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Schluckspecht oder Sparfuchs? Hybrid im Praxistest

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Mitsubishi Outlander PHEV: Die Kraft von drei Motoren (zwei E-Aggregate an Vorder- und Hinterachse, ein Benziner vorne) sorgt mit 203 PS Systemleistung für komfortable Fahrwerte. Wehe jedoch, wenn die Batterie leer ist …
Mitsubishi Outlander PHEV: Die Kraft von drei Motoren (zwei E-Aggregate an Vorder- und Hinterachse, ein Benziner vorne) sorgt mit 203 PS Systemleistung für komfortable Fahrwerte. Wehe jedoch, wenn die Batterie leer ist … © Mitsubishi

So geheimnisvoll das Wort auch klingt, es begegnet uns doch im täglichen Sprachgebrauch auf Schritt und Tritt: TÜV, EDV, ADAC, PC, FCB –das alles sind so genannten Akronyme.

Also Abkürzungen, die aus den Anfangsbuchstaben der jeweiligen Worte entstanden sind. Beim japanischen Autohersteller Mitsubishi gibt es für das Modell Outlander jetzt den Zusatz PHEV. Und dabei handelt es sich um einen völlig neuartig angetriebenen SUV (sports utility vehicle), denn PHEV bedeutet nichts anderes als „plug-in hybrid electric vehicle“ oder auf gut Deutsch: ein wahlweise elek­trisch oder mit Benzinmotor betriebenes Auto, dessen Batterie im Stand aufgeladen werden kann. Und bei einem solch fortschrittlichen Vehikel soll der Verbrauch bei knapp zwei Tonnen Gewicht nur bei 1,9 Litern auf 100 Kilometern liegen? Wir habenden Mitsubishi Outlander PHEV getestet.

Mitsubishi Outlander PHEV im Test

Doch zunächst noch einmal zum Antriebskonzept des Japaners, das ihm im Augenblick zumindest eine Alleinstellung in diesem Segment beschert und damit auch ganz prächtige Absatzzahlen auf dem europäischen Markt (14 000 Verkäufe bis September): Der Outlander besitzt jeweils ein Elektroaggregat mit je 82 PS an Vorder -und Hinterachse, dazu schaltet sich je nach Bedarf ein 121-PS-Benzinmotor, der einerseits über einen Generator Strom erzeugt, mit dem wiederum die E-Motoren versorgt werden, aber der andererseits im Bedarfsfall auch ganz herkömmlich über die Vorderachse am Antrieb des Fahrzeugs teilnimmt. Klingt kompliziert, das Auto fährt sich aber ganz einfach, denn der Computer rechnet aus, wann welcher Betrieb für den Verbrauch am sinnvollsten ist.

So fährt sich der Mitsubishi Outlander PHEV

Und so fühlt sich der PHEV-Mitsubishi an: einsteigen, Türen schließen, Startknopf drücken. Lauschen. Ja, läuft der denn schon? Tut er, aber elektrisch. Und damit schleichen wir quasi auf Samtpfoten durch die Straßen der Nachbarschaft. Man gewöhnt sich an die nicht vorhandene Lärmkulisse recht schnell und erschrickt sogar, wenn man beim ungestümen Bedienen des Gaspedals das Zuschalten des Benziners herausfordert. Das muss aber nicht passieren: Denn mit einer Reichweite von 52 Kilometern und einer elektrischen Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h weist der Outlander schon recht gute Werte auf.

Mitsubishi Outlander PHEV
Gute Verarbeitung, klares Cockpit: Die inneren Werte des Outlanders überzeugen. © Mitsubishi

Und so sieht es in der Praxis aus: Der Arbeitsweg betrug im Testfall 32 Kilometer einfach, davon ein Drittel Landstraße, ein Drittel Autobahn und ein Drittel Stadt. Im aufgeladenen Zustand (fünf Stunden an einer herkömmlichen Steckdose, die Aufladung auf 12kWh kostet bei einem durchschnittlichen Preis von rund 29 Cent pro kWh also etwa 3,50 Euro) erreichen wir Traumverbräuche. Nur 0,9 Liter Benzin, der Akku ist nach 98-prozentigem Elektrobetrieb noch zu rund einem Drittel voll. Das kann sich doch sehen lassen! Leider können wir in der Arbeit nicht nachladen, und so landen wir nach dem Nachhauseweg tatsächlich bei 3,5 Litern Superbenzin, der Akku ist dafür fast leer.

Spätestens jetzt zücken Sparfüchse den Rechner. 3,5 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer, dazu 12 kWH, ebenfalls auf dieser Distanz. Das macht nach Adam Riese Fahrtkosten von knapp acht Euro auf 100 Kilometer, was einem theoretischen Spritverbrauch von rund sechs Litern entspricht.

Was bedeutet dieses Ergebnis? Zum einen sicherlich, dass wir das hybride Fahren noch lernen müssen, zum anderen, dass die Technik nicht für jeden Fahrbetrieb geeignet ist. Die dann doch relativ hohen Verbrauchswerte resultieren tragischerweise aus der fortschrittlichen Technik, denn durch E-Motoren, Generator und Akkus wiegt der PHEV im Vergleich zum herkömmlichen Modell rund 500 Kilo mehr. Und das kostet Energie. Das heißt: Wer das Auto im Pendlerbetrieb elektrisch auffüllen kann, der profitiert. Jeder Kilometer, den der Outlander herkömmlich zurücklegen muss, der schluckt ordentlich Energie.

Fazit 

Spaß gemacht hat der Outlander auf alle Fälle. Schön, wenn man ein so schweres Gerät leichtfüssig und leise wie der Fuchs im Hühnerstall bewegen kann. Schön auch, wenn das Kind im Manne wie im vorliegenden Fall durch regelbare Rekuperation und andere technische Spielereien befriedigt wird. Ernüchternd wirkt dann leider der tatsächliche Verbrauch. Wenn man aber den recht vernünftigen Grundpreis des Fahrzeugs mitrechnet, die günstige Kfz-Steuer (40 Euro pro Jahr) miteinbezieht und dann noch einen Schuss Pioniergeist abzieht, dann wiederum ist der Outlander PHEV doch ein Auto das schwer okay ist.

Rudolf Bögel

Mitsubishi Outlander PHEV

Leistung2 E-Motoren mit jeweils 82 PS1 Benziner mit 121 PS
Höchstgeschw.170 km/h
Rein elektrisch120 km/h
Verbrauch gesamt1,9 l/100km
Strom13,4 kWh/100km
CO244 g/km
Tankinhalt45 Liter
Leergewicht1885 kg
Basispreis39 990 Euro

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