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„Eine fortlaufende Kette von Schönheiten“

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Von Ute Schalz-LaurenzeBREMEN (Eig. Ber.) · „Er ist der Mozart des neunzehnten Jahrhunderts, der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut und zuerst versöhnt“: Was Robert Schumann über seinen Freund Felix Mendelssohn Bartholdy sagte, kann in diesem Jahr, dem 200.

Geburtstag des Komponisten, in vielen Konzerten gehört und geprüft werden – etwa kürzlich mit „Elias“ oder heute Abend beim Philharmonischen Konzert in Bremen.

So auch jetzt im leider nicht gut besuchten Dom, als Domkantor Tobias Gravenhorst mit den Bremer Philharmonikern und dem Bremer Domchor „Paulus“ aufführte, jenes am Werk Bachs orientierte Oratorium, das 1836 der Wiederentdeckung und denkwürdigen Aufführung der Bach'schen Matthäus-Passion durch den 20jährigen Mendelssohn (1829) folgte. Was dieser von Bach gelernt hat, hier ist es im Übermass zu hören: die Fugen, die Choräle, die dramatischen Rezitative. Dabei fließt letztlich doch alles in eine eigenständige Sprache, die diese Aufführung gut herausarbeitete, „eine fortlaufende Kette von Schönheiten“, hat wiederum Schumann sie genannt.

Die Aufführung begann schwerfällig. Aber das verlor sich, besonders der zweite Teil überzeugte durch kraftvolles Durchziehen und gleichzeitig klangschöne Details. Schön war, dass Gravenhorst immer andere, durch Text und Musik begründete Anschlüsse wählte, was für Spannung sorgte. Transparenz war gewährt, so weit das in der verschleiernden Akustik des Doms überhaupt möglich ist. Nach einiger Erfahrung mit dem Orchester und Chor in der Kirche unten – zuletzt mit Brittens „War Requiem“ – stellt sich die Frage, ob man mit derartigen Aufführungen nicht grundsätzlich die Empore verlassen sollte.

Der Bremer Domchor meisterte die Darstellung unterschiedlichster Rollen und Inhalte souverän. Die Bremer Philharmoniker sind ohnehin mit der Klangsprache Mendelssohns bestens vertraut. Die Sopranistin Maren Roederer war in der Mittellage kaum zu hören, die höhere lyrische Lage war schön. Harry van der Kamp als Paulus sang gut, aber nicht besonders präsent, der Tenor Andreas Post „leuchtete“ mit Abstand über allem. Die ganze Aufführung konnte nicht nur ihre Spannung halten, sondern sie weiter intensivieren, keine Selbstverständlichkeit beim Anspruch des Werkes. Relativ kurzer, aber herzlicher Beifall.

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