1. Startseite
  2. Kultur

Bremen feiert noch bis Sonntag die vierte Auflage seines Filmfests

KommentareDrucken

Moderator Felix Krömer (v.l.), Staatsrat Ekkehart Siering, Nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer und die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, Cornelia Holsten, bei der Eröffnung des Filmfests. - Foto: Heyne
Moderator Felix Krömer (v.l.), Staatsrat Ekkehart Siering, Nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer und die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, Cornelia Holsten, bei der Eröffnung des Filmfests. © Heyne

Bremen - Von Ulla Heyne. Cannes hat eins, Venedig, Oldenburg auch. Das in Hamburg ist gerade zu Ende gegangen. Braucht Bremen ein eigenes Filmfest? Eine rhetorische Frage – zumindest, wenn man sie wie Moderator Felix Krömer bei der Premierenfeier drei Gesprächspartnern stellt, die als Sponsoren und Mit-Macher im Boot sind. Das 2015 ins Leben gerufene Filmfest Bremen soll nach dem Bekunden von Staatsrat Ekkehart Siering, der Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt, Cornelia Holsten, und Thomas Schäffer, Geschäftsführer der Nordmedia, als Szenetreff Filmschaffenden die Möglichkeit zum Netzwerken geben.

Die vierte Auflage des enorm gewachsenen Festivals, dessen offizielle Eröffnung erstmals im Theater am Goetheplatz zelebriert wurde, wartete zwar nur mit einem grünen statt einem roten Teppich auf – die Palmen auf dem Vorplatz verströmten immerhin einen Hauch Cote d’Azur. Krömer erinnert sich an die ebenfalls von ihm moderierte Erstauflage 2015: „Damals haben wir alles, was im Entferntesten mit Bremen zu tun hatte, in einem 24-Stunden-Filmmarathon laufen lassen.“

Davon ist man drei Jahre später weit entfernt: Inzwischen umfasst das viertägige Programm vier Wettbewerbe und vier Standorte – neben der Schauburg sind auch das Atlantis, das City46 und eben das Goethetheater im Boot. Dabei bestehe, verrät Programmchefin Ilona Rieke, die größte Herausforderung im Setzen von Schwerpunkten und „Aussieben“. Durch eine breite Themensetzung und das bewusste Weglassen von Genregrenzen wolle man ins Gespräch kommen, „über unterschiedliche mediale Formen, Produktionsbedingungen und erstmals auch Länder hinweg“, so Rieke.

Am Donnerstagabend sind die vornehmlich lokalen jungen Filmschaffenden jedoch weitgehend unter sich. Kein Wunder: Beim Kurzfilmwettbewerb „Klappe!“, der auch in der vierten Auflage den Start des Festivals einläutete, geht es nicht um Stars, sondern vor allem um Filmschaffende der Region, die „eigentlichen Helden des Festivals, die mit ihrer Kreativität, Schnelligkeit und Arbeit auch unter Druck das Herz des Festivals ausmachen“, so Festivalleiter Matthias Greving.

All dies war auch bei den Beiträgen gefragt, die nach Bekanntgabe des Themas „Mann im Mond“ im Raumfahrtjahr (und dem sinnbildlichen Griff nach den Sternen) in nur 48 Stunden abzudrehen und einzureichen waren, lokaler Bezug inklusive, und als kleiner Gimmick: das Vorkommen eines Mopses. Der zog sich, zur Freude der mehr als hundert Besucher, mal in Form eines Handybildschirms, mal in persona, mal als Anspielung auf die weiblichen Formen, durch die 35 Beiträge.

Und denen mangelte es nicht an Kreativität: Mal wurde das Thema als animiertes Kindermärchen umgesetzt („Der Mondmops“ von Matthias Strauß und Rainer Storck), mal als Jungmädchenfantasie, mal als Persiflage auf Naturdokumentationen der frühen Tage des Fernsehens in Schwarz-Weiß mit Marionetten-Mondschwein. Bei allen technischen Finessen stachen vor allem die Beiträge heraus, denen es gelang, in nicht einmal fünf Minuten einen konsistenten Erzählstrang zu entwickeln. So erwies sich Leonardo Res „Pornos gibt‘s im Kiosk“ als Zwei-Personen-Stück im Buchladen ebenso als Publikumsliebling wie „Lunarian“, in dem der Schöpfer, der am Bildschirm die Geschicke der Erde lenkt, angesichts einer einsamen jungen Frau die Tastatur verlässt, um zum Akteur zu werden. Mit ähnlich leichter Hand lässt Julia Müller in ihrem Schwarz-Weiß-Animationsstreifen „Moon-Life-Crisis“ die Planeten im Zwiegespräch Krieg und Abholzung anprangern („Schlecht drauf, Erde? Wieder mal ne Atombombe?“), ohne dass auch nur der Verdacht eines erhobenen Zeigefingers aufkeimt.

Der erübrigt sich bei zahlreichen Nonsens-Beiträgen sowieso. Heimlicher Favorit: „Eine Gutenachtgeschichte“, als Antifilm bewusst unter den Möglichkeiten bleibend, in nicht mal einer Minute mit einem viermal so langen Abspann. Mit seiner subtilen Kritik an der Szene erntet Stefan Leers Gejohle. Ebenso wie Julian Kiesche, der ein Pärchen beim Tinderdate klassisch in Szene setzt. Als dieses vom vollen Mond schwärmt, bricht der Film mit dem Klischee: Letzterer erweist sich als sternhagelvoll.

Es soll nicht das einzige Wortspiel bleiben und nicht der einzige Ausdruck unbekümmerter Fantasie einer frechen, jungen Szene, die das nötige Rüstzeug zum Durchstarten hat. Wer sich durchsetzt bei Fachjury und Publikum, bleibt bis zur Preisverleihung morgen geheim. Als Rieke anfänglich versprach: „Das ist hier noch nicht das Ende der Fahnenstange“, hatte sie wohl recht: Das Wochenende mit „Funny Shorts“, der Space- und Bowie-Night verspricht einige cineastische Sternstunden.

Auch interessant

Kommentare