Diese Entwicklung wird anhalten. Davon ist der CIVD überzeugt. "Caravaning trifft den Nerv der Zeit", meint Daniel Onggowinarso. Jederzeit spontan verreisen, dort Halt machen, wo es am schönsten ist, bei schlechtem Wetter einfach weiterfahren – Caravaning stehe wie keine andere Urlaubsform für Reisen im eigenen Rhythmus. Egal ob sportliche Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Wassersport auf dem Urlaubsprogramm stehen oder Kultur und Sightseeing. Dass in den aktuellen Umweltdiskussionen immer häufiger von "Flugscham" gesprochen wird und Kreuzfahrten verstärkt in die Kritik geraten, spielt ebenfalls der Caravaning-Branche in die Karten. Der große Andrang bei der CMT, die am ersten Wochenende mit 90.000 Besuchern ebenfalls einen Rekordauftakt verbucht, scheint ein Beleg dafür zu sein.
Onggowinarso erklärt: "Längst sind es vor allem jüngere Zielgruppen, die sich für Caravaning begeistern." Eine GfK-Marktforschungsstudie bescheinigte sogar den Millennials, also Personen zwischen Mitte 20 und Mitte 30, die größte Affinität zu diesem Thema. Ein Blick in die sozialen Medien, wo die Jungen unter dem Hashtag #vanlife ihre Erlebnisse teilen, zeige, wie cool Urlaub mit Kastenwagen und Caravan inzwischen wahrgenommen wird, sagt der CIVD-Chef. "Caravaning hat einen positiven Imagewandel vollzogen."
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Der sich weiter verstärkende Trend zu kompakten Fahrzeugen ist ebenfalls ein Indiz dafür. Die CMT reagiert, indem sie die eine Halle ausschließlich dem "Vanlife" und seinen Protagonisten widmet. Da reicht das Spektrum zwar vom selbst ausgebauten Campingbus bis zu edlen Mercedes-Sprinter-Modellen, die, vielleicht auch noch mit Allradantrieb, locker die 100.000-Euro-Marke knacken. Dass die Kastenwagen mittlerweile fast die Hälfte der gesamten Reisemobil-Produktion ausmachen und sie damit die mittelgroßen teilintegrierten Modelle als Nummer eins der Fahrzeug-Kategorien längst abgelöst haben, dürfte eher den Fiat-Ducato- und vermehrten Citroen-Jumper-Ausbauten zu verdanken sein. Denn hier versuchen alle gestandenen Hersteller vom Marktführer Pössl über die Erwin-Hymer-Gruppe, den Trigano-Konzern, Knaus-Tabbert oder Hobby bis hin zu kleineren Nischenanbietern sich mit günstigen Angeboten zu übertreffen. Nicht ohne Wirkung: So ist der Durchschnittspreis für ein neues Reisemobil 2019 von 73.431 Euro auf 71.962 Euro erstmals seit langer Zeit wieder gesunken.
Die Zulassungszahlen werden, da sind sich alle in der Branche einig, aber auch 2020 weiter in die Höhe klettern. Zwischen fünf und sieben Prozent liegen die Prognosen bei den deutschen Herstellern. Offiziell lehnt sich jedenfalls keiner weiter aus dem Fenster. In den vergangenen Jahren war das stets genauso – und am Ende wurde es zumindest bei den Reisemobilen dann doch immer wieder zweistellig. Nichts deutet darauf hin, dass es diesmal anders werden sollte.
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Michael Lennartz/SP-X