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Nach Bericht Streit über Kunstprojekt entbrannt

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Von Johannes BruggaierBREMEN (Eig. Ber.) n Nach unserer Berichterstattung über das Projekt „Kunst erobert Grenzen – Art Conquers Borders“ hat gestern die Opposition in der Bremer Bürgerschaft Aufklärung gefordert.

Wie der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Carl Kau, erklärte, werde er „die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen“. Er plane, die Vorkommnisse demnächst in der Bürgerschaft „in ihrer ganzen Peinlichkeit zur Sprache“ zu bringen: Sie seien ein „abschreckendes Beispiel dafür, wie Kulturpolitik vom rot-grünen Senat betrieben wird“. Dass es vergleichbare Vorgänge in der Zeit der CDU-Ressortleitung gegeben haben könnte, wollte Kau allerdings nicht ausschließen – er selbst sei erst seit 2007 Mitglied der Bürgerschaft. Die FDP-Fraktion hat gestern nach eigener Auskunft Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Unterdessen verteidigte das Kulturressort das Projekt. Wie Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) gestern erklärte, habe die Bernd und Eva Hockemeyer Stiftung in einer Reaktion auf den Bericht ihre Unterstützung zugesagt. Bernd Hockemeyer wolle überdies zusätzliche Unterstützer einwerben. Er gehe davon aus, dass für die öffentliche Hand allenfalls sehr geringe Kosten entstehen. Emigholz betonte, dass Projektinitiator Alexander Suleiman auf ein Honorar verzichte.

Die Darstellung der Kulturbehörde, wonach sich die beiden großen Orchester der Stadt von dem Projekt „sehr angetan“ gezeigt hätten, bestätigte sich gestern so nicht. Beide Einrichtungen verfügen über eigene viel beachtete Konzepte im Bereich der kulturellen Bildung. Von Seiten der Philharmoniker hieß es gestern, man habe gegenüber der Stadt die grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an dem Projekt mitzuwirken. Schließlich sei es für das Orchester „selbstverständlich, sich der sozialen Verantwortung zu stellen“, wie Pressesprecherin Barbara Klein mitteilte. Für eine Bewertung des Vorhabens jedoch warte man auf nähere Informationen: „Da können wir zurzeit noch gar nichts sagen.“

Kammerphilharmonie-Geschäftsführer Albert Schmitt erklärte, sein Orchester habe sich zum Ziel gesetzt, kulturelle Bildung zu stärken. Jedes „Mehr“ an Engagement in diesem Bereich sei deshalb aus Sicht der Kammerphilharmonie grundsätzlich zu befürworten. In Bezug auf das Vorhaben zur Bremer Bundesratspräsidentschaft sagte er, ein externes Projekt sei „dann zu begrüßen, wenn es die heimischen Kräfte stärkt“.

Die Projektidee selbst erscheint nach Aussage von Experten grundsätzlich realistisch. UNICEF-Pressesprecher Rudi Tarneden sagte gestern gegenüber unserer Zeitung, die Kontaktaufnahme sowie der Transfer von 20 Jugendlichen aus Krisengebieten sei zwar mit einem hohen Aufwand verbunden. Er halte es aber für möglich, dass der Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis zu den Kosten stehe. Wichtig sei, dass ein Projekt wie dieses nicht als Hilfsaktion, sondern als Jugendaustausch oder Programm zur kulturellen Bildung ausgegeben wird – wie in Bremen der Fall.

Ob sich eine eigene CD-Produktion zur Generierung von Spendengeldern eignet, wird unterschiedlich bewertet. Wie Tanja Ibrahim vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) auf Anfrage erklärte, könnten die Einnahmen durchaus den Produktionsaufwand decken. Allerdings verlange das Institut von den Empfängern seines Gütesiegels, sogenannte „Give-aways“ wie etwa CDs erst nach geleisteter Spende dem Geldgeber zu übermitteln. Der Geschäftsführer des Deutschen Fundraisingverbands, Peter Leetz, sagte hierzu: Wichtig sei, dass Radio Bremen als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt vor Produktionsbeginn die Glaubwürdigkeit des Konzepts überprüft hat.

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