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Kia XCeed: So sparsam sind Hybrid-Autos wirklich – der Alltagstest

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Kia XCeed 1,6 GDI PHEV Seitenansicht dynamische Fahrt
Flotte Korea-Kiste mit deutschem Design. Der Kia XCeed sieht dynamisch aus, ist es aber zumindest beim Fahren nicht. © Kia

Spart man mit einem Hybrid-Auto wirklich Geld? Alltagstest im KiaXCeed, der neben einem Benziner auch einen Elektro-Motor hat.

Für die einen sind sie eine Mogelpackung auf vier Rädern, für die anderen die Lösung all unserer Emissionsprobleme, ohne gleich auf den Verbrenner verzichten zu müssen. Hybridautos verkaufen sich zurzeit wie warme Semmeln. Der Grund ist zum einen die Innovationsprämie von 6.750 Euro, die man vom Staat bekommt und die günstige Dienstwagenbesteuerung in Höhe von 0,5 Prozent statt einem Prozent monatlich. So genannte Plug-In-Hybrid-Vehicles, abgekürzt PHEV und auf gut Deutsch wiederaufladbare Hybrid-Autos, sind In und verfügen über die Kraft der zwei (Antriebs-)Herzen. In einer idealen mobilen Welt stellt man sich den Betrieb eines PHEVs so vor: Im Alltag treibt der Elektromotor das Auto überwiegend an, also beim Weg hin und zurück zur Arbeit oder etwa zum Einkaufen. Der zusätzliche Verbrenner greift nur bei Mittel- und Langstrecke an, oder wenn gerade mal keine Lademöglichkeit zur Verfügung steht.

Kia XCeed 1,6 GDI PHEV Heck
Der doppelte Auspuff gibt dem hinten ohnehin schon knackig aussehenden Kia einen zusätzlichen sportlichen Touch. © Kia

Todschicker Koreaner dank deutschem Design

Soweit die Theorie – oder sollte man sie Utopie nennen? Vielleicht ist die Wirklichkeit aber das genaue Gegenteil. Wir haben exemplarisch für alle PHEV´s den Kia XCeed getestet. Einen todschicken Koreaner, der sich voll auf der Höhe der aktuellen Design-Zeit bewegt. Gestandene Bayern und Österreicher würden den SUV so beschreiben: Ein bisserl (bisschen) SUV, ein bisserl Coupé, ein bisserl von allem, aber ganz schee (schön). Nie hat man das Gefühl in einem Gefährt aus dem Fernen Osten zu sitzen, das verdanken die Koreaner dem deutschen Chefdesigner Peter Schreyer, dem Erfinder der Kia typischen Tigernase als Kühlergrill. Progressiv, modern und witzig sind die Autos von Kia seitdem, und auch der XCeed vermittelt das Haben-Wollen-Gefühl, das schöne Dinge ausstrahlen.

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Kia XCeed 1,6 GDI PHEV Aufladen Ladesäule
Als Plug-In-Hybrid muss der XCeed so oft es geht an die Steckdose. Nur bei ausreichend Saft im Akku ist das Auto sparsam. © Kia

Verbrauchstest im Kia XCeed hybrid – das ist die Strecke

Aber darum soll es hier nicht gehen – hier zählt die harte Währung der Alltagstauglichkeit. Und da muss der XCeed überzeugen. Die Aufgabe lautet: Ist es möglich das Auto überwiegend emissionsfrei zu betreiben, indem nur mit dem Elektromotor unterwegs ist? Der 8,9 kW starke Akku soll jedenfalls laut Datenblatt über 50 Kilometer Reichweite bringen und damit den Löwenanteil der täglich zurückzulegenden Distanzen in Deutschland und im Schnitt abdecken. In unserem Fall liegen wir mit knapp 60 Kilometer hin und zurück zur Arbeitsstelle leicht darüber. Davon ein Drittel Landstraße, ein Drittel Autobahn, ein Drittel Stadt. Eigentlich perfekt. Vorteil: Wir können zu Hause vor der Garage laden, das heißt der Kia-Akku ist in knapp drei Stunden auf voller Leistung. Nachteil: In der Arbeit gibt es den Stromstoß extra nicht, wir müssen mit den vorhandenen Kapazitäten auskommen.

