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Wiener Juwelen

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Christian Tetzlaff erweist sich als idealer Interpret für Mozarts Violinkonzert in B-Dur. - Foto: Giorgia Bertazzi
Christian Tetzlaff erweist sich als idealer Interpret für Mozarts Violinkonzert in B-Dur. - Foto: Giorgia Bertazzi © -

Bremen - Von Ute Schalz-Laurenze. Als Wolfgang Amadeus Mozart sein erstes Violinkonzert in B-Dur, KV 207, schrieb, war er gerade einmal 16 Jahre alt, hatte aber schon für Mailand „Mitridate“ und „Lucio Silla“ komponiert. Mit enormem Schwung – vielleicht manchmal etwas zu grob und zu laut – spielte jetzt die Deutsche Kammerphilharmonie unter der Leitung von Paavo Järvi das melodienselige Werk.

Christian Tetzlaff ist dabei erwartungsgemäß der ideale Interpret für den anspruchsvoll-virtuosen Solopart, der auch zeigt, wie gut Mozart neben dem Klavier Geige spielen konnte. Mit seinem silbrig-eleganten, aber doch substanzreichen Ton, einer verzaubernden Fülle von Artikulationen und Verzierungen und einem überzeugenden Maß an Rhetorik erinnert Tetzlaff an das heute selten gespielte Werk. Die fünf Mozart-Konzerte hat Tetzlaff schon um 1995 mit der Kammerphilharmonie gespielt, auch jetzt werden weitere Auftritte folgen.

„Wiener Juwelen“ ist das Konzert betitelt. Dabei war Mozart im Jahr 1773 noch gar nicht in Wien, sondern noch Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle. Seine spätere Entscheidung für Wien erlaubt den Titel aber durchaus.

Ganz nach Wien gehört übrigens auch Joseph Haydns Sinfonie Nr. 103 nicht. Der Komponist schreibt sie in und für London. Dennoch passt die Zuordnung zum Titel des Abends, Haydn war in seinen späten Jahren schließlich ein weltberühmter Wiener Komponist. Der Untertitel „Mit dem Paukenwirbel“ reißt die Ideen und den Humor Haydns auf, ein Ton, den die Musiker wunderbar präzise treffen – besonders auch die oft witzigen Verhältnisse zwischen Bläsern und Streichern.

Wirklich wienerisch ist dann die 4. Sinfonie in c-Moll des 16-jährigen Franz Schubert, von dem die österreichische Hauptstadt zeit seines Lebens aber nichts wissen wollte. Weshalb sich der junge Mann an der Größe Beethovens abarbeiten musste. So ganz anders als Beethoven, bei dem der Diskurs im Vordergrund steht, gestaltet Schubert Landschaften, durch die der Hörer mit immer neuen Perspektiven und Atmosphären gleichsam wandert. Wechsel, durch die Järvi das glänzend aufgelegte Orchester behutsam und im letzten Satz getrieben wild steuert.

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