Das macht Spaß, das macht Spaß. Spengler gibt Gas. Mit den Schaltwippen am funktionalen, aber auch formschönen neuen M-Lenkrad bringt er den M6 zunächst zum Fauchen, dann zum Knurren und schließlich zum für den Rennsportmotor so typischen hochfrequenten sägenden Singen. Der Pilot heizt die hügelige Asphaltspur brachial hoch, um dann den M6 durch die nach der Kuppe plötzlich auftauchende Kurve driften zu lassen, so als wäre es eine Eispiste. Er will doch nur spielen! Jetzt selber bloß nicht zeigen, dass die Angst ein wenig mitfährt. Immer schön männlich bleiben, nur das leichte Krächzen in der Stimme verrät dem Fachmann, hier hat einer Herz … Nach den ersten Kurven legt sich das aber wieder. Und es bleibt die Erkenntnis: Auch Beifahren kann Spaß machen. Danke Bruno!
So, jetzt selbst ans Steuer, das Stabilisierungssystem bleibt aus nervlichen Gründen lieber an, allerdings in einem Modus, der zumindest das Durchdrehen der Reifen und einen leichten Drift zulässt. Drei Einführungsrunden mit einem Profi vorweg geben ein Gefühl für die mit einem Pylonen angezeigten Einlenk- und mit zwei Pylonen markierten Bremspunkte der Strecke.
Aber dann geht’s los. Parallel zum Drehzahlmesser dreht auch der Puls auf. Der Körper fühlt sich an wie unter Volllast, jetzt ist auch klar, warum Rennfahrer austrainierte Burschen sind. Das ist tatsächlich Sport. Wahnsinn, was moderne Autos können! Beim Flug durch die Kurven, beim kraftvollen Ausbrechen des Hecks danach, wenn die 560 Pferdestärken wieder losspurten, wird einem bewusst: Wenn überhaupt nutzt man im Alltag höchstens zehn Prozent von dem, was so ein Gerät wirklich kann. Und das ist auch gut so.
Eine Minute 49 Sekunden – so lautet der ewige Rundenrekord von Ascari. Gefahren mit einem Formel-1-Auto. Bruno Spengler hat beim Driften durch die Kurven so viel Spaß, dass ihn diese Zeit nicht herausfordert. Aber in der neunten Runde will ich es wissen. Vollstoff auf das Gas, gleichzeitig die Stoppuhr gedrückt. Der Biturbo heult auf, ich, vom Kavalier zum wilden Tier – mir kommt es so vor, als ob der M6 unter meiner Regie wie ein wild gewordener Derwisch aus der Zeit der arabischen Besatzung über den andalusischen Rennasphalt jagt, mit pochendem Herzen und fliehender Konzentration zurück in die Boxengasse. Und? 2 Minuten 40 Sekunden, netter Versuch! Aber mehr auch schon nicht!
Fazit: Aus einem passablen Autofahrer wird so schnell kein Rennfahrer. Zweite Erkenntnis: Wenn man Männern so ein schönes Spielzeug wie den M6 wieder wegnimmt, dann werden auch aus harten Hunden ganz schnell weiche Kerle …
RDF