«Man muss versuchen, in irgendeiner Form zu differenzieren zwischen Leuten, die wirklich vorsätzlich ständig schwarzfahren, und Leuten, die am Automaten gescheitert sind», sagt der Ehrenvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann. Das viel zu komplizierte Tarifsystem mit seinen regionalen Unterschieden mache es den Kunden unnötig schwer, an die richtige Fahrkarte zu kommen. Mal müssten die Tickets vor der Fahrt gekauft werden, mal in der Bahn, mal müssten sie abgestempelt werden, mal nicht, kritisiert auch vzbv-Expertin Marion Jungbluth. Sie ist überzeugt, dass viele Schwarzfahrten gar nicht absichtlich passieren. Der Gesetzgeber sehe für solche Fälle eigentlich eine Kulanzregelung vor. Aber: «Man stellt zunehmend fest, dass die Kontrolleure das Wort Kulanz gar nicht kennen.»
Ist diese Kritik berechtigt?
Auch der VDV räumt ein, dass es solche «Graufahrer» gibt. Für die Kontrolleure sei es nicht immer einfach, festzustellen, ob jemand absichtlich oder versehentlich schwarzfährt. «Es gibt keine Ausrede, die die noch nicht gehört haben», sagt Sprecher Wagner. Dabei erwische es sicher auch hin und wieder einen Fahrgast zu Unrecht. Aber deshalb die ganze Erhöhung infrage stellen? «97, 98 Prozent unserer Kunden sind ehrliche Kunden - und aus deren Sicht muss man es doch mal sehen», findet Wagner. «Die zahlen das, was die Anderen nicht zahlen, irgendwann über den Ticketpreis mit.»
Verordnung zur Änderung der Vorschriften (pdf)
Eisenbahn-Verkehrsordnung § 12, S. 4 (pdf)
Strafgesetzbuch § 265a, S. 127 (pdf)
VDV zum Bundesrats-Beschluss, 08.05.2015
VDV zur Bundesrats-Initiative, 22.10.2014
Pro Bahn zur geplanten Erhöhung, 24.11.2014
vzbv-Stellungnahme zur geplanten Erhöhung (pdf)
- «Mein Hund hat meinen Fahrschein gefressen.»
- «Die Zugluft hat mir den Fahrschein aus der Hand gerissen.»
- «Ich habe geglaubt, Sonntag ist gratis.»
- «Meine Freundin hat Schluss gemacht und alles weggeworfen, was ich habe.»
- «Ich wusste nicht, dass man für eine Station auch eine Fahrkarte lösen muss.»
- «Ich habe meine alte Karte gezeigt, weil ich meine neue weggeschmissen habe.»
- Sie sei «Königin Adriane» und wohne im Berliner Schloss Charlottenburg, behauptete eine beim Schwarzfahren in einem Zug in Schleswig-Holstein erwischte Frau.