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Rockstarposen und echte Liebe

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Bela B. wie man ihn kennt, sportlich-leger.
Bela B. wie man ihn kennt, sportlich-leger. © -

Bremen - Von Anna-Lena Folk(Eig. Ber.) · Für die letzte Zugabe „One nightstand“ wirft sich Bela B. eigens in einen silbernen Glitzeranzug und fordert eindringlich: „Baby, vergiss‘ nicht, mich zu vergessen“. Doch diesen Wunsch werden ihm die Fans nach diesem überzeugenden Konzert sicher nicht erfüllen.

„Schau ihn an – ist es wahr? Da steht Bingo-Bela-Superstar!“ So kündigt sich der „Ärzte“-Schlagzeuger auf Solo-Pfaden am Dienstagabend im Bremer „Aladin“ selbst an. Den Superstar glaubt man ihm sofort. Denn nur wer wirklich groß ist im Business, hat eine Showtreppe. Und Bela B., klar, der hat eine. Dabei gefällt er sich nicht nur selbst vollkommen zu recht in der Rockstarpose. Seine Fans lieben ihn für seine Ironie und seine Arroganz.

Vielleicht liegt es an der Warnung des „Aladin“, es seien Taschendiebe unterwegs. Da klammert man sich schon mal fester an sein Portemonnaie – die Atmosphäre ist zu Beginn jedenfalls ein wenig distanziert. Möglicherweise gründet sich das aber auch in dem Umstand, dass Bela B. um sein Publikum nicht mehr kämpfen muss. Es ist da und es wird auch da bleiben, denn „Ärzte“-Fans sind treue Anhänger.

Aber er schafft es im Laufe des Abends, die Distanz zu überwinden. Immer wieder versteht er es, mit dem Publikum zu flirten, was besonders den weiblichen Fans gefällt. „Meine Liebe ist euch gewiss“: ein Versprechen, das viele gern zurückgeben. Allzu aufdringliche Zwischenrufe pariert er jedoch routiniert – er ist sie gewohnt.

Bela B. spielt knapp zwei Stunden fast alle Songs aus seinem aktuellen Album „Code B“ und der 2006 erschienenen Platte „Bingo“. Sichere Textkenntnisse helfen den Zuhörern darüber hinweg, dass sein Gesang bei einigen Songs in der Musik der Band etwas untergeht.

Unerwartet ernsthaft und anrührend ist die Ballade „Liebe und Benzin“, im Duett mit der Schauspielerin Ina Paule Klink. Eine Liebesgeschichte. Dabei sorgt die Kombination der beiden für Gänsehaut: Belas Stimme, die wohl keiner elektronischen Verstärkung bedarf, um ihren Weg direkt in die Magengegend zu finden, die nach zu vielen durchzechten Nächten und nach noch mehr Zigaretten klingt. Und Klinks heller, unschuldiger Gesang.

Klink übernimmt alle weiblichen Parts an diesem Abend, auch im Song „1., 2., 3.“ – im Original mit TV-Moderatorin Charlotte Roche. Beim Titel „Traumfrau“ wird der Sänger von Gary Schmalzl an der Trompete unterstützt. Die klingt zwar etwas zu blechern, ist in der Liveperformance aber eine schöne Abwechslung. Beim großartigen letzten Song „Tag mit Schutzumschlag“ kommt endlich auch die Band in Bremen an. Zu Beginn noch sehr kontrolliert, finden sie allmählich ihren Groove.

Aus den Zugaben hätte man ein eigenes Konzert geben können: sechs Songs spielt Bela B. Neben „Gitarre runter“, dem „Zappingsong“ und dem von Schlagzeuger Danny Young inbrünstig angekündigten „Bobotanz“ gibt es endlich das vom Publikum heiß ersehnte „Altes Arschloch Liebe“, die erste Singleauskopplung von „Code B“. Also eigentlich zwei Konzerte an einem Abend: Drunter macht‘s ein Superstar eben nicht.

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