Definitiv. Die Notwendigkeit der Vermittlung unserer Projekte in den digitalen Bereich ist ja keine Neuigkeit. Corona hat uns nur gezwungen, uns schneller und intensiver dazu zu verhalten, als es ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre. Wir haben also in der Weserburg vorhandene Formate ausgebaut und neue entwickelt. Das Angebot reicht dabei von interaktiven Instagram-Stories über informative Facebook-Postings, mit denen wir ausgewählte Kunstwerke vorstellen, bis hin zu einführenden Videos zu unserer großen Birgit-Jürgenssen-Ausstellung oder einer Reihe von Videovorträgen eines Berliner Künstlerduos über den Rechtsruck in unserer Gesellschaft. Außerdem möchten wir unseren permanenten Norbert- Schwontkowski-Raum virtuell zugänglich machen und denken über spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche nach. Und nicht zu vergessen: der reichhaltige Fundus unserer Sound-Art-Collection, die vom Zentrum für Künstlerpublikationen betreut wird und in die man über unsere Website hineinhören kann. Hier bieten sich viele Möglichkeiten, die wir auch nach Corona verfolgen werden.
Lassen sich die wirtschaftlichen Schäden für Ihr Haus beziffern?
Für Zahlen ist es noch zu früh. Natürlich sind seit der Schließung Eintrittsgelder ausgefallen. Wie sich die aktuelle Lage auf das Besuchsverhalten der nächsten Monate auswirkt, ist noch nicht abzusehen, aber wir rechnen auch nach einer Wiederöffnung mit Einbußen. Ungemein wichtig ist, dass die Zuschussgeber, sowohl die öffentlichen als auch die privaten, ihre Förderzusagen uneingeschränkt aufrechterhalten haben.
Was könnte die Politik kurz-, mittelfristig und langfristig tun, um die Folgen der Krise abzufedern?
Für die Kultur heißt es auch hier, zwischen freier und institutioneller Szene zu unterscheiden. Unbürokratische, solidarische Hilfe, die wirklich greift, ist für Freiberufler und Künstler aller Sparten gerade unerlässlich. Ich halte die Diskussion eines bedingungslosen Grundeinkommens hier für sinnvoll – gerade jetzt, in Zeiten, in denen wir Solidarität als überlebenswichtig erleben. Für die Ausstellungshäuser wäre eine Kompensation der Verluste durch wegfallende Eintritte und sonstige Einnahmen, sowie durch Honorarzahlungen für Veranstaltungen, die nicht stattfinden konnten, sinnvoll. Mittel- bis langfristig könnten die digitalen Initiativen, die sich in den letzten Wochen als sinnvolle Ergänzung zum Erreichen des Publikums bewiesen haben, systematisch gefördert werden. Und nach den Erfahrungen der letzten Wochen setzt sich politisch wie gesamtgesellschaftlich hoffentlich endlich die Erkenntnis durch, dass Kultur kein Luxus, sondern eine notwendige Grundlage unserer Gesellschaft ist – und die offensichtlich fehlt, wenn sie nicht selbstverständlich zugänglich ist.
Um möglichst schnell wieder öffnen zu können, wären neben verschärften Hygienemaßnahmen auch Besucherbeschränkungen denkbar. Haben Sie dazu schon Pläne in der Schublade?
Wir sind sehr gut vorbereitet und hoffen, dass der Senat uns im Mai die Öffnung erlaubt. Wir haben beschlossen, bis zum Sommer keine Veranstaltungen durchzuführen und uns ganz darauf zu konzentrieren, einen sicheren und angenehmen Besuch unserer Ausstellungen zu garantieren, sobald das wieder möglich ist. Sowohl unsere Mitarbeiter als auch unsere Besucher müssen und können sich sicher fühlen. Damit wir alle uns wieder mit dem Grundnahrungsmittel Kunst versorgen können – und uns trotzdem keiner Gefahr aussetzen!