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Renault Megane  - Cabrio bei (fast) jedem Wetter

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Im Frühling war es genauso kühl wie jetzt im Sommer: Und dennoch wollte unsere Testfahrerin Dorita Plange das Dach nicht zumachen.
Im Frühling war es genauso kühl wie jetzt im Sommer: Und dennoch wollte unsere Testfahrerin Dorita Plange das Dach nicht zumachen. © steffen-leiprecht.de

Was der Nachbar wohl denkt? Der Renault Megane Coupé-Cabriolet TCe 130 verführt im Test zu auffälligen Verhaltensweisen. Der Grund: das Cabriodach.

Der Nachbar denkt wahrscheinlich, ich bin nicht mehr ganz dicht. Zum ungefähr zehnten Mal lasse ich an diesem kühlen Abend das Autodach herauf und wieder herunter. Weil ich mich nicht sattsehen kann an diesem grandiosen Mechanismus, der mühelos in nur 20 Sekunden den gesamten Aufbau inklusive Glasdach und Stahlrahmen mit sanftem Schnurren im Kofferraum verschwinden lässt. Eine Premiere in der bis dato für mich verschlossenen Welt der Cabriofreunde, die selbst bei einstelligen Temperaturen schwören, das sei „üüüüberhaupt“ nicht kalt. Und wissen Sie was? Es stimmt! Jedenfalls wenn man die Freude hat, in diesem eleganten Traum aus schneeweißem Lack und schwarzem Leder total entspannt durch die Landschaft zu gleiten.

Erster Eindruck vom neuen Renault Megane Coupé-Cabriolet TCe 130: Wow! Steht ihm gut, dieses strahlende Weiß. Von vorne elegant, von hinten etwas wuchtig. Ich nehme Platz. Und bin schon Zuhause. Extrem bequeme, straff gespannte Ledersitze mit spezieller Lendenwirbelstütze. Griffiges Lenkrad. Eine minimalistische, elegant beleuchtete Armatur, die genau das zeigt, was ich wissen muss. Nicht mehr und nicht weniger. Selbst die großen Ziffern der Tempoanzeige im Tacho – sonst meist zum Abgewöhnen hässlich – passen gut zu diesem Design.

Gestartet wird per Keycard. Die Karte ist allerdings so flach und leicht, dass man ständig in Sorge ist, sie zu verlieren. Der Tempopilot signalisiert lautlos in grünen bzw. roten Ringen, ob das voreingestellte Tempo eingehalten oder überschritten wird. Kein nerviges Gepiepse, kein Ding-Dong quält die Ohren. Die Musik läuft auch bei Navi-Anweisungen leise weiter. Die ins Multimediasystem integrierte TomTom-Navigation sowie Telefon und Radio sind selbsterklärend und über den Multifunktionsknopf (oder per Touchscreen) zu bedienen, bei dem der Arm bequem auf der Armlehne liegen bleiben kann. Praktisch: Die Navigations-SD-Karte kann entnommen und am Computer stets aktualisiert oder mit Zusatzfunktionen erweitert werden. Das iPhone ließ sich ohne Murren synchronisieren. Mit der Sprachsteuerung am Lenkrad lassen sich Telefonate annehmen. Praktisch auch der zentrale Fensterheber für alle Seitenscheiben. Einzig die dicke, kurze Antenne in Eiffelturm-Look mitten auf dem Heck teilt den Rückspiegel optisch störend in zwei Hälften.

Renault Megane CC ohne Verdeck ein Vergnügen

Das Sechsganggetriebe schaltet sich butterweich. Der kräftige Anzug des TCe-Benzinmotors mit 130 PS verleiht Sicherheit und lässt einen auch auf den Bergstraßen nicht hängen. Leichte Ausbruchstendezen des Hecks bei kräftiger Beschleunigung in der Kurve fängt das ESP rasch wieder ein.

Von Kitzbühel aus rolle ich elegant durchs österreichische Inntal zum Mieminger Plateau und über den Fernpass hinunter ins Allgäu zu den Füssener Königsschlössern. Das Verdeck bleibt natürlich geöffnet. Warme Luftströme von vorne, unten und den Seiten sowie ein warmes Halstuch für den Nacken und die Sitzheizung verhindern Fröstelanfälle bei nur noch zwölf Grad celsius auf dem Pass. Mein leicht gereizter Ischias entspannt sich spürbar. Gänsehaut habe ich trotzdem – vor lauter Vergnügen.

Mit geschlossenem Dach und Vollgas geht es später über die Autobahn zurück nach München. Das Sicherheitsgefühl beim Höchsttempo von ungefähr 200 Stundenkilometern leidet dank geschwindigkeitsabhängiger Servolenkung keine Sekunde. Auch der Geräuschpegel ist dank des Hardtops nicht lauter als in normalen Autos.

Renault Megane Coupé-Cabriolet
In 20 Sekunden oben ohne: So lange dauert es, bis das Dach des sympathischen Franzosen vollautomatisch auf- oder zugeklappt ist. © steffen-leiprecht.de

Offen gefahren gerät die Frisur ab Tempo 130 auf den Vordersitzen in Gefahr. Und es wird ziemlich laut. Auf den schalenförmigen Hintersitzen dagegen wirbelt es ohne Windschott (gegen Aufpreis) schon innerorts ab Tempo 40 gehörig. Aber dort wird mangels Beinfreiheit eh niemand allzu lange sitzen wollen. Die beiden Türen sind übrigens extrem lang – verschärfte Beulengefahr beim Parknachbarn.
Auch mit dem Gepäck ist das so eine Sache. 415 Liter fasst der zwar tiefe, aber flache Kofferraum. Beim abgesenkten Dach ist es nur noch knapp die Hälfte (215 Liter). Aufrecht stehend passt da noch nicht mal der Einkaufskorb hinein. Ein versenkbares Netzrollo gibt die maximale Ladehöhe vor. Schlau: Ohne ausgerolltes Netzrollo rührt sich das Dach keinen Zentimeter. Angesichts dieser knappen Maße bleibt dieses Cabrio ein wunderschöner Singletraum für Individualisten, die gern mit Minimalgepäck reisen und keine allzu aufwendigen Hobbys pflegen. Für eine längere Reise zu zweit wird es jedenfalls eng. Für meinen Geschmack etwas zu eng.

Meine Freunde meinen: „Das Auto steht dir.“ Das finde ich eigentlich auch. Müsste ich – zumindest für diese Luxus-Version – nur noch schlanke 33.000 Euro (die Preisliste beginnt bei 28.100 Euro) zusammenkratzen. Angemessen, meine ich.

Die Windsbraut: Renault Mégane Coupé-Cabriolet

Dorita Plange

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