1. Startseite
  2. Kultur

Bremer Ensemble Klank in Delmenhorst

KommentareDrucken

Hespos - Foto: Rainer Koehl
Hans Joachim Hespos © Rainer Koehl

Delmenhorst - Von Ute Schalz-Laurenze. Das Bremer Musikaktionsensemble Klank hat sich über die vergangenen zehn Jahre zu einem der ersten Ensembles in der Gattung improvisierter Performancekunst entwickelt.

Da gibt es den Geiger Christoph Ogiermann, den Kontrabassisten Reinhard Hammerschmidt, die Gitarristen Markus Minkowski und Tim Schomacker mit „Alltagsperkussion“. Und damit gibt es dann eigentlich nichts, was es nicht gibt: Fahrradklingeln, Autoreifen, Blumentöpfe, Küchenschüsseln, Luftballons, zerbrochene Spaghetti, eben einfach alles. Vieles ist witzig, manches nicht witzig genug. Häufig entwickelt das Quartett die Stücke auf der Basis eines bestimmten Ausgangsklanges, der vielerlei Manipulationen inklusive Elektronik unterzogen wird.

Der Delmenhorster Komponist Hans Joachim Hespos schreibt seit vielen Jahres Stücke, die dem Ansatz von Klank zu folgen scheinen und ihn jetzt zu seinem 80. Geburtstag wohl auch veranlasst haben, das Ensemble zum 49. (!) Festival „Neue Musik in Delmenhorst“ einzuladen. 

Und er kooperiert seit einigen Jahren mit der Kompositionsklasse der Musikhochschule Bremen. Unter dem Titel „bremer punkt“ darf jedes Mal ein Student eine Uraufführung präsentieren. Im Kleinen Haus in Delmenhorst liegt die sechsminütige Etüde für Kontrafagott und zerplatzende schwarze Luftballons von Seunghunn Yu etwas verloren und wirkungslos am Anfang.

Das beste Stück wird im Foyer gespielt

Trotzdem hatte das Ganze einen bunten unterhaltsamen Abend versprochen – und das wurde er auch. Für drei Klank-Stücke zeichnen Komponisten verantwortlich: Anton Wassiljew mit dem einfallsreichen „Violince“ (spannend gespielt von Christoph Ogiermann), „PSK 2017“ von Ogiermann, der mit diesen „Zeichenfolgen für vier verstärkte Mundspieler“ ein klangschönes und formal sehr schlüssiges Klanggebilde präsentiert.

Hespos’ „Clash“, eine musikalische Kammerszene in chaotischen Episoden für vier Personen aus dem Jahr 2013 wirkt allerdings wirklich chaotisch: Das meiste klappt absichtlich nicht – und das macht seinen Witz und seine Kraft aus, gerät allerdings auch zu lang. 

Und dass es bei dieser Art Musik etliche künstlerische Gefahren gibt, thematisieren die Klank-Künstler dann auch selbst mit „Meiner Gemeinschaftspraxis geht die Luft aus“ (2018). Das beste Stück von Klank wird im Foyer gespielt und bildet einen aufkommenden Regen und ein Gewitter nach: Die Klangbildung ist so vielseitig, dass man meist den Ursprung des Klanges gar nicht orten kann. Und das macht anhaltend Spaß.

Auch interessant

Kommentare