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Bebrillt in die Apokalypse

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Ein Vorbild für Oldenburg: Das Ballett Dortmund zeigt die Gala „Tanz braucht Zukunft“. Foto: Bettina Stoess
Ein Vorbild für Oldenburg: Das Ballett Dortmund zeigt die Gala „Tanz braucht Zukunft“. Foto: Bettina Stoess © -

Oldenburg - Von Mareike Bannasch. 10 Tage, elf Compagnien und rund 50 Veranstaltungen: Durchaus beeindruckende Zahlen der 14. Oldenburger Tanztage, die vom 10. Mai bis 19. Mai über die Bühne gehen sollen. Es ist bereits die dritte Ausgabe unter der Federführung von Festivalleiter Burkhard Nemitz und Staatstheater-Intendant Christian Firmbach, die gestern nun Einblicke in das Programm gaben.

Eine Auswahl, die eine neue Weltsicht finden möchte - jenseits von Wahlprogrammen und dem Aufreger des Tages, die den Menschen aktuell kaum Luft zum Atmen lassen. Für eine Sparte wie den Tanz natürlich ein hehres Ziel, aber kein unmögliches, wie sich angesichts der internationalen Compagnien zeigt.

Wie gewohnt hat Nemitz sowohl große Namen als auch Newcomer der Szene ausgewählt und auf Exerzierhalle sowie Kleines und Großes Haus verteilt. Natürlich völlig gleichberechtigt, niemand der Tänzer und Choreografen wird hier besonders hervorgehoben, wenngleich große Namen im Programmheft zu finden sind. So wie beispielsweise Christiana Morganti, von 1993 bis 2014 stand sie beim Tanztheater Pina Bausch Wuppertal als Ensemblemitglied auf der Bühne. Bei den Tanztagen ist sie nun mit gleich zwei Produktionen zu sehen: Am Dienstag und Mittwoch, 14. und 15. Mai, zunächst einmal mit „Jessica and me“. Ein Selbporträt, das Einblicke in das Leben und Werden der Tänzerin verspricht. Außerdem steht am Freitag und Samstag, 17. und 18. Mai, „A Fury Tale“ auf dem Programm. In dieser Deutschland-Premiere hat Morganti als Choreografin gewirkt, gemeinsam mit zwei Tänzerinnen reflektiert sie die weibliche Natur. Logisch, dass es dabei nicht nur um Freundschaft und Rivalität gehen wird, sondern auch um Kampfeslust.

Tanzentwickler: Danceworks Chicago zeigen sechs Choreografien. Foto: quinn Wharton
Tanzentwickler: Danceworks Chicago zeigen sechs Choreografien. Foto: quinn Wharton © -

„A Fury Tale“ ist übrigens nur eine von drei Deutschland-Premieren bei den Tanztagen. In einer weiteren, „Man to Monk“, untersucht der Londoner Mavin Khoo in einem vierjährigen Projekt seine persönliche Lebensgeschichte als indischer Tänzer, der auch im westlichen Tanz beheimatet ist. Ein Spannungsfeld, das sich im ersten von zwei Teilen auf die Hindu- und Sufivorstellungen von Begierde und Lust konzentriert - am 10. Mai zum ersten Mal in unseren Breitengraden.

Nicht ganz so persönlich, aber nicht weniger essenziell wird es in der Produktion „Feed and Bleed“ von der österreichischen Compagnie Toihaus Theater Salzburg. Der Titel bezieht sich hier auf das technische Verfahren, mit dem Atomreaktoren im Notfall gekühlt werden. Allerdings geht es nicht nur um den größten anzunehmenden Unfall, vielmehr steht die Beziehung Mensch-Natur im Zentrum der Beobachtung. Wie die Zuschauer dies wahrnehmen, hängt übrigens vom Zufall ab: Das Publikum erhält beim Einlass Brillen mit roten und grünen Gläsern - je nach Farbe erwartet sie Idyll oder verschreckendes Inferno. Eine Manipulation, die auf einem simplen, allerdings geheimen Trick fusst und die Wahrnehmung komplett vereinnahmt - fast wie im richtigen Leben.

Zum Weiterlesen:

Der offizielle Vorverkauf startet am Freitag. Die Karten und alle Termine sind auf staatstheater.de zu finden.

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