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Assistenzsysteme und Sprachsteuerung im Test – das kann die neue A-Klasse von Mercedes wirklich

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Erst acht Jahre im Programm, aber schon ein Klassiker bei Mercedes. Die neu, von den Designern etwas schärfer gezeichnete A-Klasse.
Erst acht Jahre im Programm, aber schon ein Klassiker bei Mercedes. Die neu, von den Designern etwas schärfer gezeichnete A-Klasse. © Daimler

Wie gut ist der Kleinste von Daimler? Ist die A-Klasse ein echter Mercedes? Und was taugt die viel gepriesene Sprachsteuerung wirklich? Der A 200 im Alltagstest.

So viel ist schon mal sicher: Die neue A-Klasse hat das Altherren-Image der Stuttgarter Autobauer schwer aufpoliert. Seit 2012 auf dem Markt hat sie neue Kunden erobert, vor allem jüngere. 2018 kam die zweite Generation der A-Klasse auf den Markt. Noch schicker und digitaler. Und sie hat mit dem MBUX eines der modernsten Sprachsteuerungen an Bord. MBUX heißt Mercedes Benz User Experience. Welche Erfahrungen wir damit gemacht haben, lesen Sie weiter unten im "Protokoll eines Unverstandenen".

Die Fakten zum Mercedes A 200

Doch zunächst einmal die harten Fakten: Die kleinste A-Klasse gibt es ab 26.500 Euro zu kaufen als A 160 mit einem 109-PS-Benziner oder als A 160d mit einem 95-PS-Diesel (um 2.200 Euro teurer). So spartanisch muss es ja nicht sein - deshalb wählten wir den A 200 als Testwagen.

Diamantgrill, größere Lufteinlässe, andere Schweller: Die AMG-Line werte die A-Klasse noch optisch auf.
Diamantgrill, größere Lufteinlässe, andere Schweller: Die AMG-Line werte die A-Klasse noch optisch auf. © Daimler

Immerhin ein Vierzylinder-Benziner mit 163 Pferdchen im Stall. Damit durchbrechen wir aber sofort die 30.000-Euro-Schallmauer im Konfigurator. Der Motor ist aber spritzig und drehfreudig. Zusammen mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ergibt das einen flotten Feger. 8,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100 - für den Hausgebrauch ist das genau richtig. Aber immer dran denken: Leistung kostet Benzin und damit Geld. Mit dem angegebenen Durchschnittsverbrauch von 6,5 Litern sind wir nicht hingekommen. Meistens stand die Acht vor dem Komma, manchmal sogar die Neun.

Mercedes A-Klasse: Ausstattung und Fahrassistenzsysteme: Was braucht man wirklich?

Auch der Komfort steht unter einem guten Stern, nämlich dem von Mercedes. Hier lässt man sich auch in der Kompaktklasse nichts nachsagen. Schon das serienmäßige Fahrwerk mit Stahlfederung, das im Vergleich zum Vorgänger um 15 Millimeter abgesenkt wurde, bügelt gut was weg von den Unebenheiten der Straße. Natürlich ist das Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern die feinere Sache. Kostet aber einen ordentlichen Aufpreis.

Knackiges Heck mit bulligen Linien: Die zweite Generation der A-Klasse fällt auf und soll auch weiterhin jüngere Kunden locken.
Knackiges Heck mit bulligen Linien: Die zweite Generation der A-Klasse fällt auf und soll auch weiterhin jüngere Kunden locken. © Daimler

Im Technikpaket, das auch noch bessere Bremsscheiben und LED-Licht beinhaltet, ist es schon dabei. Macht 3.500 Euro mehr. Weil wir gerade dabei sind: Auf einem ähnlichen Preis-Niveau bewegt sich die schicke Ausstattungslinie von AMG. Und schon kostet der A 200 knapp 38.000 Euro. Wenn man dann noch aufrüstet bei den Fahrassistenzsystemen (Tempomat, Abstandsregler, Spurwechsel), das erweiterte MBUX haben will und auch auf solch wunderbaren Features wie die 360-Grad-Kamera mit automatischer Einparkhilfe nicht verzichten will, liegt man schnell bei 45.000 Euro. Viel Geld für viel Technik. Aber was braucht es wirklich? Da kann man auf vieles verzichten.

Ob die AMG-Optik wirklich sein muss? Leder? Ambientelicht? Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber die elektronischen Helfer sollte man sich schon leisten. Denn sie bringen erstens Sicherheit und ermöglichen zweitens auch das teilautonome Fahren. Und das kann Mercedes wirklich gut und weitaus besser als die meisten Fahrzeughersteller.

Wie gut ist das teilautonome Fahren bei der neuen Mercedes A-Klasse?

Teilautonom heißt in diesem Fall, dass man immer noch die Hände am Lenkrad haben und konzentriert sein muss. Um im Notfall eingreifen zu können. Sonst macht der Mercedes alles selbst. Er hält nicht nur seine Spur, die Geschwindigkeit und den nötigen Abstand zum Vordermann. Diese A-Klasse überholt sogar selbständig auf der Autobahn und schert auch wieder an. Der Mensch muss nur jeweils den Blinker setzen.

