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Altersvorsorge ist ein mühsames Geschäft

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Für das Alter vorzusorgen, ist derzeit nicht einfach. Sichere Anlagen werfen angesichts niedriger Zinsen einfach zu wenig ab. Foto: Christin Klose
Für das Alter vorzusorgen, ist derzeit nicht einfach. Sichere Anlagen werfen angesichts niedriger Zinsen einfach zu wenig ab. Foto: Christin Klose © Christin Klose

Für Lebensversicherungen gibt es keine Garantien mehr, langfristige Sparverträge mit guten Zinsen werden gekündigt, und Bausparer sollen gute alte gegen neue schlechtere Verträge eintauschen. Wie kann die Altersvorsorge da gelingen?

Leipzig (dpa/tmn) - Mit Zinsen Geld vermehren, diese Strategie funktioniert schon lange nicht mehr. Und daran wird sich vorerst wohl auch nichts ändern: Auf ihrem letzten Treffen Ende Juli entschied die Europäische Zentralbank (EZB), den Leitzins im Euroraum bei null Prozent zu belassen.

Mit der Geldflut will die EZB die Konjunktur stützen und die Inflation anheizen. Aus Sicht von Experten wirft die Niedrigzinspolitik allerdings zunehmend Probleme auf - vor allem für Sparer. «Die Geldpolitik der EZB ist längst ein Fall für den Verbraucherschutz», sagt etwa der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Gunther Schnabl von der Universität Leipzig. Denn mit ihren Maßnahmen untergrabe die Notenbank die Kaufkraft der meisten Bürger.

Auch aus Sicht von Niels Nauhauser stellt die Niedrigzinsphase Verbraucher zunehmend vor Probleme. Auf vielfältige Art und Weise versuchten Finanzinstitute, Verbraucher aus langfristigen, unter den derzeitigen Bedingungen gut verzinsten Sparverträgen zu drängen oder diese Verträge zu kündigen, erklärt der Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.

Und selbst bei Unternehmen machen sich die niedrigen Zinsen mittlerweile bemerkbar. «Die Erfüllbarkeit vertraglicher Zusagen durch private Anbieter ist infrage gestellt», sagt Nauhauser. «Aktuell steht ein Drittel der Pensionskassen unter verschärfter Beobachtung der Bafin.» Altersvorsorge wird damit allmählich für viele Verbraucher zu einem mühsamen Geschäft.

Wer sein Geld langfristig vermehren will, wird um ein wenig mehr Risiko im Depot kaum herumkommen. Anleger sollten jetzt allerdings keine unangemessen hohe Aktienquote wählen, denn das Risiko von schwankenden Kursen müssen sie aushalten.

Doch langfristig machen Anleger mit Aktien meist ein Plus. «Das gilt vor allem für Aktienindizes wie den Dax», erklärt Lothar Koch, Leiter des Portfoliomanagements bei der GSAM + Spee Asset Management AG in Düsseldorf. «Selbst nach den stärksten Kursverlusten zu Beginn der 2000er Jahre war der Dax nach 15 Jahren des Haltens bei einem Plus von 3,5 Prozent Rendite pro Jahr.» Sein Tipp: Wer mit Kursschwankungen leben kann, kauft sich einen kostengünstigen und passiven Indexfonds (ETF) und hält den entsprechend lange.

Ein Mix aus sicheren und chancenreichen Investments hilft bei der Altersvorsorge, das Risiko im Griff zu behalten. «Die Altersvorsorge sollte auf mehrere Säulen verteilt werden», findet auch Andreas Görler, Vermögensberater bei der Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH. Wichtige Standbeine sind aus seiner Sicht nach wie vor die gesetzliche Rente und die betriebliche Altersvorsorge.

Zusätzlich sollte schon möglichst früh mit der privaten Altersvorsorge begonnen werden. «Schon 50 Euro im Monat in einen oder zwei internationale Aktienfonds mit unterschiedlichen Schwerpunkten investiert, entwickeln sich nach 20 Jahren zu etwa 20.000 Euro», rechnet Görler vor. Vorausgesetzt wurde hier eine jährliche Rendite von 5 Prozent und Spesen für den Kauf von 1 Prozent. «Nach 30 Jahren kann man auf diese Weise mit etwa 40.000 Euro rechnen.»

Wichtiger Punkt bei der Geldanlage: «Sie müssen auf die Kosten achten», betont Nauhauser. «Manche Altersvorsorgeverträge sind nach zehn Jahren immer noch im Minus.» Verbraucher erkennen aber oft zu spät, dass Garantien teuer sind. «Immerhin dafür hat die Niedrigzinsphase den Blick geschärft.»

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