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Bryan Ferry beglückt das Bremer Konzertpublikum

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Immer noch recht gut bei Stimme: Bryan Ferry. - Foto: imago
Immer noch recht gut bei Stimme: Bryan Ferry. © imago

Bremen - Von Rolf Stein. Am Ende hüpft er regelrecht von der Bühne: Nach rund eineinhalb Stunden hat sich der immerhin 72-jährige Bryan Ferry den Feierabend natürlich verdient. Zumal ein gewisser Ennui seit je zum Markenkern des Musikers gehört.

Das allzeit stilsichere Online-Portal „Pitchfork“ schrieb einmal, Ferry gleite durch seine Songs als seien sie Partys, auf denen anzukommen er vergessen habe. Auf den Montagabend im Bremer Metropol-Theater scheint der Brite derweil offenbar gut vorbereitet. Mitgebracht hat er für die rund 1 400 Gäste, die immerhin bis zu 100 Euro für das Billett hingeblättert hatten, neben den wichtigsten Songs seiner Karriere eine achtköpfige, handverlesene Begleitband und ein sympathisch unspektakuläres Vorprogramm.

Jenes besteht aus der britischen Sängerin und Gitarristin Charlie Austen, die ihre souligen Folk-Songs mit stellenweise raffinierten Pickings und viel Charme vorträgt. Begleitet wird sie von einem dezenten jungen Mann am Cajon. Das Publikum spendet warmen bis herzlichen Applaus.

Alles weitere hebt man sich für Bryan Ferry auf. Zur Erinnerung: Selbiger schrieb mit der 1970 gegründeten Band Roxy Music Pop-Geschichte und landete auch als Solo-Künstler etliche Hits, die im Saal ebenso wie die Songs seiner alten Band spontanes Entzücken hervorrufen und das überwiegend gesetzte Publikum schließlich aus den Sesseln treiben.

Mehr Resonanz auf Songs aus späteren Jahren

Nun hatte das natürlich durchaus eine schnöde Nostalgie-Nummer werden können, ein gut geölter Animierbetrieb – Band wie Repertoire hätten durchaus das Zeug dazu. Ferrys Begleiter können aber auch die bisweilen ja durchaus sperrigen Songs von Roxy Music mitsamt ihren gelegentlich exaltierten Ideen angemessen aufführen, wie „In Every Dream Home a Heartache“, jene Ode an eine Gummipuppe von „For Your Pleasure“, dem zweiten Album der Band aus dem Jahr 1973. Was, erinnert sich Ferry, auch das Jahr ist, in dem er erstmals in Bremen zu Gast war.

Gewiss: Mehr Resonanz ernten im Schnitt dann doch die Songs aus den späteren Jahren wie Ferrys samtig schmachtende Fassung der John-Lennon-Komposition „Jealous Guy“ oder „Slave To Love“, als Ferry sich von den experimentellen Allüren der frühen Jahre verabschiedet hatte und vor allem einem Dandytum fröhnte, das weniger gebrochen mit den Versprechen und Enttäuschungen der Liebe spielte.

Vor allem in der zweiten Hälfte des Abends scheint sich das Publikum dann daran zu erinnern, dass es auf einem Popkonzert ist – und an die entsprechenden Gepflogenheiten: Man wiegt sich oder tanzt gar zwischen den Sitzreihen, singt mit, ganz ohne dafür agitiert werden zu müssen. Und Ferry wirkt zusehends beseelt von dem Jubel, der ihm entgegenschallt – aber wem würde so viel lauthalse Zuneigung nicht wohltun?!

Am Ende, als das Licht im Saal schon angegangen ist und Musik vom Band unbarmherzig das Ende des Vergnügens signalisiert, verlangt das beglückte Publikum noch eine ganze Weile nach einer Zugabe – allerdings vergebens. Die Zugaben sind da längst gespielt, allerdings kaum vom regulären Set abgesetzt, die Band hat gar nicht erst die Bühne verlassen.

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