Schön digital: Das Cockpit der A-Klasse wird von zwei Elementen dominiert. Von dem großen durchgehenden queren Display und den Lüftungsdüsen im Turbinen-Design.
Schön digital: Das Cockpit der A-Klasse wird von zwei Elementen dominiert. Von dem großen durchgehenden queren Display und den Lüftungsdüsen im Turbinen-Design. © Daimler

Während die Überholfunktion aber eher ein Gimmick ist, das man zu Demonstrationszwecken einsetzt, um die ahnungslosen Beifahrer zu verblüffen, ist das vom Computer und den Sensoren unterstützte Fahren im morgendlichen Berufsverkehr wirklich ein Pfund. Entspannung pur. Sogar im Stau. Die A-Klasse fährt selbständig an, bremst, wartet und setzt sich wieder in Bewegung, wenn der Vordermann es tut. Da macht sogar der morgendlichen Stop-and-Go Verkehr über die chronisch verstopfte A99 rund um München Spaß. Der Mensch denkt, Daimler lenkt. Das spart Nerven und notfalls sogar einen Blechschaden.

Erfahren Sie hier, wie sich der Skoda Karoq im Härtetest gemacht hat.

Sprachsteuerung in der Mercedes A-Klasse: "Protokoll eines Unverstandenen"

Fahrassistenzsysteme ja - aber wie ist das mit der Sprachsteuerung? Einfach "Hey Mercedes" sagen und schon präsentiert die unsichtbare und freundliche Dame mit der heißen Stimme das gewünschte Ergebnis. Sie versteht angeblich Dialekt und ist lernfähig. Hoffentlich. Denn unsere Kommunikation, die wir hier im "Protokoll eines Unverstandenen" stichpunktartig zusammengefasst haben, war nur teilweise fruchtbar.

Hey Mercedes! Ja bitte. Wie viel PS hat das Auto?Was möchten Sie tun? Wie viel PS hat dieses Auto?  Wie bitte? Wie viel PS hat dieses Auto?  Was kann ich für Sie tun? Motordaten bitte?  MBUX piepst, schaltet um auf das Radio.
Hey Mercedes!  Ja bitte. Was ist die Höchstgeschwindigkeit dieses Autos?  Die Geschwindigkeit ist hier auf 60 Kilometer pro Stunde begrenzt!
Hey Mercedes.  Ja bitte. Gibt es ein Restaurant hier in der Nähe?  MBUX zeigt mögliche Lokale auf dem Display und sagt: Bitte wählen Sie einen Eintrag aus.
Hey Mercedes.  Was möchten Sie tun. Gibt es einen Stau? Was kann ich für Sie tun? Verkehrsnachrichten?  Der Verkehrsfunk ist an. MBUX schaltet zurück zu Rock Antenne.
Hey Mercedes!  Ja bitte! Alternative Route.  MBUX piepst, Radio-Musik erklingt.
Hey Mercedes. Ja bitte! Wann sind wir am Ziel?  Sie erreichen Rivastraße in Unterföhring um 8.21 Uhr.
Hey Mercedes.  Ja bitte. Alternative Route.  Keine Reaktion. Es piept. MBUX spielt Radiomusik
Hey Mercedes.  Ja bitte? Wie wird das Wetter morgen in Emmering?  Morgen wird es in Emmering überwiegend bewölkt sein mit Tiefstwerten von Null Grad....

Soweit unserer Erfahrungen mit MBUX. Wenn man darauf vertraut hat, dass einen wenigstens das Auto versteht, wird man enttäuscht. Manches funktioniert schon ganz gut, so richtig flüssig ist der Dialog allerdings noch nicht. Daran werden die Mercedes-Techniker sicher noch feilen. Bis dahin ist es eine Frage des Geldes, ob man sich das MBUX in dieser Form leisten soll.

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Mercedes A-Klasse: Das lief nicht reibungslos

Apropos Meckern: Zwei kleine Details haben uns noch gestört. Immer wenn die Rückfahrkamera unter dem Mercedes-Zeichen am Heck herausfährt, gibt es ein unangenehmes Klacken. Weil die Kamera das auch an jeder Ampel macht, kann das richtig nerven. Zweite Attacke aufs Nervenkostüm: Man muss lange im Menü suchen und sich umständlich durchklicken, wenn man die Funktion abstellen will, welche die Geschwindigkeit automatisch an das jeweils geltende Tempolimit anpasst. Das muss einfacher gehen!

Praktisch: die Heckklappe der A-Klasse ist flexibel teilbar, da steht einem Skiausflug nichts im Wege.
Praktisch: die Heckklappe der A-Klasse ist flexibel teilbar, da steht einem Skiausflug nichts im Wege. © Daimler

Unser Fazit zum Mercedes A 200

Der A 200 ist ein schickes, praktisches Auto, das beim teilautonomen Fahren voll punktet, komfortabel und flott ist. Ein Premium-Auto zum Premium-Preis. Wer es sich leisten kann und will, wird in der Kompaktklasse sicherlich nicht am Kleinsten von Mercedes vorbeikommen. Gefährlich kann ihr eigentlich nur der neue Golf werden. Denn dem haben die Wolfsburger in der achten Generation ein wirklich großes Upgrade verpasst.

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Rudolf Bögel

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