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Weil wir gerade beim Motzen sind: Viele bemängeln ja die viele Hartplastikflächen im Auto, die einem gewissen Sparzwang zu verdanken sind. Das ist aber alles verkraftbar: Schließlich sitzt man nicht in einer chilligen Lounge, auch ein E-Auto ist nur ein Fortbewegungsmittel. Dafür kann man sich mit Klavierlack-Teilen und Leder einen gemütlichen Rahmen schaffen, wenn man das will und dafür Geld auf den Tisch legen will. Apropos Zusatzausstattungen. Wer „einmal mit allem“ haben will, der schraubt den Endpreis im VW-Konfigurator im Handumdrehen auf 58.000 Euro.
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Abgesehen vom Plastik gibt es noch ein Detail, beim dem sich die Konstrukteure etwas gespart haben. Es gibt nämlich nur zwei elektrische Fensterheber-Hebel. Einen für links und einen für rechts. Wer hinten die Scheiben senken will, muss erst umständlich umschalten. Die Fläche dazu befindet sich ebenso wie die Fensterheber in der Armauflage der Tür. Und das ist fatal. Aus Versehen schaltet man gerne mal von vorne auf hinten und wundert sich, dass dann das Fahrerfenster nicht heruntergleitet, stattdessen zieht es von hinten. Also erst wieder Fenster hinten hoch, umschalten, dann Fenster vorne runter. Da verplempert man im Zweifelsfall jede Menge Zeit an der Parkhaus-Schranke oder beim Bezahlen der Autobahngebühr.
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Ja, fahren kann der ID.4 natürlich auch. Der Elektromotor auf der Hinterachse leistet dabei wahlweise 109, 125 oder 150 kW. Damit beschleunigt ID.4 in ordentlichen 8,5 Sekunden von 0 auf 100. Wie immer bei Elektroautos fühlt sich das besser an, weil die Kraft sich sofort und direkt entwickelt. Bei der Top-Version sind es 204 PS. Eigentlich ziemlich sportlich, aber die 2,1 Tonnen Hüftspeck müssen erst einmal von der Stelle bewegt werden. Und so ist der ID.4 nicht unbedingt ein agiles Sportgerät, sondern eher ein gemütlicher Cruiser mit viel (Raum-)Gefühl. Die Reichweite ist ja des Deutschen liebstes Diskussionskind, unabhängig, was üblicherweise täglich an Kilometern abgespult wird.
Der ID.4 will hier für mehr Sicherheit bei den Kunden sorgen. Bis zu 520 Kilometer (beim großen Akku mit 77 kWh) verspricht VW, natürlich immer abhängig von den Temperaturen und den fahrerischen Ambitionen seines Besitzers. In unserem (Test-)Fall hat uns das Auto bei voller Ladung 438 Kilometer Reichweite angeboten. Und sein Versprechen auch gehalten. Trotz einiger Autobahnfahrten mit der abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 160 Sachen kamen wir tatsächlich so weit. Der Verbrauch lag bei knapp 22 kWh und damit um rund 20 Prozent höher als angegeben. Mit den 438 Kilometern Reichweite lässt sich im Alltag üblicherweise eine ganze Woche bestreiten. Das heißt also: Einmal aufladen am Wochenende genügt. Wie groß die Spreizung beim Thema Reichweite ist, zeigt die Tatsache, dass es bei VW eine kundennahe Reichweiten-Angabe gibt. Und die liegt im Fall des ID.4 zwischen 360 und 520 Kilometern – immerhin ein Unterschied von 160 Kilometern
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Intelligentes Design? Wir würden sagen für Wolfsburger Verhältnisse ist der Elektro-SUV zumindest innen fast schon Avantgarde. Ob der ID.4 was mit Identität zu tun hat? Wenn Identität etwas mit Nachhaltigkeit zu tun hat, ja! Denn der ID.4 wird zumindest von der Bilanz her CO2 neutral ausgeliefert. Wenn man nur mit Naturstrom auflädt, dann bleibt das Auto auch im Betrieb nachhaltig. Die dritte Definition heißt laut VW „visionäre Technologien“. Die visionäre Exotik aus den Pionierzeiten hat der E-Antrieb mittlerweile verloren. Aber das, was Volkswagen sich beim Thema Elektromobilität als Ziel gesagt hat, ist ambitioniert. Nach ID.3 und ID.4 wollen die Wolfburger bis zum Jahr 2029 insgesamt 75 reine E-Modell auf den Markt bringen. Eine echte Ansage.
Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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