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Geisterstadt für den Verkehr der Zukunft

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MCity
Gespenstische Kulisse: ein Foto aus MCity. © AFP

Ann Arbor - Versteckt hinter den Bäumen und Gebäuden des Campus' der Universität von Michigan erproben Forscher die Zukunft des Straßenverkehrs.

Nahe der Stadt Ann Arbor im Norden der USA steht seit einem Jahr eine Geisterstadt, in der führerlose Fahrzeuge ihre Runden drehen. MCity, wie die menschenleere Ortschaft getauft wurde, dient als Testgelände für Hersteller selbstfahrender Autos. Hier sollen die Gefährte möglichst viele Verkehrssituation durchproben, bevor sie vielleicht eines Tages auf belebte Straßen gelassen werden.

"Wir haben unsere Autos auch schon in der 'richtigen' Welt getestet, aber ein Ort wie MCity ermöglicht es uns, die Algorithmen durch ständiges Wiederholen bestimmter Situationen zu verfeinern", erläutert Jim McBride, Leiter des Programms für selbstfahrende Fahrzeuge beim US-Autohersteller Ford.

Um die Bedingungen der Außenwelt möglichst realistisch nachempfinden zu können, ist in MCity auf 13 Hektar eine ganze US-Kleinstadt entstanden, die bis auf richtige Einwohner beinahe alles zu bieten hat: Bushaltestellen, Ampeln, Zebrastreifen, Fahrradspuren, ein Kreisverkehr, ein Bahnübergang und sogar Baustellen. Doch hinter den Fassaden der Cafés und Restaurants verbirgt sich nichts außer Kameras, Rechnern und Radargeräten.

In dem Potemkinschen Dorf lassen sich allerhand Alltagssituationen simulieren. Etwa ein Kind, das hinter seinem Ball her auf die Straße rennt, oder Tunnel und Baumkronen, die die Signale der autonomen Autos stören. Auch extreme Wetterbedingungen wie starker Regen oder Schneestürme lassen sich in MCity auf verschiedenen Untergründen wie Schotter, Asphalt oder Beton nachstellen. Unrealistisch ist mit 100 Kilometern pro Stunde für eine Kleinstadt höchstens die maximal zulässige Geschwindigkeit.

"Hier können die Hersteller Software und Sensoren in genau konstruierten Szenarien erproben", sagt Jim Sayer, Direktor des Testgeländes. Besonders nützlich ist dabei laut Sayer die Vielseitigkeit, die MCity den Autobauern bietet.

"2015 war hier besonders viel los", erzählt Sayer. Denn neben Ford, das seinen Firmensitz nicht weit entfernt von MCity hat, schalteten vergangenes Jahr zahlreiche andere Unternehmen bei der Entwicklung selbstfahrender Autos einen Gang hoch. Neben traditionellen Autobauern wie Mercedes-Benz, Honda, Audi, Toyota oder Tesla versuchen auch branchenferne Firmen wie Google, Uber oder Apple bei der möglichen nächsten Verkehrsrevolution vorneweg zu fahren.

Bald schon könnte die Technologie so weit sein, dass ein begrenzter Einsatz in kontrollierbarem Umfeld - beispielsweise Shuttle-Busse auf Flughäfen - denkbar wäre, sagt Sayer. Für eine Massenproduktion seien die Selbstfahrenden allerdings noch zu teuer. Bis die Fahrer aber wirklich in allen Verkehrssituation das Lenkrad vergessen können, dürften laut dem Experten noch mindestens 20 Jahre vergehen.

AFP

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