Bis zu 9.000 Euro Prämie, Geld zurück vom Staat! Das alles hört sich verlockend an. Und ist es auch. Aber man darf sich nicht darüber hinwegtäuschen – diese 9.000 Euro egalisieren nur den Preisnachteil von Elektroautos gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen. Wenn man Prämie (normalerweise 6.000 Euro vom Staat und 3.000 Euro vom Hersteller) abzieht, dann bewegt man sich im Endeffekt auf der Höhe eines vergleichbaren konventionellen Verbrenners. Es ist also nicht so, dass man durch den Erwerb eines E-Autos mehr im Geldbeutel hat. Allerdings erleichtern diese Zuschüsse den Umstieg auf ein Elektro-Auto. Und das noch bis Ende des Jahres 2025. Solange hat der Bund jetzt die Innovationsprämie verlängert. Außerdem gibt es Zuschüsse für den Einbau einer Wallbox. Bis zu 900 Euro.
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Auf alle Fälle. Für den Zeitraum von zehn Jahren fällt schon einmal die Kfz-Steuer weg. Geht man von einem Durchschnittswert von 250 Euro im Jahr aus, sind das weitere 2500 Euro, die in die Gesamtrechnung einfließen. Was den Strom-Verbrauch angeht, so liegen die meisten E-Autos zwischen 15 und 25 kWh pro 100 Kilometer. Das macht bei einem Preis von 0,30 Euro pro kWh Kosten zwischen 4,50 und 7,50 Euro auf 100 Kilometer. Da kann nur ein guter Diesel mithalten. Außerdem dürfte ein E-Auto auch bei den Wartungskosten günstiger wegkommen. Ein durchgerosteter Auspuff oder ein kaputter Katalysator gehören der Vergangenheit an. Und auch die Bremsscheiben oder Trommelbremsen (die gibt es jetzt auch wieder) dürften andere Wartungsintervalle aufweisen, wie herkömmliche Autos. Das alles lässt sich aber noch nicht genau beziffern. Das wird die Erfahrung zeigen. Genauso wie die Frage: Was passiert eigentlich mit den alten Akkus der ausgedienten Autos? Hierauf hat der Gesetzgeber noch keine ausreichende Antwort.
Das ist der sensibelste Punkt, wenn man sich so einen Stromer kauft. Der Honda e zum Beispiel bringt es im besten Fall auf 220 Kilometer. Mulmig ist uns da schon bei dem Gedanken. Auch wenn die meisten Studien sagen, dass weit über 90 Prozent der Deutschen täglich nicht mehr als 50 Kilometer zurücklegen. Aber irgendwie verfolgt einem dann doch der Gedanke, dass man mit so einer Elektrokiste nicht zum Skifahren nach Garmisch und wieder zurück nach München düsen kann. Aber Hand aufs Herz, wie oft macht man das? Und wofür braucht man sein Auto hauptsächlich?
Haben Sie sich schon mal gefragt, wie oft Sie 100 Kilometer und mehr am Tag fahren? Brauchen Sie Ihr Auto, um in ihr Urlaubsgebiet zu kommen? Wenn beide Fragen mit einem „Ja“ beantwortet werden, dann lautet unser Ratschlag: Kaufen Sie sich einen Diesel. Alle anderen können sich zumindest überlegen, ob ein E-Auto nicht doch eine sinnvolle Alternative ist. Immer unter der Prämisse, dass man zu Hause auch laden kann. Denn dann ist Reichweite kein Thema mehr. Die Erfahrung lehrt, dass das tägliche Anstecken des Autos ein Auto-matismus wird. Immer wenn man es zu Hause abstellt, einfach Kabel rein in die Dose – und schon hat man beim Honda e täglich 220 Kilometer Reichweite. Und vielleicht hilft ja auch dieser Gedanke, um Reichweiten-Ängste abzubauen: Unser erstes Auto war ja auch nie voll. Benzin für einen Zwanziger in den Tank – mehr Reichweite war damals manchmal nicht drin.
Jetzt wird es wirklich knifflig, weil es mittlerweile über 450 förderungswürdige Modelle von rein elektrischen Autos gibt. Sie unterscheiden sich je nach Typ: Sportauto, Kastenwagen, Kleinbus, Stadtflitzer oder SUV. Oder je nach Reichweite: Von 220 Kilometern wie beim Honda e bis zum Tesla Model 3 mit 580 Kilometern. Und dann ist da noch die Leistung. Vom eSmart mit seinen 82 PS bis zum Porsche Taycan Turbo S mit 761 PS kann man sich alles gönnen, was es bei den Verbrennern auch schon gibt. Welches E-Auto für welchen Typ ist deshalb eine reine Geschmackssache.
Da kann man nur sagen: Himmlisch leise. E-Auto-Fahren ist die Entdeckung der Stille. Der Sound of Silence wird nur unterbrochen durch Geräusche, die man im Verbrenner wegen Motor und Auspuff gar nicht hört. Also das Rollen der Reifen oder das Pfeifen des Fahrtwindes. Hinzu kommt das vom Gesetzgeber vorgeschriebene Warnsignal, das ein E-Auto bis mindestens Tempo 20 machen muss, damit Passanten es zum Beispiel in Tiefgaragen auch hören können. Die E-Motoren, egal wie stark sie sind, haben einen großen Vorteil. Sie müssen nicht erst Drehmoment aufbauen – es steht sofort zur Verfügung. Von daher ist auch der kleine Honda e zum Beispiel mit seinen 154 PS ein kleiner Racer, der schon so manchen Verbrenner-Kollegen an der Ampel vernascht hat. Meistens sind E-Autos auch wendig wie ein Hase auf der Flucht vor dem Fuchs. Deshalb lautet unser Fazit: Reinsetzen, fahren, selber urteilen. Wir haben nach einer Probefahrt selbst den größten Skeptiker mit einem Lächeln wieder aus dem E-Auto aussteigen sehen. (Rudolf Bögel) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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