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Ausstellung in Bremen beschäftigt sich mit dem Schlaf

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Man könnte John Giorno stundenlang beim Schlafen zuschauen – in der Ausstellung „Schlaf. Eine produktive Zeitverschwendung“ geht das allerdings nur in 50-Minuten-Häppchen. - Foto: Patric Leo
Man könnte John Giorno stundenlang beim Schlafen zuschauen – in der Ausstellung „Schlaf. Eine produktive Zeitverschwendung“ geht das allerdings nur in 50-Minuten-Häppchen. © Patric Leo

Bremen - Von Rolf Stein. Inspirierend scheint sie zu wirken, die neue Ausstellung im Paula Modersohn-Becker Museum. „Schlaf. Eine produktive Zeitverschwendung“ widmet sich der künstlerischen Behandlung eines alltäglichen, oder besser: allnächtlichen Phänomens.

Und wenn man nach dem Gang durch die üppige Ausstellung eine gewisse Schlaffheit verspürt, könnte das durchaus damit zu tun haben, dass die beständige Konfrontation mit dem Schlaf ein wenig abfärbt.

Es könnte aber natürlich auch sein, dass die Resultate künstlerischer Beschäftigung mit der Phase der körperlichen Regeneration des Sujets wegen zur Fadheit neigen und deshalb ermüden – was übrigens durchaus nicht gegen diese Schau spräche, die sich so angenehm dagegen verwahrt, aus dem Umstand ihrer Erstmaligkeit ein Spektakel generieren zu wollen. Es gibt in der Bremer Ausstellung, die für sich in Anspruch nimmt, die erste ihrer Art in Deutschland zu sein, durchaus Anhaltspunkte für beide Vermutungen.

Viel Schönes und durchaus Spannendes

So oder so: Ganz wertneutral erschöpfend ist die von Hausherr Frank Schmidt kuratierte Schau durchaus. Sie führt durch mehrere Jahrhunderte bis in die Gegenwart, bietet Werke unterschiedlichster Diszplinen auf (bis hin zu Comic und Performance), die Exponate sind so gut es eben geht auf Themenräume verteilt, die vom privaten Schlaf über den Schlaf in der Öffentlichkeit, den Beischlaf, den Schlaf im Märchen und den Mangel an Schlaf bis zum Künstlerschlaf reicht, der zumindest zur Eröffnung in einer ganz praktischen Position zu begutachten ist – und natürlich ist auch die Namenspatronin des Hauses vertreten, als Urheberin verschiedener Werke wie auch als Modell.

Entsprechend viel Schönes und durchaus Spannendes gibt es dann auch in dieser Ausstellung zu entdecken, geht es um die utopischen Momente des Phänomens wie um die Kritik am zu viel davon. Der enzyklopädische Ansatz erlaubt es, auch unbekanntere Künstler zu zeigen und von bekannten weniger bekannte Werke. Und in der Böttcherstraße gestattet man sich, wir deuteten es an, den Künstler Virgile Novarina einzuladen, der sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem Schlaf auseinandergesetzt hat. In der Performance „La bulle paradoxale“ schlummert er auf Tilda Swintons Spuren und macht dabei auch die Aktivitäten des Gehirns sichtbar. Heute um 14 Uhr schmeißt er zur Eröffnung eine kleine Pyjama-Party und legt sich für ein paar Stunden hin.

Einen anderen Schläfer lässt man derweil nackt, aber dafür nicht so lange schlummern: Der Dichter John Giorno ließ sich einst von Andy Warhol schlafend filmen. Das Resultat war ein zwischen gut fünfstündiger Film, in dem im Grunde nichts passiert – oberflächlich betrachtet: Warhol hat eben nicht mit der Kamera draufgehalten, sondern Filmsegmente in Form von Loops montiert. In Bremen allerdings ist der Film in einer drastisch geschnittenen, nun nur noch rund 50-minütigen Fassung zu sehen. Was ein wenig absurd ist: Schließlich wird sich auch die gekürzte Fassung kaum jemand komplett ansehen, die ihrerseits als Loop gezeigt wird. Warum also nicht den ganzen „Sleep“?

Eröffnung: heute, 14 Uhr, Ausstellung bis zum 4. Februar, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen.

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