Zeilenschindern eine Freude zu machen, sondern wollte ihr Vorhaben möglichst genau beschreiben. Tatsächlich hat es seine Gründe, dass für das Opernhaus im Programmheft eine „Uraufführung“ angekündigt war.
Bremen – Drei Anläufe, so lange hat die Tanzproduktion „Futuralgia“ gebraucht, bis sie es endlich auf die Bühne am Theater Bremen geschafft hat. Nicht, weil man am Haus falsch geplant hätte. Nein, das Coronavirus hat auch in diesem Fall den Zeitplan ordentlich durcheinandergewirbelt. Kurz nach Probenbeginn hieß es nämlich: ab in den Lockdown – und ab vor die Bildschirme. Das Ensemble von Unusual Symptoms und Choreografin Núria Guiu Sagarra probten weiter, via Zoom.
Bremen – Manchmal ist Ehrlichkeit auch nur blamabel. Wer könnte sich etwa die Einschätzung erlauben, dass John Lennon als Musiker brutalst überschätzt und sein Œuvre wenig konsequent entwickelt, beziehungsweise völlig austauschbar sei? Aber lügen soll man ja auch nicht und außerdem hat es pop-geschichtlich ganz eigene Qualitäten, wenn sich widersprüchliches Schaffen so nahtlos an eine Sängernatur schmiegt: an die sich mal verletzlich, mal aggressiv zeichnende und von außen bis zum Zusammenbruch mit Heilserwartungen überfrachtete Figur. All das gibt zwar nicht unbedingt logisch, dafür aber unwiderlegbar jenen Menschen recht, die John Lennons Musik mögen. Oder sie sogar lieben.
Berlin – Christoph Schlingensief agierte wie kein anderer im Spannungsfeld zwischen Realität und Kunst: Mit Aktionen wie „Chance 2000“ und Filmen wie „Das deutsche Kettensägenmassaker“ warf er Grenzen über den Haufen und sprengte Konventionen. Schlingensief forderte vor allem sich selbst, aber auch Mitwirkende und das Publikum stets auf Neue heraus.
Hannover – Wie begegnet man Corona im Theater? Diese Frage betrifft Organisation, Stückauswahl und inszenatorische Mittel gleichermaßen. Das Schauspiel Hannover hat seine Entscheidungen getroffen und zumindest im Großen Haus nicht ausschließlich auf Reduktion gesetzt. Klar ist das Platzangebot eingeschränkt, und das Haus hat für ein ausgeklügeltes Besucher-Leitsystem sogar einzelne Sitze ausbauen lassen, um jegliche Drängelmanöver zu vermeiden. Aber auf der Bühne sind mit Ausnahme von Wolfgang Lotz‘ „Die Politiker“ keineswegs nur kleine, abgespeckte Besetzungen anzutreffen.
Bremen – Die schönste Passage im Märchen vom standhaften Zinnsoldaten steht kurz vor dem Feuertod: „Er sah sie an, und sie sah ihn an”, heißt es da in schlichter Zartheit, „aber sie sagten gar nichts.” So steht‘s seit rund 180 Jahren bei Hans Christian Andersen, und mit Blick auf die am Donnerstag gestartete Neufassung der Bremer Shakespeare Company muss man leider festhalten: Es wäre besser auch weiter still geblieben zwischen den beiden.
Bremen – Einfach auf den Auslöser drücken, viel mehr braucht es nicht, um Erinnerungen zu schaffen. Doch ist es wirklich so einfach? Nein. Vor allem nicht, wenn wir vom Fotografieren im künstlerischen Kontext sprechen. Wie viel Aufwand da vor und nach dem Abdrücken notwendig ist, zeigt in diesen Tagen das Künstlerhaus Bremen.
Hannover – Das kennen wir wohl alle: Wird ein Begriff nur oft genug wiederholt, verliert er irgendwann jegliche Bedeutung. Zusätzliche Dimensionen erreicht dieses Phänomen, wenn es um Worte geht, die zwar vertraut, aber gleichzeitig schwer fassbar sind. „Die Politiker“ ist ein solcher Begriff, und so heißt ein „Sprechtext“ von Wolfram Lotz, den das hannoversche Staatstheater jetzt für die Bühne eingerichtet hat. Die Premiere lief im Schauspielhaus.
Trauer um gestorbene Gitarren-Legende Eddie Van Halen
Er hat Musik-Geschichte geschrieben, die nach ihm und seinem Bruder benannte Band feierte Welterfolge. Nun ist Eddie Van Halen tot - er wurde 65 Jahre alt.
Hannover – Die Macher der Kunstfestspiele Herrenhausen waren in diesem Jahr nicht zu beneiden. Das Festival, das vor allem unter Intendant Ingo Metzmacher überregionale Strahlkraft entwickelt hat und stets einen langen Vorlauf benötigt, findet inzwischen üblicherweise im Mai statt. Als das corona-bedingt nicht möglich war, wurde es mit einigen Programmänderungen in den Herbst geschoben – nur um durch neue Reisebestimmungen zum 1. Oktober abermals durcheinander gewirbelt zu werden. Vor diesem Hintergrund haben die Veranstalter Beachtliches auf die Beine gestellt.
