Die EnBW hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr knapp die Hälfte aller Standorte für ultraschnelles Laden in Deutschland gebaut. Damit betreibe sie mehr solcher Schnellladestandorte als Tesla und Ionity zusammen, sagte eine Sprecherin. Solche Ladesäulen der EnBW gebe es auch an jeder dritten Autobahnraststätte.
«Durchschnittlich nehmen wir jeden Tag einen neuen Standort in Betrieb», erklärte die Sprecherin. Noch in diesem Jahr sollen es 1000 deutschlandweit sein. Rund 100 Millionen Euro seien bis 2025 jedes Jahr für den weiteren Ausbau geplant. Um dabei nah am Kunden zu sein, setzt der Konzern auf Partnerschaften etwa mit Baumärkten und Drogeriemärkten. Die Idee dabei: Elektroautofahrer suchen sich fürs Einkaufen ein Ziel, an dem sie parallel laden können.
Ziel ist flächendeckendes Ladenetz
Die Bundesregierung hat einen «Masterplan Ladeinfrastruktur» erarbeitet. Ziel ist ein flächendeckendes und kundenfreundliches Ladenetz. Derzeit sind verschiedenen Vorhaben in der Mache.
Allerdings knirscht es bei einigen: Die EnBW etwa kritisiert ein geplantes Schnellladegesetz. Damit soll ein flächendeckender, über den aktuellen Bedarf hinausgehender Ausbau von öffentlich zugänglichen Schnellladepunkten gewährleistet werden - über ein staatliches Ausschreibungssystem. Eine Förderung geht aus Sicht der EnBW aber zulasten der Anbieter, die schon Schnellladepunkte betrieben. Und wenn die Bundesregierung ihre Förderung an Preisobergrenzen für Ladevorgänge koppele, führe das «zu einem ruinösen Wettbewerb für die Bestandsinfrastruktur», argumentierte das Unternehmen in einem Schreiben, das der «Welt am Sonntag» vorlag.
Knatsch gibt es auch an anderer Stelle. Es geht um die Frage: Was passiert, wenn in ein paar Jahren Millionen von E-Autos gleichzeitig abends privat in der Garage geladen werden? Ziel ist eine bessere Steuerung der Stromnetze, damit diese nicht überlastet werden.
Einem Entwurf aus dem Wirtschaftsministerium zufolge sollten Stromanbieter quasi eine Zwangsladepause verordnen können, wenn eine Überlastung des Netzes drohen würde. VDA-Präsidentin Müller kritisierte in der «Welt am Sonntag»: «Was Spitzenglättung genannt wird, bedeutet für die Kunden leider Abschalten.» Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zog den Entwurf zurück, weil dieser nicht seine Billigung habe. Er lege «größten Wert» darauf, dass der Hochlauf der E-Mobilität schnell und für alle Beteiligten verlässlich erfolge.
Das wiederum brachte die Energiewirtschaft auf die Palme. Die BDEW-Chefin Kerstin Andreae schimpfte, es werde ohne Not eine «Reichweiten-Angst» herbeigeredet. Es sei klug, in einem kurzen Zeitfenster die Ladeleistung an die aktuelle Situation im jeweiligen Stromverteilnetz anzupassen. «Dass das dazu führen könnte, dass ein E-Autofahrer nur aufgrund dieses zeitlich eng begrenzten Eingriffs mit leerer Batterie dasteht, ist ein konstruiertes Beispiel.»
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Ladesäulenkarte der Bundesnetzagentur