Das wird vor allem in jenen Passagen deutlich, in denen präzise mit dem passenden Vokabular ein Fliegerangriff, das Interieur eines Salons oder die Geburt eines Kalbs beschrieben wird. Hierbei entstehen zwar stets einprägsame Szenen, aber insgesamt ist Rothmann an manchen Stellen vielleicht ein wenig zu verliebt in seine detaillierten Beschreibungen, ist sein Ton manchmal zu zärtlich in Anbetracht der vorherrschenden Brutalität, Grausamkeit und Gleichgültigkeit.
Dennoch ist „Der Gott jenes Sommers“ ein lesenswertes Buch eines stilsicheren, einfühlsamen Erzählers, auch wenn es dem Roman insgesamt an der Tiefe und Wucht seines Vorgängers mangelt und er darüber hinaus nicht ganz an einige andere Werke von Rothmann heranreicht.
Ralf Rothmann: „Der Gott jenes Sommers“, Suhrkamp, Berlin, 256 Seiten, 22 Euro.