1. Startseite
  2. Leben
  3. Auto

Das gezähmte Biest: KTM 1290 Super Duke R mit 177 PS

KommentareDrucken

Die KTM 1290 Super Duke R: Ist das "Biest" zahm geworden?
Die KTM 1290 Super Duke R: Ist das "Biest" zahm geworden? © KTM / R. Schedl

KTM hat seine unverkleidete 1290 Super Duke R mit dem Titel "Das Biest" einst an den Start geschickt. Nun wurde sie überarbeitet – ist sie zahmer geworden?

Power Naked Bikes sind was fürs Ego: extrem viel Leistung, kerniger Auftritt und Stoff für den Stammtisch. Da bietet die KTM 1290 Super Duke R in allen Disziplinen eine Menge: Mit 177 PS ist sie aktuell das potenteste Zweirad in dieser Kategorie, das Design hat Ecken und Kanten und beim abendlichen Kaltgetränk lässt sich vorzüglich über die atemberaubenden Erlebnisse mit der Österreicherin plaudern.

KTM 1290 Super Duke R zeigt sportliche Gene

Wo die Gene der Super Duke herkommen, erschließt sich spätestens beim Studium der Betriebsanleitung. Da wird der Knopf, mit dem man das Bike schlüssellos zum Leben erweckt, als "Race-on-Schalter" bezeichnet. Alles klar, der Wind weht also mächtig steif von der Rennstrecke. Dabei ist die Sitzposition dank des breiten Lenkers erfreulich aufrecht und kommod. Dass man mit engem Knieschluss und vorderradorientiert platziert wird, verspricht gutes Handling und beruhigt, angesichts der abrufbaren Leistung.

Dann endlich der Druck auf den Startknopf. Dank schlüssellosem Race-On-System kann der Zündschlüssel bei dieser Prozedur in der Tasche verbleiben, ebenso übrigens auch beim Tanken. Dann blubbert’s. Überraschend zahm gebärdet sich erst einmal der V2-Motor mit 1.301 Kubikzentimetern, der nach der zum Jahrgang 2017 erforderlichen Euro-4-Kur auf 177 PS erstarkt ist. Butterweich und exakt vom ersten Meter an arbeitet darüber hinaus die Schaltung. Warum nur wurde diese KTM bereits in ihrer ersten Auflage als "das Biest" bezeichnet? Die Antwort gibt es wenige Minuten später – das Ortsschild hinter und freie Landstraßenkilometer vor uns.

Wehe, wenn sie losgelassen - so fährt sich die Super Duke

Da gibt der Twin schier unendlich Power ab, die Gänge flutschen dank Schaltautomatik (im aufpreispflichtigen Performance Pack) rauf und die Grenze der Legalität ist nach zwei, drei Sekunden erreicht. 218 Kilogramm Fahrzeuggewicht plus Pilot stellen das Kraftwerk vor keinerlei Probleme. Das ist die Power im Naked Bike.

Elektronische Systeme wie Traktions- und Wheeliekontrolle, Kurven-ABS und verstellbare Fahrmodi (Rain, Street, Sport) helfen, das Biest zu bändigen und sich nicht überfordert zu fühlen. Eine gute Portion Erfahrung ist dennoch vonnöten, um nicht zum hilflosen Passagier zu werden, denn das Fahrwerk der 1290 Super Duke R braucht eine bestimmende Hand, um sauber um die Kurven zu zirkeln, und es bedarf eines klaren Kopfes, um den Gasgriff nicht weiter als nötig aufzureißen.

Beruhigend ist, dass die Bremsen mit zum Feinsten gehören, was der Markt bietet, und sich die KTM damit exzellent verzögern lässt. Als Höchstgeschwindigkeit sind 280 km/h für das unverkleidete Bike angegeben, was ein dankbares Thema für den Stammtisch abgibt, in der Praxis aber keinerlei Relevanz hat. Autobahnfahrten sind zwar cool, weil die aggressiv gestaltete Frontpartie oft das Betätigen der Lichthupe überflüssig macht und der Motor stets noch zulegen kann, aber der wahre Spaß liegt im Ausreizen des Potentials auf Landstraßen. Da mahnt allenfalls der sich leerende 18-Liter-Tank zur Pause. Bei unserem Durchschnittsverbrauch von 5,5 Litern auf 100 Kilometer darf man aber lange im Sattel sitzen bleiben.

Bei so viel Licht darf aber auch ein bisserl Schatten nicht verschwiegen werden. Zu den wenigen Kritikpunkten gehört, dass die beiden Schalter für Blinker und Hupe relativ nah beieinander liegen und Fehlbetätigungen provozieren. Zudem ist man immer wieder überrascht, wie früh sich der Blinker automatisch abstellt. Und bei Fahrten in nicht ganz eindeutigen Lichtverhältnissen erweist sich der Sensor für den Tag-Nacht-Modus am Display als zu sensibel – teilweise wechselt er schon bei der Durchfahrt einer Unterführung den Cockpithintergrund.

So viel kostet die KTM 1290 Super Duke R

16.395 Euro verlangt KTM für die 1290 Super Duke R. Ein stolzer Preis – für ein stolzes Bike, das nur dann zum Biest wird, wenn man es will, oder wenn man es ungebührlich reizt. Serie sind unter anderem Geschwindigkeitsregler, Schaltblitz, Bordcomputer, Traktionskontrolle sowie die drei Fahrmodi Sport, Street und Rain.

Wer noch mehr investieren will, kann zusätzlich das Performance Pack für 534 Euro ordern, in dem unter anderem der Quickshifter enthalten ist, zudem gibt’s eine Griffheizung für 194 Euro. Und wer Bock aufs Biest hat, der kann für 340 Euro noch das Track Pack bestellen, mittels dessen die Wheelie-Kontrolle abschaltbar und der Hinterradschlupf individuell einstellbar sind.

KTM 1290 Super Duke R im Fazit

Entgegen aller anfänglicher Befürchtungen entpuppt sich die KTM 1290 Super Duke R als durchaus stressfrei fahrbares Motorrad, das bei entsprechender Behandlung eine Riesenportion Spaß zurückgibt, ohne jegliche Spur von Bösartigkeit. Man muss sie aber zu nehmen wissen, darf nie übermütig werden und sollte sie stets adäquat behandeln.

Technische Daten der KTM Super Duke R

Motor: flüssigkeitsgekühlter V2-Motor mit 1301 ccm Hubraum

Leistung: 177 PS (130 kW) bei 9750 U/min

Drehmoment: 141 Nm (bei 7000 U/min)

Höchstgeschwindigkeit: 280 km/h

Radstand: 1482 mm

Sitzhöhe: 835 mm

Gewicht (vollgetankt): 218 Kilogramm

Tankinhalt: 18 Liter

Testverbrauch: 5,5 Liter

Preis: 16.395 Euro

Lesen Sie hier den Fahrbericht zur BMW F 800 GT und zur BMR R nine T Racer.

Volker Pfau 

Auch interessant

Kommentare