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Bremen ehrt Kamerafrau

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Bremen - Von Wilfried HippenDer 14. Bremer Filmpreis, vergeben von der Kunst- und Kulturstiftung der Sparkasse Bremen, wurde gestern in der oberen Rathaushalle an die französische Kamerafrau Caroline Champetier verliehen.

Damit hat die Jury eine Tendenz fortgesetzt, neben Regisseuren und Schauspielern, die beim Kino meist im Rampenlicht stehen – wie Agnes Varda und Lars von Trier sowie Bruno Ganz und Tilda Swinton – auch jene auszuzeichnen, die eher unbeachtet in anderen Gewerken arbeiten. Nach dem Produzenten Karl Baumgartner, der Cutterin Bettina Böhler und im letzten Jahr dem Filmkomponisten Alberto Iglesias ist nun eine von jenen geehrt worden, die für die Bilder verantwortlich sind.

Die in Paris lebende Caroline Champetier hat auch schon als Darstellerin, Drehbuchautorin und Regisseurin gearbeitet, doch ihr großes Talent liegt in der Bildgestaltung. In den frühen achtziger Jahren lernte sie ihr Handwerk als Kamera-Assistentin unter anderem bei Claude Lanzmanns „Shoah“ und Filmen von Jacques Rivette. Dieser war dann auch neben Jean-Luc Godard einer von den Filmemachern der ehemaligen Nouvelle Vague, die ihre Kameraarbeit zu schätzten lernten, und ihr bei der Lichtgestaltung und Kadrierung des Films viel Freiraum ließen. Im vergangenen Jahr wurde sie für ihre Arbeit an dem Film „Von Menschen und Göttern“ mit dem César, dem französischen Pendant zum Oscar prämiert. Dieser in Techniscope gedrehte Film über eine Gruppe von französischen Trappistenmönchen, die in den neunziger Jahren in Algerien von radikalen Islamisten verschleppt wurden, wirkte auch durch die Art, wie er fotografiert wurde, zugleich intim und episch. So wird bei einem letzten Abendmahl der Mönche subtil das Gemälde von Da Vinci zitiert und in einer der letzten Sequenzen werden die Gesichter der Mönche in ähnlich intensiven Nahaufnahmen gezeichnet wie dies Carl Theodor Dreyer in „die Passion der heiligen Johanne“ tat.

Die Jury – Filmredakteurin Cristina Nord, Regisseur Pepe Danquart und der Leiter des Film- und Fernsehmuseums Berlin Rainer Rother – lobt „Champetiers besondere Sensibilität, ihr großartiges Verständnis von Bildkomposition, Licht und Kontrast“. Sie habe „die elaborierte Lichtsetzung und die dazugehörige Farbpalette von Beauvois‘ ‚Von Menschen und Göttern‘ geschaffen“ und bewege sich „im Spielfilm genauso behände wie im Dokumentarfilm.“ Ohne Caroline Champetier „wäre das europäische Kino deutlich ärmer“.

Im Laufe des Monats werden noch vier von der Preisträgerin fotografierte Filme im City 46 gezeigt werden: „La Bande des Quatre“ von Jacques Rivette, „Sobibór“ von Claude Lanzmann, „La fille seule“ von Benoit Jacquot und „Klassenverhältnisse“ von Jean-Marie Straub und Danièle Huilett.

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