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Andromeda Mega Express Orchestra startet Reihe am Theater Bremen

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Andromeda Mega Express Orchestra - Foto: Jörg Landsberg
Andromeda Mega Express Orchestra. © Jörg Landsberg

Bremen - Von Rolf Stein. Ob sie nicht am nächsten Tag gleich alle mitkommen wollten nach Köln, fragt Daniel Glatzel, musikalischer Leiter des Andromeda Mega Express Orchestra am Donnerstagabend. Da hat das 18-köpfige Ensemble vielleicht die Hälfte seines Programms gespielt. Und das Publikum seinerseits ganz hörbar für sich eingenommen.

250 Zuhörer hatten den Weg ins Kleines Haus am Theater Bremen auf sich genommen, um mit dem Andromeda Mega Express Orchestra die Eröffnung der neuen Konzertreihe des Bremer Theaters zu feiern – und am Ende tun sie ihre Begeisterung lauthals kund. Dabei mutet die ungewöhnlich besetzte Formation dem Hörer durchaus einiges zu. Zwischen klassischer Moderne, Bigband-Sound, Pop, freien Spielweisen spannt sich die Bandweite des Ensembles auf, oft auch innerhalb weniger Takte.

Und immer wieder setzt sich Glatzels Orchestra unerschrocken neuen Einflüssen aus: Vor zwei Jahren trat die Formation mit der brasilianischen Avantgarde-Jazz Ikone Hermeto Pascoal auf, von dem sie auch am Donnerstag ein Stück spielen. Im vergangenen Jahr reisten die Musiker nach Malawi im Süden Afrikas, um dort mit der Lusubilo Band und Musikern des Nsanje-Stammes zu spielen. Ein Stück an diesem Abend erinnert daran. Und es ist zugleich paradigmatisch für das Konzept des Berliner Ensembles: Grundlage ist ein Rhythmus aus Malawi, zunächst von Schlagzeuger Andreas Haberl und der Vibraphonistin und Perkussionistin Maria Schrader eher pur gespielt, bis nach und nach das übrige Ensemble einsetzt und das Stück allmählich in Gefilde überführt, in denen Rhythmus und Tonalität befreit sind.

Manchmal wie gute Filmmusik

Allerdings: Auch wenn derartige und ähnliche virtuos ausgeführte Übergänge im Grunde ständig zu hören sind, entwickelt doch jedes Stück seinen eigenen Charakter, wobei die neuen Kompositionen, die in Bremen den Hauptteil des Programms bilden, stringenter und melodischer, aber auch komplexer und nuancierter sind als frühere Werke, in denen das Ensemble oft innerhalb weniger Takte ein halbes Dutzend Stile durchkreuzte – fast schon wie die legendäre Band Naked City des New Yorkers John Zorn.

Manchmal funktioniert das wie eine gute Filmmusik, die, anstatt klischierte Emotionen anzutriggern und so einfach zu verdoppeln, tiefer liegende Dinge aufreißt, die wir nur dank ihr erfassen können. Manchmal erinnert das an zeitgenössische Komponisten wie Helmut Lachenmann oder auch Klassiker der Moderne wie Igor Strawinsky, mal klingt es minimalistisch, dann wieder grüßt der große Free-Jazz-Kosmiker Sun Ra herüber.

Die erste Zugabe kam dann mit Ansage, eine zweite erbat sich das Publikum vehement klatschend und trampelnd. Ein ausgesprochen spannender Abend und nicht nur künstlerisch erfolgreicher Auftakt der neuen Konzertreihe am Theater Bremen. Am 28. Oktober geht es mit der brasilianischen Band Metá Metá weiter.

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