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Kia XCeed 1,6 GDI PHEV Armaturenbrett Lenkrad
Sportliches Interieur, natürlich voll digital. Für unseren Geschmack ist das Fahrer-Display mit Informationen überfrachtet. © Kia

Kia XCeed – so arbeiten die beiden Motoren zusammen

Im Alltag lautet das: Bei den Fahrmodi legt man am besten die Stufe Hybrid ein. Das heißt: Verbrenner – ja, den gibt es auch noch – und Elektromotor wechseln sich gegenseitig ab. Je nachdem, wer von der Energiebilanz günstiger ist, treibt das 1,6 Tonnen schwere Auto an. Der Benziner beim Kia XCeed ist 1,6 Liter groß und leistet 105 PS. Was per se nicht schlecht wäre, dürfte der schalten und walten, wie er wollte. Konzipiert wurde der Verbrenner jedoch eher als Zusatztriebwerk. Das heißt, wenn man Leistung vom Gesamtsystem (immerhin 141 PS) abruft, dann schiebt der E-Motor erst kräftig an, dann springt der Benziner ein. Aus Effizienzgründen erreicht er seine volle Leistung erst bei 5.700 Umdrehungen pro Minute. Und da jault der Vierzylinder schon ziemlich auf. So gesehen ist der Kia XCeed nicht unbedingt eine lahme Ente, immerhin packt er die Marke von 100 km/h in 11,0 Sekunden, aber er leider fühlt er sich so an.

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Kia XCeed 1,6 GDI PHEV Ladepunkt am Auto Ladekabel
Aufgeladen ist der 8,9 kW große Akku immerhin in knapp drei Stunden. An einer herkömmlichen Steckdose. © Kia

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Hybridfahrt mit Kia XCeed – so sieht die Endabrechnung aus

Doch wie sieht die Bilanz im Alltag tatsächlich aus? Wir kommen mit vier Kilometern Restreichweite wieder zu Hause an. Das heißt, die Batterie ist fast leer. Der Benzinverbrauch liegt bei 4,8 Litern auf 100 Kilometern, die versprochenen 1,4 Liter sind utopisch. Schnell nachgerechnet: Die Batterieladung kostet rund 2,50 Euro bei einem Grundpreis von 0,30 Euro pro kW. Der Sprit macht noch mal knapp vier Euro aus. Damit kommt man auf 6,70 Euro. Allerdings nur für 60 Kilometer.

Unser Fazit zum Verbrauch des Kia XCeed hybrid

Energiesparen sieht anders aus. Mit dieser Problematik steht Kia nicht allein da. Hybridautos haben Probleme effizient zu sein, weil sie durch den doppelten Antrieb einfach mehr Gewicht herumschleppen. Und jedes Zusatzgramm kostet Energie. Nun prüfe sich, wer wirklich ein Hybridauto fahren möchte, es sei denn, er schielt nur auf die vergünstigte Dienstwagen-Besteuerung und weniger auf die Energiebilanz.

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Kia XCeed 1,6 GDI PHEV Kofferraum Ladekabel
Das Ladekabel liegt im Unterboden des Kofferraums . Andere Hersteller packen es in eine Tasche, die im Weg umgeht. © Kia

Diese Punkte ärgern, in einem Detail ist der Kia Premium

Jenseits der grundsätzlichen Hybrid-Problematik ist der Kia XCeed ein wirklich patentes Auto. In der Motzer-Ecke finden sich zwar solche Details, dass die Türen nicht richtig gut zufallen und immer nachjustiert werden müssen. Dass die Sprachbedienung ziemliche Verständigungsschwierigkeiten hat, und dass das digitale Display mit Informationen überfrachtet ist. Dafür aber schätzen wir die feinen Züge des Autos. Damit meinen wir nicht nur das Aussehen, sondern, dass der Fahrersitz zurückfährt, um beim Einsteigen zu helfen. So etwas findet man normalerweise nur in der Premium-Klasse.

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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