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Marsianer in Material-Mix und Miniatur

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Gregor Gaida: Drummer.
Gregor Gaida: Drummer. © -

BREMEN (Eig. Ber.) n Schon recht, dass gleich am Anfang für die Ausstellung getrommelt wird. Mit wuchtigen Schlägen drischt der Drummer von Gregor Gaida auf ein imaginäres Fell. Ein Motorradhelm und ein nackter Oberkörper verleihen der Holzfigur martialische Züge, ein flatterndes Tuch um die Hüfte bringt zum Kraftverkehrszeitalter klassischen Hauch und impft die Statue mit Dynamik.

Mit alpinen Gipfeln in Polyesterharz eingeschlossen, bändigt Gaida eher die Raum ausdehnung der Massen. Hier ist das Monumentale ins kleine Format übersetzt, der Betrachter muss sich dem Objekt zuwenden und darf sich von der Magie der Miniatur anziehen lassen.

Hat der Besucher an diesen verborgenen Bergkulissen erst einmal Maß genommen, ist die richtige Perspektive gefunden für die jüngste Ausstellung der Galerie Gavriel. In kleinen „Bytheways“, so der Titel einiger Arbeiten des gleichfalls beteiligten Malers Daniel Behrendt, bietet die Schau „zwischen Palmen, Elefanten und Museumsglas im Antlitz ferner Berge“, so die Einladungskarte, einen pointierten, witzigen und anregende Zugang zu einem Trio auf dem Weg nach oben. Noch sind Gaida, Behrendt und als dritter Hinrich Brockmöller noch nicht in der „Hall of Fame“, aber mit ihrem „Fall of Ham“ als Ausstellungsmotto deuten sie schon mal die Strategie an: Da wird manches umgedreht, vieles gegen den Strich gebürstet, und in Gemeinschaftsarbeiten deuten die drei ehemaligen Studenten der HfK Bremen an, wie leicht Gattungsschlagbäume ausgehebelt werden können.

Wer beispielsweise Daniel Behrendt von der Delmenhorster Hommage an die HfK-Klasse Karin Kneffel kennt, trifft hier nun auf ein komplett andere Bildwelt: Keine Fassaden und Fenster, die vom Leben hinter den Wänden erzählen und Putzstrukturen in Maloberflächen hinein gleiten lassen, sind ausgestellt, sondern Figuren, beiläufig mit den Farbresten am Pinsel auf Papier geworden, die mit dem Charme des Skizzenhaften und Spontanen aus sicherer Hand und auf der Basis der guten Blicks für die pointierte Geste punkten.

Hinrich Brockmöller pflanzt dem Plüschigen dämonische Anteile ein, verformt seine Stoff-„Bären“ ins Voodoo-Puppenhafte, lässt aus Krankenhaus-Ambiente und medizinischem Personal Kälte und Attacke sprechen und zeigt ein materialkaltes Mexiko in Aluminium mit gottverlassenen Hütten und Kakteen.

Mit „Marsianern“ aus Bronze und pastos Science-Fiction-Masken formendem Öl betreten die drei ihren kleinen Planeten Utopia, auf dem sich Formen, Figuren, Flächen und Farben verwirbeln. In den Klassen Kneffel und Altenstein, aus denen Berendt, Gaida und Brockmöller stammen, wurde offenbar die plastisch-malerische Korrespondenz groß geschrieben. Die Galerie Gavriel hat sich als bestes Bremer Forum für studentische und postakademische junge Kunst-Hoffnungen der Stadt profiliert. Die Ausstellung „Fall of Ham“ ist noch bis zum 20. Juni in der Bremer Galerie Gavriel, Fedelhören, zu sehen.

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