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Theater essen Angst auf

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Das Duo Benrath&Kluge untersucht beim „Explosive!“ das Sterben in klinischen Räumen
Das Duo Benrath&Kluge untersucht beim „Explosive!“ das Sterben in klinischen Räumen © Verena Haimböck

Bremen - Von Rolf Stein. Heute sagt man ja eher „Ängste“, und das allwissende Internet listet Hunderte davon auf, von der Ablutophobie, der Angst vor dem Waschen, bis zur Zoophobie, der Angst vor Tieren, darunter übrigens auch: Theatrophobie, die Angst vor Theatern. - Von Rolf Stein.

Die scheint zum Glück aber nicht sehr verbreitet zu sein, kommt sie doch bei Google gerade mal auf 1480 Suchergebnisse. Gut für das Theaterfestival „Explosive!“, das in seiner 15. Ausgabe von Mittwoch, 13. Januar, bis Sonntag, 17. Januar, im Schlachthof internationales junges Theater zum Thema „Angst“ präsentiert – erstmals übrigens mit einem inhaltlichen Schwerpunkt.

Einher mit dieser konzeptionellen Neuorientierung geht auch der Wandel vom „präsentierenden zu einem produzierenden Festival“, wie Tobias Pflug, der das Festival mit Elinor Bender leitet, gestern bei einer Pressekonferenz erklärte. Statt, wie früher, aus internationalen Produktionen die interessantesten herauszusuchen, haben die Festivalmacher aus rund 40 Bewerbungen fünf ausgewählt, die in den vergangenen Monaten zum Thema Angst recherchiert und geprobt haben.

Das ermöglicht im Zusammenspiel internationaler und regionaler Akteure einen differenzierten Blick auf die Geografie der Angst. Zwar führt die eingebildete oder reale Missachtung von „Ängsten“ Menschen hierzulande bekanntlich zu höchst alarmistischen Großdemonstrationen zusammen. Einen Alleinvertretungsanspruch auf Angst haben sie gleichwohl keineswegs, auch wenn sie es gelegentlich zu glauben scheinen.

Die große Abstraktion, die alles meint, was Angst macht, könnte dabei in ihrer Totalität zwar den Blick darauf verstellen, was jeweils Auslöser und Grund für Angst ist. Indem das „Explosive!“ aber auch und gerade Themen anspricht, die den Diskurs der letzten Monate bestimmt haben und bestimmen, ermöglicht es – statt beispielsweise dem solistischen Wüten in den Kommentarspalten – die gemeinsame Auseinandersetzung mit Phänomenen wie der Verschleierung des Körpers, die sich nicht nur als Unterdrückungszeichen lesen lässt, sondern als Ermächtigungsstrategie, wie Marleen Wolter vom Kollektiv Gefährliche Liebschaften erklärt: Der Träger oder die Trägerin entscheidet im besten Fall ja selbst, wie viel von seinem oder ihrem Körper er oder sie zeigt. Wie sich das auf der Bühne darstellt, ist am Mittwoch im Rahmen der Eröffnungsgala (ab 19 Uhr) des „Explosive!“ zu sehen.

Theaterfestival „Explosive“: 13. bis 17. Januar, Schlachthof; das komplette Programm finden Sie im Internet unter www.explosive-info.de

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