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Es lebe der Sport: Ducati Panigale V4 S Corse

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Die Ducati Panigale V4 S Corse ist nichts für Anfänger.
Die Ducati Panigale V4 S Corse ist nichts für Anfänger. © iwp-Press/Volker Pfau

Die Ducati Panigale V4 S Corse ist zwar für die Straßen zugelassen - doch im Herzen gehört sie auf eine Rennstrecke. So fährt sich der Feuerstuhl.

Ducati kann auch Vierzylinder. Das haben sie im vergangenen Jahr mit der Panigale V4 bewiesen, einem reinrassigen Sportbike, benannt nach dem Bologneser Stadtteil Borgo-Panigale, wo diese Straßenrenner entstehen. Heuer schoben die Italiener die V4 S Corse nach, die dank feiner Zubehörteile (unter anderem Öhlins-Fahrwerk mit dynamischer Dämpfungsveränderung, geschmiedeten Aluminiumfelgen) noch leichter und noch edler ist. Wir waren damit unterwegs.

Erster Eindruck von der Ducati Panigale V4 S Corse: Sie ist so klein

Klein und zierlich steht die Ducati vor einem, fast als sei es nur ein Achtelliter-Bike. Sie wirkt unschuldig und ziemlich harmlos, aber wir kennen ihre inneren Werte: 214 PS leistet der Vierzylinder mit 1103 Kubikzentimetern Hubraum und hat dabei ein Leistungsgewicht von 1,1 PS pro Kilogramm. Sie ist damit eines der schnellsten Serienbikes am Markt und geht natürlich ab wie eine Rakete: Drei Sekunden braucht sie bis Tempo 100, sieben bis 200. Im zweiten Gang mahnt erst weit jenseits der 10.000 U/min-Markierung der Schaltblitz zum Hochschalten in den dritten, und dabei ist man mit etwa 180 km/h unterwegs. Eigentlich hat sie auf öffentlichen Straßen nichts verloren und gehört auf eine abgesperrte Rennstrecke.

Wir fahren trotzdem auf öffentlichen Wegen los. Es muss sein. Die Sitzposition ist sehr sportlich, nicht bequem, aber mit etwas Leidensfähigkeit halbwegs alltagstauglich. Der Motor rumpelt, und trocken bellend entweicht der Sound der minimalistischen Auspuffanlage. Bis zum Ortsschild hat man sich schon etwas an die Charakteristik des Motors gewöhnt, an den Gangwechsel mit der Schaltautomatik und daran, dass der Druck auf die Handgelenke doch nicht so extrem ist wie befürchtet. Im meist vibrierenden Rückspiegel ist nicht besonders viel zu erkennen.

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Ducati Panigale V4 S Corse: Sie darf frei röhren

Dann darf der V4 endlich frei röhren. Dank diverser Assistenzsysteme (unter anderem Kurven-ABS, Traktionskontrolle, Wheelie-Kontrolle) geht dies sogar ganz manierlich, sofern man nicht den Respekt vor der schlummernden Urgewalt verliert. Auf Bundes- und Landstraßen ist man ständig am Punkte-Limit unterwegs, weil die Duc so locker und leicht die Tempo-100-Marke erreicht. Frappierend, wie schnell und wie leichtfüßig sie beschleunigt, wie brachial die Bremsen notfalls zugreifen und wie blitzschnell Überholvorgänge abgeschlossen sind.

Auf der Autobahn ist dann extremer Weitblick angesagt, möglichst bis zum Horizont, denn den erreicht man auf der Panigale in wenigen Sekunden. Und immer wieder wird der rote Renner von Autofahrern übersehen. Damit muss man stets rechnen und überraschende Spurwechsel einkalkulieren. Im Höchstgeschwindigkeitsbereich – angegeben sind als Maximum 299 km/h – ist die Corse nur mit Rennfahrermaßen (möglichst klein, möglichst leicht) fahrbar, ansonsten sorgt der Fahrtwind, der mächtig an allem zerrt, was nicht von der Mini-Verkleidung verdeckt wird, immer für eine leichte Tendenz zur Unruhe.

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So viel verbraucht der Feuerstuhl

Derart brachialer Umgang mit dem Gasgriff hat seinen Preis: 11,3 Liter betrug auf einer Höchstgeschwindigkeitsfahrt der Maximalverbrauch. 6,1 Liter auf 100 Kilometer genehmigte sich die V4 S Corse auf einer ruhigen, aber keinesfalls langweiligen Landstraßenrunde. Dass die Ducati ein echter Feuerstuhl ist, lässt sie den Fahrer gern spüren: Der Motor wird sehr heiß, im Stadtverkehr sind die Schenkel stets bestens temperiert.

Ducati Panigale V4 S Corse: Und so viel kostet das Vergnügen

Die Panigale V4 S Corse ist das Spitzenmodell der Ducati Superbikes, sie ist die straßenzugelassene Version des Moto-GP-Bikes. Das muss man wissen und sich im öffentlichen Verkehr dementsprechend beherrschen können. 30.090 Euro kostet die Italienerin. Sie fasziniert, fordert heraus, reizt. Und nach dem Ritt stellt man sie erst einmal erleichtert wieder ab, froh, überlebt zu haben, und schnauft erst einmal tief durch – und freut sich auf die nächste Runde. Eines aber ist klar: Vernunft und die Panigale V4 S Corse – das passt nicht zusammen.

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Volker Pfau

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