Bremen – Mit „Verbrennungen“ und „Vögel“ schuf der libanesisch-französische Autor Wajdi Mouawad echte Theaterhits. Letzteres gehört zu den erfolgreichsten Inszenierungen der vergangenen Spielzeit am Theater Bremen. Inszeniert hatte es Hübner-Preisträgerin und Hausregisseurin Alize Zandwijk. Zandwijk hat nun auch Mouawads „Im Herzen tickt eine Bombe“ als deutsche Erstaufführung auf die Bühne des Kleinen Hauses am Theater Bremen auf die Bühne gebracht.
Syke – Ein Buchtitel ist natürlich in aller Regel nur ein kleiner Teil der Wahrheit, zumindest wenn es ein guter Titel ist. Dass es in Mely Kiyaks neuem Buch zwar durchaus auch um das Frausein geht, ist dieser eine Teil der Wahrheit. Es geht aber auch um viel mehr – nicht zuletzt nämlich darum, wie es ist, in einem Land aufzuwachsen, in das die eigenen Eltern als Fremde kamen. Und das auch deren Kinder und Enkelkinder als solche sehen will, ob man sie nun Ausländer, Menschen mit Migrationshintergrund oder „internationaler Geschichte“ nennen mag.
Bremen – Rot oder blau? Wir fingern auf Anweisung unter unseren schicken weißen Sesseln herum. Und finden ein Tütchen. Darin zwei Bonbons. Eines rot, das andere blau. Wahrheitsserum, mit dem wir hinter den Vorhang, die Masken unserer Gegenwart schauen, wird von der einen behauptet. Die andere stabilisiere den Schleier der Erscheinungen unseres alltäglichen Lebens. Welche nehmen? Die ultimative Entscheidung. Momentchen mal! Warum sollen wir das denn entscheiden, nur weil uns jemand sagt, wir sollen – und können – das entscheiden? Wo ist da die Entscheidungsfreiheit in der Entscheidungsfreiheit?
30 Jahre Deutsche Einheit: Fünf kreative Köpfe erinnern sich an eine prägende Zeit
Als in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 die Berliner Mauer geöffnet wurde, gingen die Bilder um die Welt. Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten, war damit aber noch nicht vollzogen, bis dahin sollte es noch einige Zeit dauern.
Bremen – „Man hat uns getrennt“, ist der zentrale Satz in Jean Cocteaus Monodrama „La Voix humaine“. Das bedeutet aktuell mehr als nur ein misslungener Steckkontakt durch den Irrtum eines Fräuleins vom Telefonamt. Im Hier und Heute, wo Kommunikation in weiten Teilen über die sozialen Medien läuft, dürfte das Sensorium für solche technische Schwierigkeiten erhöht sein. Vereinzelung und Vereinsamung sind für viele Menschen im Corona-Jahr allgegenwärtig. Die Bedeutung des Telefons und der darin implantierten Medien dürfte im letzten halben Jahr zugenommen haben. Und damit auch das Bewusstsein für ein Gefühl der Leere, das sich einstellt, wenn das Gegenüber nicht leibhaftig vorhanden ist oder die Verbindung unterbrochen wird, warum auch immer.
Bremen – Eine Frau und ein Mann, der deutlich älter ist als sie, sitzen sich gegenüber. Er hat zuvor einen Faltenrock zur Seite gelegt, sich Lippenstift vom Mund gewischt. Nun ist er mit einem ärmellosen Herrenunterhemd und einer Trainingshose bekleidet. Die Frau ist eher subtil elegant gekleidet, hält ein Buch in der Hand, wohl „Wer hat meinen Vater umgebracht“ von Édouard Louis. Dessen Text nämlich liest sie vor in dem etwas mehr als einstündigen Stück mit selbigem Titel. Louis hat in diesem autobiografischen Roman seinem Vater vor zwei Jahren ein Denkmal gesetzt. Einem Arbeiter, der aus seinem Leben in der Fabrik neben diversen körperlichen Verwüstungen die Lektion mitgebracht hat, dass man als Mann keine Gefühle zeigen darf. Weil das schwach ist. Weiblich.
„Let‘s Talk About Sex“ lädt zum Gespräch: „Es gibt keine Sprache dafür“
Bremen – Seit vergangenem Jahr laden die Bremer Sexualwissenschaftlerinnen Frauke Schußmann und Klara Landwehr dazu ein, über Sex zu sprechen. Am Dienstag ist es wieder so weit.
Bremen – Gut drei Jahre ist es nun her, dass die tschechische Musikerin Iva Bittová im Bremer Sendesaal zu Gast war. Drei Jahre, in denen sie vermutlich unablässlich musiziert hat, sei es im Wald, sei es in den Konzertsälen dieser Welt. Acht Stunden am Tag spiele sie, erklärte die Musikerin im Anschluss an das Konzert am Dienstagabend in einer kleinen Fragerunde.