Felix Hoffmann, Leiter des Deutschen Polizeimuseums im westfälischen Salzkotten, hat als Polizist früher selbst zahllose Tempokontrollen durchgeführt und ist von ihrem Nutzen felsenfest überzeugt: «Zu schnelles Fahren ist immer noch die Unfallursache Nummer Eins.»
Fotogalerien zeigen im Internet die kuriosesten Aufnahmen der Blitzer-Kameras: Enten im Tiefflug, Hubschrauber, Lamas, der Weihnachtsmann, die Oma mit Rollator - alle hatten es eilig, oder gerieten aus Versehen ins Visier von Radar und Laser.
Museumsleiter Hoffmann hat haarsträubende Einsprüche gegen die Bußgeldforderungen gesammelt: «Bei der Beurteilung ist zu berücksichtigen, dass dem Verantwortlichen für das Königsschießen das Bier ausgegangen war.»
In einigen Fällen konnten Rechtsanwälte den Abbau der Blitzer erzwingen, wo deren Millioneneinnahmen allzu offensichtlich mehr der klammen Staatskasse dienten denn der Verkehrssicherheit.
Dennoch blitzt es seither ohne Unterlass - im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen allein durch die Polizei 2,1 Millionen Mal im Jahr 2015. Hinzu kommen die Aufnahmen der kommunalen Radaranlagen.
Die Gegner der Radargeräte haben illegal aufgerüstet: Warngeräte für das Auto und reflektierende Folien für das Nummernschild sollen vor Bußgeld, Punkten in Flensburg und Führerscheinentzug schützen.
Die Polizei kontert seit einigen Jahren mit modernen und kleinen Lasergeräten, die die Radartechnik in Genauigkeit übertrumpfen - und mit dem Blitz-Marathon, den 24-stündigen Kontrolltagen.
Welchen abgrundtiefen Hass eine Radarkontrolle auslösen kann, musste die Polizei im Jahr 2000 in Hessen erfahren: Als ein Fernfahrer «geblitzt» wurde und fürchten musste, seinen Führerschein zu verlieren, kehrte er um, erschoss einen der Polizisten und verletzte einen zweiten Beamten schwer.
Die neueste Generation der Polizei ist die halbstationäre Radarfalle. Die Anlagen sind auf Anhängern installiert und können personalsparend jeweils für mehrere Tage an wechselnden Orten aufgestellt werden, ohne von Beamten bewacht werden zu müssen. Derzeit werden sie in Köln getestet: 47 000 Autofahrer haben bereits in den ersten Wochen damit eine kostspielige Bekanntschaft gemacht.
Geschichte der Tempokontrollen