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Mit dem Laser ins Gedächtnis gebrannt

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Goldfinger gilt auch nach 50 Jahren noch als der beste und beliebteste Bond-Film.
Goldfinger gilt auch nach 50 Jahren noch als der beste und beliebteste Bond-Film. © Hanke

London - Von Maik Hanke. Als Sean Connery mit gespreizten Gliedern gefesselt auf der goldenen Tischplatte liegt und ein Laser sich zwischen seinen Beinen durch das Edelmetall in Richtung „Kronjuwelen“ frisst, muss Albert J. Luxford besonders gut hinhören.

„Erwarten Sie von mir, dass ich rede?“, ruft Connery alias James Bond. Jetzt nur nicht wackeln! „Nein, Mister Bond, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!“, blafft „Goldfinger“ Gert Fröbe zurück. Wichtige Stichworte für Luxford. Denn der hat in dieser Szene die wohl schwierigste Aufgabe: Auf engstem Raum kauert er unter dem Tisch – mit einem Schweißbrenner in den Händen. Die Lichtkanone, die von der Decke der opulenten Halle her droht, ist bloß Attrappe. Special-Effects-Mann Luxford ist der Laser.

Auf einer vorgeschnittenen und mit Lot gefüllten Linie muss er entlang brennen, sein Tempo dabei präzise timen. Connerys Körper kann er nur erahnen. Dann – endlich – die letzten Worte im Dialog: „Sie haben vollkommen Recht, Mr. Bond. Sie haben mehr Wert für mich, wenn Sie leben.“ Sie retten Bond und Connery gleichermaßen. Als Luxford den Brenner ausstellt, ist er keine zehn Zentimeter mehr von Connerys Schritt entfernt. Den Einsatz war es wert: Die Laser-Szene hat sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt – im wahrsten Sinne des Wortes.  „Goldfinger“, der beliebteste und vielleicht beste Bond-Film, feierte heute vor 50 Jahren im Odeon Theatre am Leicester Square in London Weltpremiere.

Die Laser-Szene, dazu das in Gold gehüllte tote Mädchen auf dem Hotelzimmerbett, Handlanger Oddjob mit seiner mörderischen Melone, ein mit Tricksereien übersäter Aston Martin DB5, der gewaltige Titelsong von Shirley Bassey – kaum ein Film trumpft mit derart vielen legendären Elementen auf wie die Geschichte um Auric Goldfinger, dem Superschurken, der kein Mittel scheut, seinen Gold-Vorrat zu mehren.

 Aber „Goldfinger“ war mehr als die Aneinanderreihung ikonografischer Momente. Der Film drückte der ganzen Serie seinen Stempel auf. Regisseur Guy Hamilton balancierte die ernste und humorige Seite von James Bond perfekt aus, gestaltete den Film actionhaltiger als seine beiden Vorgänger und prägte die sogenannte Bond-Formel – ein dramaturgisches Schema für fast alle weiteren Filme. Ein Korsett, in das sich jeder „Bond“ zwängen muss, das die Fans bedingungslos lieben und erwarten, und das Kritiker nach dem Motto „Kennst du einen, kennst du alle“ abschreckt.

Zur Formel gehören beispielsweise die grundsätzliche Plot-Struktur der Filme und die zahlreichen wiederkehrenden Elemente wie die Vortitelsequenz oder die spaßige Ausrüstung durch die Abteilung „Q“. Damals, bevor es zum Klischee wurde, traf das Schema voll ins Schwarze. Der Film knackte die Hausrekorde unzähliger Kinos, die Menschen standen schon mitten in der Nacht reihenweise vor den Lichtspielhäusern. Es war „Goldfinger“, der weltweit ein regelrechtes Bond-Fieber ausbrechen ließ und die Marketing-Maschinerie ins Rollen brachte. Bereits 1965 gab es mehr als 600 verschiedene 007-Produkte wie Schuhe, Sammelkarten, Spielzeugautos. James Bond wurde Popkultur.

Die Welturaufführung am 17. September 1964 konnte der geistige Vater der Mutter aller Bond-Filme nicht mehr miterleben: Autor Ian Fleming starb gerade einmal einen Monat vorher.

Goldfinger

Die brillante Interpretation des Schurken Auric Goldfinger machte den Deutschen Gert Fröbe (1913-1988) international zum Star. Kurios: Da Fröbe so schlecht englisch sprach, musste man ihn in der Originalfassung nachsynchronisieren. Für die deutsche Version synchronisierte sich Fröbe wieder selbst. han

Kinostart am 2. April 2020: Endlich ist der erste Trailer zu „James Bond 007: No Time to Die“ da! Für Daniel Craig ist es das letzte Mal als James Bond.

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