Des Guten zu viel ist die Pedal-Information. Ein blauer wachsender Balken zeigt, dass man Gas gibt, ein Roter wie stark man bremst. Sinn? Fraglich! Auch bei der digitalen Assistenz hapert es noch. Die höfliche virtuelle Dame aus dem Lautsprecher hatte immer wieder Hör- und Verständnisprobleme. Die Navigationsadresse wurde erst nach gebetsmühlenartigem Wiederholen verstanden. Was ist an dem Ortsnamen Emmering so kompliziert?
Für optisches Wohlbefinden sorgen im XE feinste Materialien. Leder, Chrom, Klavierlack - hier rangieren die Briten auf Augenhöhe mit Benz & Co. Einzigartig ist das Spangen-Design des Armaturenbretts, das ganz elegant und wie eine Klammer in den Seitentüren ausläuft. Das man sich wohl beim Yachtbau abgeschaut. Schlecht ist die Sicht wegen der mächtig und breit geratenen B-Säule. Beim Abbiegen empfiehlt es sich daher die eine oder andere Kopfverrenkungen mehr vorzunehmen, um nicht andere Verkehrsteilnehmer zu übersehen.
Bescheiden ist auch das Platzangebot im Fahrgastraum. Vorne geht es ja noch, obwohl die Beinfreiheit schon grenzwertig ist. Beim schwungvollen Einsteigen handelt man sich gerne mal einen stattlichen blauen Flecken am Bein ein, so knapp ist der Platz unter dem Armaturenbrett bemessen. Hinten hingegen kann man von Einsteigen nicht sprechen. Das ist mehr ein Ein- und Ausrollen, zumindest für einen erwachsenen Körper. Dafür sitzt man einigermaßen gut - wenn man denn endlich sitzt. Für lange Strecken ist das aber eher untauglich. Bitter fällt auch das Urteil zum Kofferraum aus: Die spärlichen 410 Liter sind das eine. Der schwierige Zugang wegen der unglücklichen Ladekante und der kleinen Öffnung machen das Ein- und Ausladen richtig unpraktisch.
Satte Pluspunkte sammelt der Jaguar XE hingegen beim Fahren. Schon mit dem kleinsten angebotenen Motor, dem 180 PS starken Diesel, und Vierradantrieb fühlt man sich wie der König der Landstraße. Der Jaguar hängt sofort am Gas, auch schon im Normalmodus. Unterwegs in Ortschaften oder Tempo-30-Zonen muss man sich schon konzentrieren, um dosiert zu beschleunigen. Das schnelle Ansprechen ist natürlich Programm. In Sachen Dynamik wollen die Engländer zumindest mit- wenn nicht sogar vorneweg fahren. Und das gelingt auch mit einer exakten feinfühligen Lenkung und einem genau austarierten Fahrwerk, nicht zu hart, nicht zu weich. Die 8,4 Sekunden, die der Selbstzünder dabei auf dem Papier von 0 auf Tempo 100 braucht, sind zwar nicht unbedingt berühmt, gefühlt reicht die Power jedoch, vor allem im Stadt- und Landverkehr.
Auf der Autobahn und bei hohen Drehzahlen sind diesem Aggregat dann Grenzen gesetzt. Wer hier flott unterwegs sein will, sollte auf die zwei Alternativmotoren ausweichen, die Jaguar beim XE im Angebot hat. P250 und P300 sind zwei Liter große Turbobenziner und haben, wie die Bezeichnung schon ausdrückt, wahlweise 250 oder 300 PS. Mit letzterem Triebwerk ausgestattet, rennt der XE in immerhin 5,7 Sekunden von 0 auf 100. Der kostet dann aber schon knapp über 50.000 Euro und hat Allradantrieb. Was den Grundpreis anbetrifft, befindet sich der Jaguar in bester Gesellschaft. Die 43.690 Euro für den 180-PS-Diesel mit Automatik und Hinterradantrieb entsprechen in etwa dem, was die Konkurrenz verlangt. Beim Verbrauch schwimmt im Mittelfeld. 7,7 Liter zeigte das Display nach rund 800 Kilometern Fahrt, bei der ein großer Anteil moderat gefahrener Autobahn dabei war.
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Der Jaguar XE ist ein Brite mit (Fahr-)Stil. Die Limousine mit dem Raubkatzenkopf im Kühler dürfte allen gefallen, die mit einem neuen Auto auffallen wollen, aber trotzdem moderne Technik und Fahrkultur haben wollen. Minuspunkte sind der spärliche Platz für Passagiere und Fracht. Eine Gefahr für 3er BMW, Mercedes C-Klasse und Audi A4 ist der XE nicht unbedingt – aber eine denkbare Alternative auf alle Fälle.
Hubraum: | 1.999 ccm |
Leistung: | 180 PS bei 400 U/min |
Drehmoment: | 430 Nm bei 1.750 – 2.500 U/min |
Getriebe: | 8-Gang Automatik |
Antrieb: | Allrad |
Länge/Breite/Höhe: | 4,68/2,08/1,42 m |
Leergewicht (zul): | 1.685 / 565 kg |
Kofferraum: | 410 l |
0 auf 100: | 8,4 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit: | 222 km/h |
Normverbrauch: | 5,4 l |
Co2: | 138 g/km |
Preis: | ab 43.690 Euro (mit Allrad: 45.940 Euro) |
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Rudolf Bögel
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