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Elina Garanca tritt in der Bremer Glocke auf

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Elina Garanca Foto: Gregor Hohenberg
Elina Garanca © Gregor Hohenberg

Bremen - Von Wolfgang Denker. Die Reihe „Glocke Vokal“ sorgt immer für besondere Leckerbissen. Dafür garantierte diesmal der Name Elina Garanca. Die lettische Mezzosopranistin gehört seit Jahren zu den absoluten Stars der Opernszene. Zu Beginn ihrer Karriere standen Mozart und das Belcanto-Fach im Mittelpunkt. Inzwischen ist ihre Stimme schwerer und dramatischer geworden – mit folgerichtiger Repertoireerweiterung. So ist die Titelpartie in „Carmen“ eine ihrer wichtigsten Rollen geworden. Aber sie widmet sich auch zunehmend den Partien von Verdi und denen des Verismo.

Die standen auch im ersten Teil des Konzerts in der Bremer Glocke auf dem Programm. Gleich mit der Arie der Eboli „Nel giardin del bello“ aus Verdis „Don Carlo“ zeigt sie mit einer kraftvollen, satten Mittellage alle Tugenden ihrer derzeitigen stimmlichen Verfassung. Ihr warmer, schöner Klang in allen Lagen begeistert ebenso wie ihre Fähigkeit, die Stimme nach wie vor beweglich führen und ein makelloses Piano formen zu können. Die Arie „Io son l’umile ancella“ aus „Adriana Lecouvreur“ von Francesco Cilea ist eigentlich für einen Sopran geschrieben. Aber Garanca bleibt ihr an strahlendem Höhenglanz nichts schuldig. Sie lässt die Stimme auf den Bögen der Melodie balsamisch strömen. Und das Crescendo am Ende ist atemberaubend. „O don fatale“, wieder aus „Don Carlo“, ist erwartungsgemäß ein „Knaller“: Was sie hier an glutvoller Kraft und ungebremsten Emotionen geradezu herausschleudert, dürfte nur wenigen Sängerinnen so packend gelingen. Und bei den großen Ausbrüchen wird die Stimme immer kontrolliert geführt. Da gibt es nicht die geringsten Schärfen im Klang.

Die NDR Radiophilharmonie unter der Leitung von Karel Mark Chichon begleitet hervorragend, setzt aber auch eigene Akzente. Neben der Ouvertüre zu „Luisa Miller“ und dem Intermezzo aus Puccinis „Manon Lescaut“, das Chichon sehr klangmächtig und schwelgerisch nimmt, ist auch die Ouvertüre zu „La Forza del Destino“ zu hören. Die taucht bei derartigen Anlässen fast immer im Programm auf, aber wenn sie, wie hier, so frei von Routine und so spannungsgeladen musiziert wird, ist man doch dankbar.

Nach der Pause hat Elina Garanca ihr grünes Kleid gegen ein feuerrotes getauscht. Nicht ohne Grund, denn die Musikstücke führen nun auf ungewöhnlichen Pfaden in südliche Gefilde. Sie finden sich auch auf ihrem aktuellen Album „Sol y Vida“, auf dem sie populäre Lieder vor allem aus Italien und Spanien singt. Einen roten Faden für das Programm gibt es nicht, der Reiz liegt in der Abwechslung. Da stehen furios musizierte und einfach gute Laune verbreitende Orchesterstücke aus spanischen Zarzuelas neben der Canzone „Musica Proibita“, dem Lied „Ich liebe Dich“ von Edvard Grieg (immerhin in katalanischer Sprache) oder der schmissigen Ouvertüre „Leichte Kavallerie“ von Franz von Suppé. Aber der Gesang von Elina Garanca adelt jedes Stück.

Da wird bei „Lela“ aus „Os vellos non deben namorarse“ von Rosendo Mato Hermida die Tristesse um eine verlorene Liebe ebenso getroffen wie die träumerische Sehnsucht in „El dia que me quieras“ von Carlos Gardel. Beide Stücke sind so süffig orchestriert, dass man sich in einen Hollywood-Film versetzt fühlt. Bei der dramatischen und effektvollen Arie „No puede ser!“ aus der Zarzuela „La tabernera del Puerto“ von Pablo Sorozábal „wildert“ Garanca im Tenor-Repertoire, ebenso bei „Granada“, das sie als eine der Zugaben serviert. Frenetischer Jubel für eine große Sängerin und ein tolles Orchester.

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