Ende mit Gelände
Boulevard statt Böschung - Mal ehrlich: Wieviele der „SUV“ genannten Freizeit-Allrounder hierzulande haben schon mal eine Kiesgrube oder ein Flussbett durchquert?
Wieviele Besitzer dieser beliebten Fahrzeuge nutzten offroad den Rampenwinkel oder die Wattiefe ihres allradgetriebenen Fahrzeugs? Marketing- Experten sprechen von rund 5 Prozent. Wenig genug, um neue SUV immer mehr für schillernde Boulevards statt für schlammige Böschungen fit zu machen. Beispiel Hyundai: Der Nachfolger des kompakten Tuscon heißt ix35 und ist vor allem: Dynamisch, chic und komfortabel.
Für einen Rest von Offroad-Flair sorgen beim neuen Hyundai ix35 optionaler Allradantrieb, Bergabfahrhilfe und jene erhöhte Bodenfreiheit, die gleichzeitig eine erhöhte Sitzposition und somit den von vielen SUVFahrern so geschätzten Überblick im Großstadtverkehr beschert. Hyundai nennt den neuen ix35 folgerichtig „Cityroader“ und ruft dafür faire Preise ab 20 990 Euro auf.
Der ehemalige Tuscon ist erwachsen geworden. Erwachsen deshalb, weil der nicht mehr wie ein orientierungsloser Jugendlicher versucht, in Rollen zu schlüpfen, für die er gar nicht geschaffen ist. Kein Vorgaukeln von extremer Offroad-Tauglichkeit für endlose Sandwüsten, hochalpine Steilhänge oder glitschiges Moorgebiet. Stattdessen: Flachere Silhouette, längerer Radstand für mehr Platz im Innenraum, chices Design mit dynamischen Linien. Dazu ehrlicher Frontantrieb als Basis-Angebot, Allrad nur auf Wunsch für 1700 Euro Aufpreis.
Hyundai ist auch 2010 Sponsor der Fußball-WM. Kein Wunder also, dass der diesjährige große Hoffnungsträger im Hyundai-Kader mit Tugenden glänzt, wie sie zu einem Fußball-Star nicht besser passen könnten: Spurtstärke, Ausdauer, Wendigkeit und ein sympathisches Äußeres. So einer kann die Massen begeistern. Optisch überzeugt der ix35 mit gefälligen Formen, die der deutsche Chefdesigner Thomas Bürkle im europäischen Design-Center von Hyundai in Rüsselsheim kreiert hat. Technisch glänzt er mit neuen Motoren, die ihm niedrige Verbrauchswerte bei gesteigerten Fahrleistungen bescheren. Neben einem 163 PS starken Benziner stehen zwei Diesel mit 136 oder 184 PS zur Wahl, alle mit zwei Liter Hubraum. Im Kampf der modernen SUV tritt der ix35 an gegen erfolgsverwöhnte Stars wie VW Tiguan, Toyota RAV4, Ford Kuga oder BMW X1. Hilfreich: Der Hyundai verfügt über in dieser Klasse keineswegs selbstverständliche Details wie Park-Assistent, Bergaufund Bergabfahrhilfe und vor allem ein Fünfjahres-Sorglospaket: Fünf Jahre Vollgarantie ohne Kilometerbeschränkung und Mobilitätsgarantie, dazu übernimmt Hyundai in den ersten fünf Jahren alle Wartungskosten. Im Vergleich zum Tuscon ist der ix35 zwar um 700 Euro teurer geworden, bietet dafür aber für rund 1000 Euro mehr Ausstattung.
Im Innenraum stimmen Ergonomie und Platzverhältnisse. Schade nur: Hartplastik am Armaturenbrett und auf der Mittelkonsole kann nicht mit dem ansprechenden Außendesign mithalten. Hier hätten die Controller ein Auge zudrücken und höherwertige Materialien erlauben sollen. Trotzdem kommt im ix35 Wohlfühlatmosphäre auf: Erhöhte Sitzposition, gute Rundumsicht, ausgewogenes Fahrwerk – der Cityroader kann die Erwartungen an einen modernen Großstadt-SUV erfüllen. Der Abschied vom Gelände fällt leicht.
Ralf Schütze