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Halb Diesel, halb Benziner - so gut ist der neue Mazda Skyactiv-X

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Liegt gut in der Kurve: Der neue Mazda Skyactiv-X.
Liegt gut in der Kurve: Der neue Mazda Skyactiv-X. © Mazda

Was ist besser? Diesel oder Benziner? Bei Mazda stellt sich die Frage nicht. Da hat man neuerdings beide in einem Auto. Wir haben den neuen Mazda 3 auf den Straßen getestet.

Eigenwillig wäre zu viel gesagt. Aber der japanische Autohersteller Mazda geht gerne seine eigenen Wege. Vor allem bei Motoren. Noch bis 2012 drehte ein Wankelmotor im RX 8 seine Runden, demnächst kommt das Kreiskolben-Aggregat in einem Hybridfahrzeug wieder. Als Range Extender, als Reichweitenverlängerer für ein Elektromobil. Und nun bringt Mazda auch noch den Diesotto. Einen Benzinmotor, der sich selbst entzündet und damit wie ein Diesel funktionieren soll.

Bislang durfte der Fernost-Golf höchstens mit 122 PS die Straßen entlang schnurren. Der Skyactiv-X mit zwei Litern Hubraum bietet jetzt hingegen stattliche 180 Pferdestärken. Ganz ohne Turbo, dafür aber als MILD Hybrid mit Startergenerator, der beim Anfahren und Segeln hilft. Halb Diesel, halb Benziner - auch Diesotto genannt. Viele Hersteller experimentierten mit dieser Technik. Aber alle außer Mazda haben mehr oder weniger das Handtuch geschmissen. Und jetzt sind die Japaner die einzigen am Markt, die diesen Zwitter serienmäßig anbieten. Na ja, so halb und halb ist der Motor mit der Sciene-Fiction-Bezeichnung Skyactiv-X nun auch wieder nicht. Nach wie vor wird nämlich eine Zündkerze benötigt.

Mazda 3: Die anvisierten 5,4 Liter? Schall und Rauch

Vereinfacht gesagt operieren die Mazdas aus Japan mit zwei verschiedenen Benzin-Gemischen im Brennraum. Einem volumenmäßig großen und mageren, das beim Ansaugen der Verbrennungsluft entsteht, und einem kleinen fetteren, das durch eine separate Kraftstoffeinspritzung bei der Verdichtung direkt unter der Zündkerze platziert wird. Dann die Kettenreaktion: Zündkerze, fette Gemischwolke brennt, Druck steigt, magere Gemischwolke explodiert. So funktioniert der Normalbetriebe. Nur wenn der Motor kalt ist oder wenn hohe Leistung benötigt wird, schaltet die Steuerung um und lässt das Aggregat wie einen herkömmlichen Verbrenner arbeiten. Dadurch soll es Kraftstoffeinsparungen um 15 bis 20 Prozent geben und auch der Schadstoffausstoß soll signifikant sinken. Die Technik dazu hört sich kompliziert an - und ist sie auch. Nur nicht für den Menschen, der im Auto.

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865cf469-cf42-49e8-a1aa-c2c82a9bf2b1.jpg © Mazda

Der merkt davon nichts und gibt sich zunächst den Tagträumen hin, wie sich so ein Motor, der technisch gesehen eine eierlegende Wollmilchsau ist, wohl anfühlen wird. Drehfreude und Dynamik wie ein Benziner, die Power und Sparsamkeit eines Diesels? Wäre ja sensationell! Na ja, Träume sind halt manchmal Schäume. Nach ausgiebigen Testfahrten fällt unser Urteil passend zum Motorkonzept halb und halb aus. Fangen wir beim Verbrauch an. Die anvisierten 5,4 Liter? Schall und Rauch. Mit Mühe schafften wir es gerade knapp unter sieben Liter. Was zwar nicht so schlecht ist. Aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft hier eine Lücke. Power von unten heraus: Fehlanzeige. Wenn man die Muskeln spielen lassen will, dann muss man drehen, drehen, drehen. Bis sich das magere Drehmoment von 224 NM bemerkbar macht. Und nach 180 PS fühlt sich das aber immer noch nicht an. Dafür überzeugt der Motor durch seine extreme Laufruhe. Man muss schon genau hinhören, ob der Motor überhaupt noch läuft.

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Der Mazda Skyaktiv-X: Ein kleines technisches Wunderwerk?

So ruhig sind wir meistens nur in einer Luxuslimousine und noch nie in einem Kompaktwagen durch die Gegend geschaukelt. Leider fällt unser Fazit zum Diesotto deshalb eher gemischt aus: Mazda hat etwas gewagt, aber noch nichts gewonnen. Der Skyaktiv-X ist zwar ein kleines technisches Wunderwerk, aber für den durchschnittlichen Autofahrer noch eine halbe Sache. Nicht ausgereift genug, um wirklich überzeugen zu können. Weder Fisch noch Fleisch, weder Benziner noch Diesel. Ansonsten ist der neue Mazda 3, den es ab Ende Oktober jetzt auch als Fastback, also als Stufenheckversion gibt, ein famoses Auto, an dem es so gut wie nichts zu kritteln gibt. Vom Design her ein hochmoderner und schicker Kompaktwagen, der nichts mit der japanischen Manga-Knuffigkeit von früher zu tun hat. Und auch bei der Verarbeitung und den verwendeten Materialien hat Mazda einen Stern verdient. Denn alles fühlt sich gut an und sieht schick aus. Kein billiges Plastik wie bei BMW oder Volkswagen, schon gar nicht auf dem Cockpit.

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0e8fc4e4-e8a3-4a24-94fa-9c72722ea384.jpg © Mazda

Fließende, gefällige Linien, Wohlfühl-Design, das man anfassen will. Und das Ganze schon zu einem Preis, bei dem andere Hersteller noch nicht einmal das Produktionsband anwerfen würden. Ab 26.790 Euro ist der Mazda 3 Skyactiv-X zu haben. Und wie im fernen Osten so üblich auch üppig ausgestattet. Die Liste ist über drei Seiten lang und bietet nahezu alle Assistenzsysteme, sogar ein Head-up-Display ist dabei, Smartphone-Integration (Apple CarPlay und Android Auto sowieso. Navi und Klima? Selbstverständlich. Nur wer Leder will oder eine Sitzheizung vorne muss tiefer in die Tasche greifen. Das gilt ebenso für die Rückfahrkamera und das Matrix-LED-Lichtsystem. Etwas zu klein geraten ist der Kofferraum. Mit 351 Liter kommt man da nicht besonders weit. Und leider ist auch die Ladekante zu hoch. Damit war es das aber schon mit Motzen, weil das Gesamtpaket passt.

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Rudolf Bögel

Datenblatt Mazda 3 Fastback Skyactiv-X

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