Film und Theater haben seit den Trump-Sanktionen ebenfalls Probleme. Ali-Resa Walinedschad gehört zu den erfahrensten Dokumentarfilmern im Land. Seit 25 Jahre drehte er Filme für den iranischen Staatssender IRIB, Ministerien und auch private Unternehmen. „Seit den ersten Sanktionen (im August 2018) habe ich keine Aufträge mehr bekommen“, sagt der 47-Jährige. Die Kassen sind leer. Finanziell gut geht es nur IRIB, aber der Staatssender investiert laut Walinedschad nur noch in politische Propagandaprojekte.
Auch das intellektuelle Theater blieb von den Sanktionen nicht verschont. „Die Kunst ist zwar wie Regen, den man nicht aufhalten kann, aber auch Kunst braucht nun mal Geld, und das wird wegen der Sanktionen immer knapper“, sagt Theaterregisseur Dschaber Ramesani. Jedes neue Projekt müsse genauestens berechnet werden. Es müsse an allen Ecken und Enden gespart werden.
Besonders schlimm ist es für junge Künstler. „Kunst hatte für das System ja nie so richtig Priorität, nun kommen auch noch die Sanktionen hinzu und erschweren auch private Initiativen“, sagt die Theaterschauspielerin Negin Tabarra. Investiert wird derzeit laut Tabarra nur in leichte Komödien mit renommierten Schauspielern. Für intellektuelle und experimentale Theaterprojekte wie die von Ramesani finden sich ihren Angaben nach nicht mal mehr private Produzenten. „Es ist einfach zum Heulen, danke Herr Trump“, so die seit den Sanktionen arbeitslose 29-Jährige.
Die Kritik der Künstler richtet sich aber nicht nur gegen die USA. Kulturelle Investitionen wären nach Ansicht vieler Künstler auch in Zeiten der amerikanischen Sanktionen machbar. „Wenn das Geld an arabische Freiheitsbewegungen fließt und Milliarden ausgegeben werden, damit einer wie (Syriens Präsident Baschar al-) Assad an der Macht bleibt, müssen wir (Musiker) hier halt auf der Straße um Kleingeld betteln“, sagt der Straßenmusiker Bidschan mit Blick auf seine Lage. Vor der U-Bahn-Station Tadschrisch in Teheran singen er und sein Freund Pejman die Pink Floyd Nummer „Comfortably Numb“ (angenehm betäubt). „Betäubt sind wir alle, komfortabel aber hat es keiner von uns“, sagt Bidschan. - dpa