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Ein Monolog kommt selten allein

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Schwein gehabt: Das „Wintermärchen“ aus dem Repertoire der Bremer Shakespeare Company geht auch unter Corona-Bedingungen.
Schwein gehabt: Das „Wintermärchen“ aus dem Repertoire der Bremer Shakespeare Company geht auch unter Corona-Bedingungen. © Marianne Menke

Bremen – Die erste Premiere der neuen Spielzeit bei der Bremer Shakespeare Company, „Der Nibelungen Wut“, deutete am Donnerstag vergangener Woche zwar nicht darauf hin. Aber die Zeichen stehen auch am Leibnizplatz auf Monolog, zumindest aber auf kleine Besetzungen. Das offenbarte die Company, vertreten durch Renate Heitmann, Peter Lüchinger, Michael Meyer und Markus Seuß, gestern Vormittag im Beisein von Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz.

Die reduzierte Zahl der Akteure auf der Bühne ist eine mittelfristige Konsequenz der Corona-Pandemie. Die kurzfristigen bedeuteten im März – wie überall anders auch – die Einstellung des Spielbetriebs und damit einhergehend beträchtliche Mindereinnahmen. Einen Einbruch von rund 30 Prozent verzeichnete die Company laut Peter Lüchinger in ihrer 36. Spielzeit.

Dass der im jüngsten Kulturhaushalt um 200 000 Euro erhöhte Zuschuss nicht dafür herhalten muss, die Lücken zu stopfen, die Corona riss, dafür verbürgte sich die Kulturstaatsrätin, die überdies viel Lob für das Engagement von Renate Heitmann und der Company hatte, die den Bremern und gewiss auch manchem Umlandeinwohner mit dem „Kultursommer Summarum“ kulturell über den Sommer helfen.

Nun ist die Open-Air-Saison vorbei und es gilt, wieder in geschlossenen Räumen zu spielen. Das bedeutet auch für die Shakespeare Company, dass nur ein Teil der Sitzplätze im Theater am Leibnizplatz verkauft werden kann. Und es hat Konsequenzen für den Spielplan. Das Repertoire umfasst ein knappes halbes Dutzend Stücke, die laut Peter Lüchinger überwiegend corona-kompatibel seien. Und die kommenden Produktionen sind, wir erwähnten es, in der Mehrzahl Monologe.

Am Mittwoch geht es zwar mit einer neuen Lesung aus der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“ weiter, bei der immerhin vier Akteure auf der Bühne sitzen, aber das eben an ausreichend weit voneinander entfernten Tischen. Das Thema hat es – wie eigentlich immer – übrigens in sich: Unter dem Titel „Erziehen, erzwingen, erniedrigen“ gewährt der Abend Einblicke in das Arbeitserziehungslager in Bremen-Farge, das die Bremer Gestapo 1940 errichtete.

Einen Monat später, am 15. Oktober, feiert dann „Der Zinnsoldat und die Tänzerin“ Premiere, ein „Capriccio mit Musik“ nach dem Märchen „Der standhafte Zinnsoldat“ von Hans Christian Andersen. Mit Schauspieler Michael Meyer und der Musikerin Katharina Hoffmann sind hier immerhin noch zwei Künstler auf der Bühne zu erleben.

Später im Jahr, wenn „Das tollste Stück in der Geschichte der Welt“ von Ian Kershaw in Bremen seine deutsche Erstaufführung erlebt, ist dort ganz allein die Schauspielerin Petra-Janina Schultz zu sehen.

Und auch die drei Stücke von Tim Crouch, die vor Jahresende das Bühnenlicht erblicken sollen, sind als Alleingänge konzipiert. „Ich, Cinna“, „Ich, Malvolio“ und „Ich, Caliban“ erzählen berühmte Shakespeare-Dramen aus der Sicht beliebter Charaktere des Hausdichters. Das Ensemble inszeniert die Crouch-Stücke übrigens selbst – auch das freilich ein mittelfristiger Corona-Effekt.

Das ganze Programm

www.shakespeare- company.com

Von Rolf Stein

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